Unser tägliches Brot - Kirchenbezirk Geislingen
Unser tägliches Brot - Kirchenbezirk Geislingen
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„<strong>Unser</strong> <strong>tägliches</strong> <strong>Brot</strong> gib uns heute“ –<br />
in Krankheit und im Krankenhaus<br />
KLAUS HOOF<br />
Sonntagmorgen. Gottesdienst in der Krankenhauskapelle.<br />
Nach der Predigt Abendmahl, wie jeden Sonntag. Bei der<br />
Austeilung steht eine kleine Gruppe von zehn Gottesdienstbesuchenden<br />
vor dem Altar. Zwei sind sitzengeblieben,<br />
weil sie nicht ohne Hilfe oder Rollstuhl nach vorne<br />
kommen können. Ein Ehepaar ist während der Austeilung<br />
emotional sehr bewegt. Beim Entlasswort „Ich lebe und<br />
ihr sollt auch leben“ kommen der Frau die Tränen. Am<br />
Ausgang bedanken sie sich und erzählen auf Nachfragen,<br />
dass dem Mann eine schwere Operation bevorsteht.<br />
Eigentlich sei er zu schwach dafür. Aber das sei seine<br />
einzige Chance. Deshalb sei der Gottesdienst heute so<br />
wichtig für sie gewesen und die Feier des Abendmahls<br />
habe ihnen gut getan und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und ihre Hoffnung gestärkt.<br />
„<strong>Unser</strong> <strong>tägliches</strong> <strong>Brot</strong> gib uns heute“ – wie gut, dass<br />
Kirche im Krankenhaus präsent ist! Im Krankenhausgottesdienst<br />
können Menschen in ihren Krankheitsnöten einen<br />
Ort finden, an dem ihre Ängste und Gefühle einen Platz<br />
haben und wo ihre Hoffnung Nahrung durch das <strong>Brot</strong><br />
erhält, dass die Seele nährt und „Notwendig“ ist.<br />
Kranke besuchen gehört zum Christsein<br />
<strong>Unser</strong> <strong>tägliches</strong> <strong>Brot</strong>, das notwendige, gib uns heute –<br />
was heißt das im Krankenhaus? In der Krise einer Erkrankung,<br />
zumal wenn Menschen aus ihrer gewohnten und<br />
ihnen Sicherheit gebenden Umgebung herausgerissen<br />
werden und sich in der fremden und ungewohnten Welt<br />
einer Klinik wiederfinden, spüren manche, wie sie ihr<br />
„all-<strong>tägliches</strong>“ <strong>Brot</strong> nicht mehr satt macht. Neben der Not<br />
leiblicher Erkrankung treten die Nöte existentieller Fragen.<br />
Der Wunsch und das Bedürfnis nach Gespräch und Austausch<br />
sind größer als sonst. Die Bibel berichtet, dass<br />
Jesus sich von der Not der Kranken hat anrühren lassen.<br />
Er hat mit ihnen gesprochen. Er hat Kranke geheilt. Deshalb<br />
hat es von Beginn des Christentums an zum Selbstverständnis<br />
der Christen gehört, Kranke zu besuchen.<br />
Besuchsdienst im Krankenhaus<br />
Angesichts der immer kürzeren Verweildauer der Patienten<br />
und eines 50 %-igen Dienstauftrags ist es Krankenhauspfarrer<br />
Klaus Hoof nicht möglich, alle evangelischen<br />
Patienten zu besuchen. Deshalb hat er zusammen mit<br />
seinem katholischen Kollegen Bernhard Veil im Jahr 2008<br />
Frauen und Männer für einen ehrenamtlichen kirchlichen<br />
Besuchsdienst gesucht und in mehreren Seminartagen für<br />
diese Aufgabe ausgebildet. Im Februar 2009 haben sich<br />
dann 11 Frauen und 3 Männer aus 7 evangelischen und 3<br />
katholischen Kirchengemeinden verbindlich bereit erklärt,<br />
Patientinnen und Patienten aus ihren Gemeinden in der<br />
Geislinger Helfenstein Klinik zu besuchen. Das ist ein sehr<br />
erfreuliches Ergebnis, zeigt es doch, wie viel Engagement,<br />
Fenster in der Krankenhauskapelle der Helfensteinklinik<br />
Verantwortungsbewusstsein und Einsatzwillen Menschen<br />
in unseren Gemeinden haben.<br />
Inzwischen sind die ehrenamtlich Mitarbeitenden des<br />
kirchlichen Besuchsdienstes in ihren Gemeinden in einem<br />
Gottesdienst in ihre neue Aufgabe eingesetzt und auf das<br />
Einhalten des Schweigegebotes und des Seelsorgegeheimnis<br />
verpflichtet worden. Mindestens alle zwei Wochen<br />
einmal besuchen sie nun kranke Menschen aus ihren<br />
Gemeinden. Pfarrer Hoof und Dipl. Theol. Veil werden die<br />
Frauen und Männer weiterhin fachlich fortbilden und in<br />
ihrer Arbeit begleiten.<br />
„<strong>Unser</strong> <strong>tägliches</strong> <strong>Brot</strong> gib uns heute“ – eigentlich ist diese<br />
Bitte so etwas wie ein Notruf, denn wer so betet, der<br />
schreit um Hilfe, für andere und für sich selbst. Gebe<br />
Gott, dass wir Christen solche Notrufe in uns selbst und<br />
bei anderen hören und dass der neue kirchliche Besuchsdienst<br />
ein Beitrag zum Mittragen der Not wird.<br />
Klaus Hoof ist Pfarrer<br />
an der Helfenstein-Klinik<br />
in <strong>Geislingen</strong><br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
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