ROTWILDES 6 - Schweizer Jäger
ROTWILDES 6 - Schweizer Jäger
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Denn ansonsten hätte ich ja<br />
auf der Fahrt zum Stand einen<br />
anderen Menschen problemlos<br />
erschiessen können. Die Munition<br />
muss natürlich noch separat<br />
weg von der Waffe liegen.<br />
Behörde soll verdachtsunabhängig<br />
jederzeit Zugangskontrollen<br />
in Privathäusern<br />
durchführen dürfen<br />
Bei den Überlegungen<br />
zur weiteren Verschärfung<br />
des Waffenrechts werden sogar<br />
Grundrechte («Human<br />
Rights») ausser Kraft gesetzt.<br />
Politiker fordern routinemässige<br />
Zufallskontrollen durch<br />
Polizei- und Waffenbehörden<br />
bei <strong>Jäger</strong>n und Sportschützen.<br />
Das ohne jeden Anfangsverdacht.<br />
Es reicht, Waffenbesitzer<br />
zu sein, um Hausdurchsuchungen<br />
ohne richterlichen<br />
Durchsuchungsbefehl zu ermöglichen.<br />
So derzeit Forderungen<br />
aus der Politik. Der<br />
Waffenbesitzer wie <strong>Jäger</strong> oder<br />
Sportschütze wird von vornherein<br />
unter Generalverdacht gestellt,<br />
ist potenzieller Gefährder.<br />
Für Sportschützen geht<br />
die Überlegung so weit, dass<br />
man ihnen die Aufbewahrung<br />
der Waffen selbst in einem gesicherten<br />
Tresor zu Hause verbieten<br />
will und zentrale Aufbewahrungen<br />
bei Behörden oder<br />
an den Schiessstätten sehen<br />
möchte. Für Schwerkriminelle<br />
ein Wunschtraum: So könnten<br />
sie sich mit einem einzigen<br />
schnellen Einbruch oder Raub<br />
eine LKW-Ladung Waffen und<br />
Munition verschaffen. Überlegungen<br />
aus der Politik gehen<br />
in Deutschland dahin, den Jä-<br />
Foto: Kurt Gansner<br />
gern nur den Besitz weniger<br />
Waffen durch gesetzliche Limitierung<br />
zu erlauben. Ebenso<br />
Munition: <strong>Jäger</strong>n soll nur noch<br />
eine eng begrenzte Zahl von<br />
Munition erlaubt werden. Obwohl<br />
die Kriminalstatistik der<br />
letzten Jahrzehnte wohl kaum<br />
einen Fall ausweist, in der mit<br />
einem Jagdkaliber, zum Beispiel<br />
mit einer 6,5x55 oder der<br />
8x68 S eine Straftat begangen<br />
worden ist.<br />
Nicht von legalen, sondern<br />
von illegalen Waffen gehen<br />
Gefahren aus<br />
Dabei übersieht man bei<br />
den aktionistischen Forderungen<br />
völlig, dass es selten Waffen<br />
von <strong>Jäger</strong>n waren, die bei<br />
kriminellen Handlungen benutzt<br />
wurden. Dafür sprechen<br />
in Deutschland wie auch in der<br />
Schweiz deutliche Zahlen. Es<br />
gibt in Deutschland etwa 10<br />
Millionen legale Waffen bei<br />
Polizei, Militär, Sicherheitsunternehmen,<br />
<strong>Jäger</strong>n, Sportschützen,<br />
legalen Sammlern.<br />
Dem steht die zwei- bis dreifache<br />
Menge illegaler Schusswaffen<br />
gegenüber. Die Dunkelziffer<br />
ist hier sehr hoch, doch<br />
nach professionellen Schätzungen<br />
gibt es mindestens 20<br />
Millionen illegale Schusswaffen<br />
in Deutschland.<br />
In England wurde 1996 nach<br />
einem ähnlichen Massaker, bei<br />
dem der Amokschütze Thomas<br />
Hamilton 16 Kinder und eine<br />
Lehrerin erschoss, der private<br />
Waffenbesitz fast ganz verboten.<br />
Dennoch steigt in Grossbritannien<br />
bei gleichzeitiger<br />
Abnahme der Gewalttaten die<br />
Zahl der Straftaten, bei denen<br />
Waffen dürfen nicht an Orten aufbewahrt werden, die für Unberechtigte<br />
zugänglich sind.<br />
Schusswaffen benutzt werden,<br />
stetig. Waffen aber hätte es gar<br />
nicht mehr geben dürfen. Übrigens:<br />
Bei den dort bei kriminellen<br />
Handlungen genutzten<br />
steigt der Anteil automatischer<br />
Waffen derzeit an.<br />
Laut Statistik des deutschen<br />
Bundeskriminalamtes hat sich<br />
in Deutschland die Gewaltkriminalität<br />
zwischen 1970 und<br />
2000 verdreifacht. Die Zahl<br />
der Fälle, bei denen Schusswaffen<br />
verwendet wurden,<br />
sank in der gleichen Zeit: Von<br />
12 904 in 1971 über 8892 in<br />
