Unser tägliches Brot - Kirchenbezirk Geislingen
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Tränen dürfen fließen<br />
Das Trauercafé ist ein Angebot für alle, die<br />
nahestehende Angehörige oder Freundinnen<br />
und Freunde verloren haben. Auch wenn es von<br />
der evangelischen Kirche getragen wird, steht<br />
es allen offen, unabhängig von ihrer Konfession<br />
und Herkunft. Man kann regelmäßig daran teilnehmen<br />
oder bei Bedarf, genauso wie man ein<br />
Café aufsuchen würde. Die Getränke haben<br />
einen moderaten Preis, und für die sonstigen<br />
Aufwendungen gibt es ein Spendenkässchen.<br />
Jedes Treffen beginnt mit einer Befindlichkeitsrunde,<br />
in der alle zu Wort kommen, die das<br />
wünschen. Dann wird ein Thema besonders<br />
besprochen. Die unterschiedlichen Erfahrungen<br />
in der Trauer, aber auch das, was eine Trauernde<br />
aktuell beschäftigt, sollen zur Sprache kommen.<br />
Meistens liegt dieses Thema schon in der Luft,<br />
wenn alle einmal etwas gesagt haben. Festtage<br />
oder die Frage, wie der Urlaub dieses Jahr<br />
geplant werden soll, beschäftigen alle gleichzeitig.<br />
Anderes ist vielleicht gerade so bedrängend,<br />
so verletzend gewesen, dass es sich aufdrängt,<br />
darüber zu sprechen. Dann tragen beispielsweise<br />
alle ihre Erlebnisse mit ehemaligen Freunden<br />
oder dem hilflosen Nachbarn zusammen,<br />
der lieber auf die andere Straßenseite wechselt,<br />
als ein Gespräch anzufangen. Gut ist es, wenn<br />
Tränen fließen dürfen, ohne dass es die Anderen<br />
verlegen macht.<br />
Und manchmal wird auch wieder gelacht<br />
Wer einen nahen Angehörigen, den Lebensoder<br />
Ehepartner verloren hat, muss oft mit zwei<br />
Herausforderungen kämpfen. Einerseits gilt es,<br />
mit dem Verlust leben zu lernen ohne die Leere<br />
einfach zu überdecken. Andererseits kommen<br />
fast auf alle wesentlich mehr Aufgaben zu. Die<br />
Frauen sind plötzlich damit konfrontiert, dass sie<br />
sich um die Umwälzpumpe im Haus oder die<br />
Steuererklärung kümmern müssen. Das war oft<br />
die Aufgabe ihres Mannes gewesen. Ein Witwer<br />
muss sich jetzt um den Haushalt kümmern,<br />
den vorher seine Frau besorgte. Was zwei Leute<br />
gemeinsam erledigt haben, muss nun eine<br />
Person oft allein schaffen. Da ist es gut, wenn<br />
unter ähnlich Betroffenen Experten sind, die<br />
man um Rat fragen kann. Der Mann, der stolz<br />
darauf ist, wie er inzwischen mit dem Haushalt<br />
zurecht kommt, fragt in die Runde: „Kann mir<br />
mal eine von den erfahrenen Hausfrauen sagen,<br />
wie oft ich meine Kaffeemaschine entkalken<br />
sollte?“<br />
So gibt es auch nach der angeleiteten<br />
Gesprächsrunde noch viel Anlass, um sich auszutauschen.<br />
Und manchmal wird dabei auch<br />
zum ersten Mal wieder gelacht.<br />
Gertraude Reich-Bochtler ist<br />
Pfarrerin in Aufhausen und<br />
Trauerbegleiterin<br />
In der ersten Oktoberwoche 2009 wird in<br />
<strong>Geislingen</strong> ein 6-wöchiger Kurs für Trauernde<br />
in Zusammenarbeit mit dem Hospizverein<br />
Göppingen starten.<br />
Weitere Informationen und Anmeldung<br />
bei der Evangelischen Erwachsenenbildung<br />
<strong>Geislingen</strong>.<br />
Telefon 0 73 31 / 30 70 97 30 (Vormittags)<br />
T I S C H G E B E T A U S E N G L A N D :<br />
For food in a world where many walk in hunger; for faith in a world where many walk of fear;<br />
for friends in a world where many walk alone; we give you humble thanks, O Lord. Amen.<br />
EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />
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