Unser tägliches Brot - Kirchenbezirk Geislingen
Unser tägliches Brot - Kirchenbezirk Geislingen
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Der Grüne Gockel kräht auf dem Kirchturm<br />
Bewahrung der Schöpfung<br />
GERLINDE HÜHN<br />
Wer kann sich noch daran erinnern, wann das Wort<br />
„Waldsterben“ zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auftauchte?<br />
Es war Ende der Siebzigerjahre.<br />
Ich sehe noch den Auftritt eines Vertreters der Grünen bei<br />
einer Fernsehsendung vor mir, wo er mit einem kranken<br />
Bäumchen vor die Kamera trat. Damals lachten alle und<br />
hielten diese Leute für Spinner.<br />
Inzwischen wird das Wort „Waldsterben“ in der französischen<br />
Sprache benutzt und als Phänomen von allen<br />
anerkannt, ebenso die drohende Klimakatastrophe aufgrund<br />
des hohen CO 2 -Ausstoßes.<br />
Seit ca. 25 Jahren wächst das Umweltbewusstsein. Wir<br />
sammeln alle fleißig Papier, alte Dosen, Glas, trennen Müll<br />
und achten zunehmend auf Energiesparlampen in unseren<br />
Zimmern. Erstaunlicherweise sind es oft eher die älteren<br />
Mitbürger, die ihren Müll trennen. Ist diese Ökoeinstellung<br />
bei den jungen Menschen am Schwinden?<br />
Kirche und Umwelt<br />
Bisher hatten sich die Kirchengemeinden als ganzes, als<br />
Organisation, noch nicht recht an der ökologischen Bewegung<br />
beteiligt.<br />
Vor Jahren habe ich als Dekanin einmal einen Energiecheck<br />
für die Kirchengemeinden des <strong>Kirchenbezirk</strong>s <strong>Geislingen</strong><br />
angeregt, aber leider ist das Unternehmen wieder<br />
im Sande verlaufen. Die Zeit war wohl noch nicht reif dafür.<br />
Seit einigen Jahren denken die Kirchengemeinden aufgrund<br />
der zurückgehenden Finanzen und Gemeindegliederzahlen<br />
übers Sparen nach.<br />
In einem „Spar- und Strukturausschuss“ überlegte die<br />
Gesamtkirchengemeinde <strong>Geislingen</strong>, wo überall gespart<br />
werden könnte. Ein Posten – nicht der größte, aber doch<br />
ein lohnender – sind die Energiekosten.<br />
Inzwischen gibt es darüber hinaus innerhalb der Landeskirche<br />
den sogenannten „Grünen Gockel“, ein an das<br />
EMAS-System (EMAS = eco management and audit<br />
scheme) angelehntes Energiemanagement für kirchliche<br />
Einrichtungen und Gemeinden.<br />
Das war es, was wir gesucht hatten! Der Gesamtkirchengemeinderat<br />
ließ sich den Grünen Gockel vorstellen und<br />
fasste den Beschluss, ihn durchzuführen.<br />
Und es fanden sich nach einigen Suchen engagierte<br />
Umweltteams in jeder der damals noch 5 Gemeinden der<br />
Gesamtkirchengemeinde, die sich mit Eifer und Elan ans<br />
Werk machten. Darüber hinaus beteiligten sich: die<br />
Erwachsenenbildung, die <strong>Kirchenbezirk</strong>skasse mit dem<br />
Haus Stötten und die Diakonie-Sozialstation.<br />
In jedem Team fand sich einer, der besonders gut mit dem<br />
PC umgehen konnte, und in jedem Team ein oder mehrere<br />
Sachverständige für die Gebäude der jeweiligen<br />
Gemeinde.<br />
Eine interessante Aufgabe für Männer<br />
Auffällig und für mich besonders schön ist die Beobachtung,<br />
dass sich für diese Aufgabe überdurchschnittlich<br />
viele Männer zur Verfügung stellten, die doch in der<br />
Regel seltener in Gemeinden auftauchen.<br />
„I got two strong arms, I can help“ haben einmal die<br />
Beatles gesungen. Vielleicht fällt es Männern leichter, sich<br />
bei technischen Fragen einzubringen als bei Bibeldiskussionen<br />
oder Kuchenbackteams. Für den Prozess war es<br />
jedenfalls sehr gut.<br />
Die Erhebungen des ersten Jahres waren recht aufwendig,<br />
und manchmal wollte einigen die Motivation schier gar<br />
schwinden, aber alle haben durchgehalten.<br />
Und nach der Zertifizierung steht die praktische Umsetzung<br />
an: da wird es leichter, konkreter und in gewisser<br />
Weise auch handfester.<br />
Danken muss man allen, die sich bisher engagiert haben.<br />
Sie haben Mühe, Bereitschaft und auch Frust auf sich<br />
genommen und damit der Gesamtkirchengemeinde einen<br />
großen Dienst erwiesen. Die Umwelt wird es ihnen danken.<br />
Es wird noch ein gutes Stück Arbeit vor den Umweltteams<br />
liegen, alles Beschlossene umzusetzen und darüber<br />
hinaus eine größere Breitenwirkung in den Gemeinden<br />
zu erreichen.<br />
Wer wird noch mitmachen?<br />
Es wäre schön, wenn sich auch andere Gemeinden im<br />
<strong>Kirchenbezirk</strong> fänden, die den Grünen Gockel bei sich<br />
durchführten. Wer für sich den Grünen Gockel durchführen<br />
würde, könnte von den Erfahrungen der Geislinger<br />
profitieren. Ich kann in Aussicht stellen: Das erste Jahr ist<br />
etwas stressig, danach läuft’s leichter.<br />
Die interessierten Gemeinden sollten sich zu Konvois von<br />
mindestens 5 Organisationen zusammenschließen. Es ist<br />
auch möglich, andere Einrichtungen vor Ort zu beteiligen:<br />
wie eine diakonische Institution oder die bürgerliche<br />
Gemeinde.<br />
Ich hoffe, dass bald der Grüne Gockel auf allen Kirchtürmen<br />
kräht.<br />
Dekanin Gerlinde Hühn<br />
Der Grüne Gockel ist ein speziell für Kirchengemeinden<br />
gemeinsam mit Kirchengemeinden entwickeltes<br />
Umweltmanagementsystem nach der Europäischen<br />
Norm EMAS. Es benötigt eine geringe Dokumentation,<br />
wird alle drei Jahre von außen begutachtet, entfaltet<br />
hohe Wirksamkeit<br />
Ziele sind:<br />
Gott als den Schöpfer des Himmels und der Erde ins Leben holen<br />
Bildung des Bewusstseins der ganzen Gemeinde zur „Bewahrung<br />
der Schöpfung“<br />
intelligente Nutzung der Ressourcen = systematische + dauerhafte<br />
Verringerung<br />
nachhaltige und dauerhafte Verankerung des Systems in Gemeinde /<br />
Einrichtung (= breite Basis)<br />
transparent, glaubwürdig, wirtschaftlich: so lebt + wirkt die<br />
Kirchengemeinde / Einrichtung nach innen + außen<br />
Interessante Links:<br />
http://www.elk-wue.de/<br />
http://www.gruener-gockel.de/<br />
http://www.kate-stuttgart.org/<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
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