1980 auf 6937 in 2000, obwohl<br />
die Bundesrepublik Deutschland<br />
durch Wiedervereinigung<br />
grösser wurde. In 1999 wurden<br />
bei 2851 Straftaten gegen<br />
das Leben 381 mit Schusswaffen<br />
verübt (13,4%), davon nur<br />
22 mit legalen Schusswaffen.<br />
Das sind gerade mal 0,77 Prozent!<br />
Das heisst: 99,23% der<br />
Morde und Totschläge sowie<br />
deren Versuche würden nachweislich<br />
weiter passieren,<br />
wenn es keine legalen Waffen<br />
mehr gäbe. Es ist nachgerade<br />
idiotisch, für die 0,77 Prozent<br />
der Fälle erneut die Waffengesetze<br />
zu verschärfen, wohingegen<br />
die 99,23 Prozent illegaler<br />
Waffen gesetzlich nicht<br />
erreichbar sein werden.<br />
Positionspapier des<br />
Landesjagdverbandes<br />
Baden-Württemberg<br />
Der Landesjagdverband Baden-Württemberg<br />
hat ein Positionspapier<br />
erarbeitet, um die<br />
Diskussion zu versachlichen<br />
und <strong>Jäger</strong>n und Schützen eine<br />
Argumentationshilfe zu bieten.<br />
Das Papier ist für gleiche<br />
Diskussionen in der Schweiz<br />
nützlich. Die baden-württembergischen<br />
<strong>Jäger</strong> verlangen,<br />
wieder den Verstand heranzuziehen<br />
und zur Gelassenheit<br />
zurückzukehren. Dies muss<br />
auch dazu führen, dass weg<br />
von Hektik und Hysterie wieder<br />
sachlich und Vorfall bezogen<br />
diskutiert werden kann.<br />
Die umfassenden Diskussionen<br />
zur erneuten und wiederum<br />
unsystematischen oder<br />
sinnlosen Änderung des Waffenrechts<br />
machten aber wieder<br />
einmal deutlich, dass man<br />
sich den eigentlichen Problemen<br />
nicht zuwenden will oder<br />
kann.<br />
Die einzelnen Punkte des<br />
Positionspapieres sind nachstehend<br />
wortwörtlich abgedruckt:<br />
1. Bei der uns ständig eingeredeten<br />
Rundumfürsorge<br />
des Staates wird der Eindruck<br />
erweckt, dass veränderte gesetzliche<br />
Regelungen eine Lösung<br />
bringen, selbst wenn die<br />
Ursache eines Vorfalles in ei-<br />
nem Gesetzesverstoss liegt.<br />
Versagt haben aber Menschen,<br />
die gesetzliche Bestimmungen<br />
übertreten haben; versagt hat<br />
auch ein zwischenmenschliches<br />
Kontrollsystem. Nicht das<br />
Recht muss sich ändern, sondern<br />
die Menschen, die damit<br />
umzugehen haben. Seit jeher<br />
war es eine bequeme Lösung,<br />
sich mit Regelungen den etwa<br />
10% legalen Waffenbesitzern<br />
zuzuwenden, weil man die ca.<br />
90% illegalen Waffenbesitzer<br />
weder greifen, noch reglementieren<br />
kann. Dies wäre erneut<br />
zu kurz gesprungen.<br />
2. Wir haben ein ausserordentlich<br />
strenges Waffenrecht.<br />
Erwerb, Transport, Aufbewahrung<br />
und Führen von Waffen<br />
sind streng geregelt. Hier bedarf<br />
es keinerlei Änderungen.<br />
Selbst ein völliges Waffenverbot<br />
könnte nicht verhindern,<br />
dass illegal Waffen vorhanden<br />
sind und verwendet werden.<br />
Die für den Waffenbesitz<br />
geregelten Zuverlässigkeitsvoraussetzungen<br />
sind ausserordentlich<br />
streng. Schon bei Bestrafungen<br />
ab 60 Tagessätzen,<br />
ganz gleichgültig, ob die Strafe<br />
einen Waffenbezug hat oder<br />
aus völlig anderen Bereichen<br />
wie dem lnsolvenzrecht, dem<br />
Umweltrecht oder dem allgemeinen<br />
Strafrecht kommt, ist<br />
die Zuverlässigkeit beseitigt<br />
und der Waffenbesitz hoch gefährdet.<br />
Würde man dieselben<br />
Massstäbe an die Zuverlässigkeit<br />
etwa für die Politik, den<br />
öffentlichen Dienst oder andere<br />
verantwortungsvolle Bereiche<br />
anlegen, dann könnte<br />
sich dort manche personelle<br />
Zusammensetzung ändern.<br />
Deshalb bedarf es keiner Verschärfung,<br />
aber einer sauberen<br />
Rechtsanwendung.<br />
3. Zur Erfüllung ihrer Aufgabe<br />
benötigen <strong>Jäger</strong> geeignete<br />
Langwaffen für die Jagdausübung,<br />
Kurzwaffen für<br />
die Fallenjagd und die Nach-<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 9/2009 73<br />
Ausland