Unser tägliches Brot - Kirchenbezirk Geislingen
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N D E S S Y N O D E<br />
BEATE KELLER<br />
Diese Bitte des „Vaterunser“ möchte ich unter<br />
vier Gesichtspunkten bedenken:<br />
1. „UNSER <strong>tägliches</strong> <strong>Brot</strong> gib uns heute“<br />
Nicht um mein oder dein sondern um unser<br />
<strong>Brot</strong> dürfen oder sollen wir Gott bitten. Gott<br />
gibt uns <strong>Brot</strong> und unsere Aufgabe ist es, dieses<br />
<strong>Brot</strong> zu verteilen, zu schauen, dass jeder das<br />
bekommt, was er zum Leben braucht. Dass das<br />
leichter gesagt ist als getan, zeigt die Realität<br />
auf unserer Erde. Menschen verhungern, nicht<br />
weil es zu wenig <strong>Brot</strong> gäbe, sondern weil durch<br />
Krieg und Gewalt, Misswirtschaft und Profitgier<br />
wir das <strong>Brot</strong>, das Gott uns gibt, vernichten oder<br />
es nicht schaffen, alle Menschen daran teilhaben<br />
zu lassen. Wo können wir in unserem Alltag<br />
dazu beitragen, dass das <strong>Brot</strong> unter uns besser<br />
verteilt wird?<br />
2. „<strong>Unser</strong> TÄGLICHES <strong>Brot</strong> gib uns heute“<br />
Handelt es sich hier um einen Dauerauftrag<br />
Gottes oder eher um eine Tagesration? Ich<br />
meine letzteres. „Tägliches <strong>Brot</strong>“ ist nicht gleich<br />
„<strong>Brot</strong> täglich“. Aber wir hätten doch lieber<br />
gleich <strong>Brot</strong> für die nächsten Wochen oder Jahre.<br />
Wir fordern Sicherheiten an unserem Arbeitsplatz,<br />
von Banken und Versicherungen. Wir<br />
wollen, dass unsere Zukunft abgesichert ist. Das<br />
ist unsere Grundhaltung. Jesus fordert uns aber<br />
mit dieser Bitte auf, für die Tagesration zu bitten.<br />
Wir können und dürfen uns ja mit dieser<br />
Bitte täglich an Gott wenden. Ist dies nicht<br />
genug?<br />
<strong>Unser</strong> <strong>tägliches</strong> <strong>Brot</strong><br />
gib uns heute<br />
3. „<strong>Unser</strong> <strong>tägliches</strong> BROT gib uns heute“<br />
Mit dieser Bitte im „Vater unser“ zeigt uns Gott<br />
ganz deutlich, dass es ihm nicht nur um unseren<br />
Glauben oder unser geistliches Leben geht,<br />
sondern um unseren Leib. Gott will dass wir<br />
leben und er weiß, dass wir dafür handfeste<br />
Nahrung brauchen; von frommen Sprüchen<br />
wird niemand satt. Wir brauchen <strong>Brot</strong>: Mehl,<br />
Wasser, Sauerteig und etwas Salz, mehr nicht.<br />
Mehr nicht? Reicht uns das? Schwingt bei uns<br />
nicht beim Beten dieser Bitte gedanklich der<br />
Arbeitsplatz mit, das entsprechende Einkommen,<br />
das Haus, der Urlaub, den wir verdient<br />
haben, all unser Wohlstand? Vielleicht führt uns<br />
diese Bitte dazu, innezuhalten und darüber<br />
nachzudenken, was wir wirklich zum Leben<br />
brauchen und auf was wir verzichten können,<br />
ohne dabei gleich zu verhungern.<br />
4. „<strong>Unser</strong> <strong>tägliches</strong> <strong>Brot</strong> gib uns HEUTE“<br />
Ich habe den Eindruck, wir leben manchmal<br />
mehr in der Zukunft als in der Gegenwart. Wir<br />
sehen Dinge auf uns zukommen, rechnen mit<br />
Veränderungen, die real noch gar nicht existieren<br />
und setzen dabei viel Zeit, Kraft und Energie<br />
ein, all diese Prognosen zu verarbeiten und uns<br />
darauf vorzubereiten, so dass für das eigentliche<br />
Leben heute nichts mehr übrig bleibt. Lohnt<br />
sich das? In die Zukunft blicken, aber im Heute<br />
leben, das müssen wir wieder lernen: im Heute<br />
leben, es bewusst wahrnehmen und Gott dafür<br />
dankbar sein.<br />
„<strong>Unser</strong> <strong>tägliches</strong> <strong>Brot</strong> gib uns heute“ –<br />
Gott gibt es uns.<br />
Beate Keller<br />
Landessynodale<br />
T I S C H G E B E T A U S D E U T S C H L A N D :<br />
Aller Augen warten auf Dich, o Herr, und Du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.<br />
Du tust Deine milde Hand auf und erfüllst alles, was da lebet, mit Wohlgefallen. Amen.<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
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