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ROTWILDES 6 - Schweizer Jäger

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Bund und Kantone<br />

CH<br />

«Die Jagd als<br />

Schule des Masses»<br />

Delgiertenversammlung<br />

RevierJagd Schweiz<br />

In Sempach haben am 22.<br />

August über zweihundert<br />

Funktionäre und Freunde der<br />

<strong>Schweizer</strong> Revierjagd das hundertjährige<br />

Bestehen des Verbandes<br />

RevierJagd Schweiz<br />

und zugleich dessen Aufl ösung<br />

gefeiert. Bundesrat Moritz<br />

Leuenberger wertete den<br />

Anlass mit einer wegweisenden<br />

Rede auf. Er rief die <strong>Jäger</strong><br />

dazu auf, «die ewigen Jagdgründe<br />

zu sichern».<br />

Einstimmig genehmigte<br />

die DV des Verbandes Revier-<br />

Jagd Schweiz die Aufl ösung.<br />

Die Sektionen werden einzeln<br />

in den gestärkten Dachverband<br />

JagdSchweiz eintreten, der in<br />

Zukunft die systemunabhängige<br />

und sprachenübergreifende<br />

Stimme der rund 30 000<br />

<strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> sein wird.<br />

Bundesrat Moritz Leuenberger ging<br />

auf die ökologischen Gleichgewichte<br />

und die Nachhaltigkeit ein und würdigte<br />

die Arbeit der <strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong>innen<br />

und <strong>Jäger</strong>: «Was Mass ist,<br />

zeigt uns die Jagd beispielhaft».<br />

64 <strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 9/2009<br />

Über die defi nitive Verwendung<br />

des Verbandsvermögens<br />

(ca. 228 000 Franken minus Jubiläumskosten)<br />

entscheidet der<br />

als Liquidationskommis sion<br />

eingesetzte bisherige Vorstand<br />

bis zum Oktober.<br />

Werner Fluder, Präsident<br />

des Verbandes seit 2000, bezeichnete<br />

in seinem Grusswort<br />

in der jagdlich geschmückten<br />

Sempacher Festhalle am See<br />

die Aufl ösung des Verbandes<br />

als «einen Akt der radikalen<br />

Selbstbesinnung und Neuori-<br />

entierung. Die <strong>Jäger</strong> haben allen<br />

Grund dazu.» Jagd ist nicht<br />

mehr so gesellschaftsfähig wie<br />

früher. Sie ist zwar wirtschaftlich<br />

unbedeutend, aber «ein<br />

Randgebiet von hohem emotionalem<br />

Reizwert». Als wichtigste<br />

Herausforderungen der<br />

<strong>Schweizer</strong> Jagd im 21. Jahrhundert<br />

bezeichnete Fluder<br />

den intelligenten Umgang mit<br />

dem Problem der zurückkehrenden<br />

Grossraubtiere und die<br />

Fähigkeit, Wildbestände zu regulieren:<br />

den Rothirsch in den<br />

Bergen, das Schwarzwild im<br />

Mittelland. Fluder sagte wörtlich:<br />

«Die <strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong><br />

werden in Zukunft auch da ran<br />

gemessen werden, wie sie mit<br />

den nicht jagdbaren Arten umgehen.<br />

Wer die Natur als unteilbares<br />

Ganzes begreift, wird<br />

sich für alle Lebewesen verantwortlich<br />

fühlen.»<br />

«Knutisierung» der Tierwelt<br />

verschleiert die wahren<br />

Probleme!<br />

Bundesrat Moritz Leuenberger<br />

enttäuschte die hohen<br />

Die Aufl ösung des Verbandes RevierJagd Schweiz erfolgte einstimmig. Eine Kommission von RevierJagd Schweiz soll<br />

über den Verwendungszweck des Verbandskapitals Vorschläge ausarbeiten.<br />

Erwartungen der gespannten<br />

<strong>Jäger</strong>gemeinde nicht, sondern<br />

legte einmal mehr eine Probe<br />

seiner brillanten und geistreichen<br />

Rhetorik ab – aber auch<br />

ein Muster für politische Sensibilität<br />

und Problemkenntnis.<br />

Er stellte die Jagd in grössere<br />

Zusammenhänge und wies auf<br />

die Folgen unseres Lebens-<br />

Dr. Thomas Petitjean, bisher Vizepräsident RJS, und Hanspeter Egli,<br />

Präsident der Sektion St. Gallen, wurden als Vertreter im Vorstand von<br />

JagdSchweiz für die DV 2010 vorgeschlagen.<br />

stils hin: Mit vordergründigen<br />

emotionalen Debatten um<br />

Grossraubtiere, Jagd usw. verdecken<br />

wir fundamentale Widersprüche.<br />

«Wir bestellen im<br />

Restaurant liebend gern Wild,<br />

doch vom Erlegen des Tieres<br />

wollen wir nichts wissen. Dass<br />

jährlich rund 8000 Rehe, 400<br />

Wildschweine und 800 Feldhasen<br />

von Autos angefahren<br />

und getötet werden, verdrängen<br />

wir gefl issentlich. Das romantische<br />

Getue um herzige<br />

Tierlein, diese ’Knutisierung’<br />

der Tierwelt verschleiert die<br />

wahren Probleme und verunmöglicht<br />

eine rationale Diskussion<br />

über vernünftigen und<br />

nachhaltigen Umweltschutz»,<br />

sagte Moritz Leuenberger in<br />

Sempach. Er brach eine Lanze<br />

für die Biodiversität, die<br />

in der Jagd längst verwirklicht<br />

sei. Und wörtlich: «Die<br />

gefährlichsten Wilderer sind<br />

die Wilderer an den Regenwäldern<br />

und am Klima. Die<br />

wirklich gefährlichen Wilderer<br />

sind wir alle.» Das Ökosystem<br />

basiere auf sehr vielen<br />

Gleichgewichten und auf dem<br />

Prinzip des guten Masses. <strong>Jäger</strong>,<br />

die die feinen Veränderungen<br />

des Gleichgewichts in der<br />

Natur als erste wahrnehmen,<br />

seien Garanten dieses Masses.<br />

«Was mass ist, zeigt uns die<br />

Jagd beispielhaft. Wenn wir<br />

über die Jagd nachdenken,<br />

sehen wir auch uns selber, unsere<br />

Geschichte, unsere Einstellung<br />

zu Tier und Umwelt<br />

und damit auch zur ganzen<br />

Welt.» Kari Lüönd<br />

Fotos: Josef Griffel<br />

Die ganze Rede von Bundesrat Moritz Leuenberger<br />

im Wortlaut: www.uvek.admin.ch/dokumentation/00476/00477/01702/index.html?lang=de<br />

Albert Stössel überbrachte die<br />

Grüsse des SPW und hob hervor,<br />

dass der Einheitsverband Jagd-<br />

Schweiz dank der guten Zusammenarbeit<br />

der Verbände zustande kam.

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