ROTWILDES 6 - Schweizer Jäger
ROTWILDES 6 - Schweizer Jäger
ROTWILDES 6 - Schweizer Jäger
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Die WEISHEIT<br />
des ALTERS<br />
Die letzte Septemberdekade ist angebrochen und trotz der<br />
relativ milden Witterung läuft die Rotwildbrunft auf Hoch touren.<br />
Helge Schulz wurde Zeuge eines erbitterten Brunftkampfes in<br />
einem Rotwildrevier in Deutschland.<br />
Text und Fotos: Helge Schulz<br />
Wie in fast jedem Jahr, versuche<br />
ich auch diesmal mein Fotoglück.<br />
Vier Wunschmotive schwirren<br />
schon seit einigen Jahren in meinem<br />
Kopf und warten auf Umsetzung.<br />
Rottiere, die auf den Hinterläufen<br />
stehen und Blattwerk<br />
von den Bäumen äsen, endlich<br />
mal einen Rothirsch mit zusätzlichem<br />
Kopfschmuck (Wimpel) im<br />
Geweih fotografi eren, die Dokumentation<br />
einer Paarung bei guten<br />
Licht- und Sichtverhältnissen<br />
und der sehnlichste Wunsch: die<br />
Urgewalt eines Kampfes in beeindruckenden<br />
Bildern festhalten.<br />
Drei Tage später ist der Wunschzettel<br />
bis auf den Kampf erfüllt<br />
und es sollte, aus fotografi scher<br />
Sicht betrachtet, die erfolgreichste<br />
Brunft meiner bisherigen fotografi<br />
schen Laufbahn werden.<br />
An diesem Spätnachmittag<br />
beo bachte ich seit einer Stunde<br />
einen Rothirsch mit kleinem Rudel.<br />
Die Tiere und Kälber ruhen<br />
gut gedeckt im hohen Gras. Ein<br />
idyllischer Anblick, der zeitweise<br />
Langeweile aufkommen lässt, da<br />
sich ansonsten nicht viel bewegt.<br />
Als sich dann aus östlicher Richtung<br />
zwei weitere Tiere mit Kälbern<br />
nähern, kommt auch Leben<br />
in das vor mir ruhende Kahlwild.<br />
Die Rottiere erheben sich und<br />
äugen interessiert zu dem sich<br />
schnell heranwechselnden Rotwild.<br />
Dem Hirsch sind die Damen<br />
ebenfalls nicht entgangen und mit<br />
dem arttypischen Imponierverhalten,<br />
das Haupt zurück gelehnt und<br />
mit stampfend wirkenden Schritten<br />
versucht er, die Weibchen in<br />
«sein» Rudel einzugliedern.<br />
Offensichtlich haben Hirsche<br />
zeitweise die gleichen Verständigungsprobleme<br />
mit dem weibli-<br />
chen Geschlecht, wie der Homo<br />
sapiens. Das Kahlwild zieht zielstrebig<br />
weiter und animiert die<br />
anderen Tiere zu folgen.<br />
Überraschende Wende<br />
Der Recke folgt dem kleinen<br />
Rudel und versucht, dieses immer<br />
wieder an seinen Platz zu dirigieren.<br />
Die Versuche scheitern und<br />
schlussendlich folgt der Geweihte<br />
den Tieren im Abstand von 50 Metern.<br />
Das Rudel hat mittlerweile<br />
einen gut einsehbaren Eichenhain<br />
durchquert und steht am Rand einer<br />
grossen Wildwiese, sichert<br />
kurz und zieht auf die Freifl äche.<br />
Es vergeht ein kurzer Moment und<br />
der dortige Platzhirsch eräugt das<br />
zielstrebig ziehende Wild, wechselt<br />
diesem mit Imponierverhalten<br />
röhrend entgegen. In diesem Moment<br />
erscheint der dem Kahlwild<br />
folgende Hirsch am Rand des Eichenhorstes,<br />
lässt ebenfalls seinen<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 9/2009 11