17.11.2017 Aufrufe

DER KONSTRUKTEUR 11/2017

DER KONSTRUKTEUR 11/2017

DER KONSTRUKTEUR 11/2017

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />

Industrie 4.0 stellt große Herausforderungen an Maschinenbauer<br />

und Automatisier – auch an Sensorhersteller. Die Anforderungen<br />

an Sensorik und deren Konzeption werden neu definiert. Die<br />

Redaktion sprach hierüber mit Michael Bozek, Produkt- und<br />

Business Development Manager bei Pepperl+Fuchs in Mannheim.<br />

Wie definieren Sie für sich als<br />

Sensorhersteller Industrie 4.0?<br />

Was zeichnet einen Industrie-<br />

4.0-fähigen Sensor aus?<br />

Können Sie uns ein Beispiel für<br />

einen bereits realisierten<br />

Sensor 4.0 geben?<br />

Industrie 4.0 ist in ihrer<br />

Komplexität für viele noch<br />

schwer greifbar. Wie begegnen<br />

Sie dieser Komplexität?<br />

Sie haben auch eine Tochtergesellschaft<br />

gegründet, die Ihre<br />

Kunden auf dem Weg in die<br />

Digitalisierung begleiten soll?<br />

Industrie 4.0 steht für die umfassende Nutzung von Daten und Informationen aus<br />

Maschinen und Anlagen. Dies geschieht aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und<br />

auf unterschiedlichen Organisationsebenen innerhalb und außerhalb des Unternehmens.<br />

Es entsteht das Bild der Transformation, von einer streng hierarchischen, zu einer netzwerkgleichen<br />

Informations- und Kommunikationsstruktur im Unternehmen.<br />

Für uns als Sensorhersteller bedeutet es, dass sich die ursprüngliche Funktion unserer<br />

Produkte verändert. Im klassischen Bild der Automatisierungspyramide waren Sensoren<br />

lediglich terminale „Messwertfühler“, die Ihre Daten unverändert und ungefiltert an die<br />

übergeordnete Maschinensteuerung auslieferten. Im neuen Bild der vernetzten Informationssysteme<br />

ist der Sensor eingebunden in ein Netz aus Informationen. Das bedeutet, er<br />

sendet seine Daten nicht nur unidirektional in Richtung Steuerung sondern kommuniziert<br />

bidirektional mit mehreren und oftmals auch unterschiedlichen Kommunikationspartnern<br />

auf unterschiedlichen Prozessebenen. Somit wird der Messfühler zum Datenserver,<br />

der selbst entscheiden muss, welchen Kommunikationspartner er mit welchen Zustandsinformationen<br />

über die Maschine versorgt und was die dafür geeignete Sprache ist.<br />

Um die oben genannten Anforderungen erfüllen zu können, muss ein Industrie-4.0-<br />

fähiger Sensor grundsätzlich „smart“ sein. Von smarten Sensoren sprechen wir immer<br />

dann, wenn sie einen Mikrokontroller mit einem Datenspeicher enthalten, um digital<br />

kommunizieren zu können. Außerdem muss ein smarter Sensor in der Lage sein, sich<br />

eigenständig oder auf Anfrage eindeutig identifizieren zu können. Ein Sensor 4.0 leistet<br />

aber noch deutlich mehr. An ihn wird die Forderung gestellt, nicht nur ein Protokoll „zu<br />

sprechen“, sondern gemäß der Anfragen seiner Kommunikationspartner die Sprache<br />

anpassen zu können. Außerdem wird er Sensordaten aus mehreren, vielleicht sogar<br />

physikalisch unterschiedlichen Datenquellen fusionieren, um sie fragestellungsgerecht<br />

aufzubereiten und auszuliefern zu können. Auch ist es denkbar, dass sich die Anforderungen<br />

über die Zeit verändern. Dann muss der Sensor selbst entscheiden können,<br />

welche geänderten Informationen er seinen Kommunikationspartnern bereitstellt. Das<br />

Verwaltungsschalenmodell hilft dabei, diesen Gedanken weiterzuentwickeln.<br />

I4.0-fägige Sensoren im weiteren Sinne sind für uns Industriesensoren mit IO-Link-<br />

Schnittstelle. Sie erfüllen alle Attribute eines smarten Sensors, indem sie sich eindeutig<br />

identifizieren können, Parameter speichern und standardisiert kommunizieren können.<br />

Pepperl+Fuchs bietet schon seit einigen Jahren ein stetig wachsendes Portfolio an IO-<br />

Link-Sensoren. Produkte, die im engeren Sinne als Sensor 4.0 bezeichnet werden können,<br />

befinden sich in der Konzeptphase. Das Konzept sieht vor, dass solche Sensoren mit Hilfe<br />

von neuronalen Netzen für ihren Einsatz in der Maschine oder Anlage auf bestimmte<br />

Fragestellungen hin trainiert werden können. Einen entsprechenden Prototyp haben wir<br />

in diesem Frühjahr auf der Hannover Industriemesse vorgestellt.<br />

Wie überall gilt es auch hier, die Komplexität durch gezielte Fragmentierung in Teilfragen<br />

zu überwinden. Im Sinne der Automatisierungs- oder Sensortechnik besteht eine Industrie-<br />

4.0-Lösung technisch aus nur drei Systemkomponenten: smarter Sensorik, einem<br />

Datengateway für Übermittlung der Daten ins Internet sowie einer Datenplattform, die<br />

als Gegenstelle fungiert und die Speicherung bzw. Verwertung der Sensordaten vollzieht.<br />

So weit, so einfach. Natürlich stecken die ungelösten Fragen hinsichtlich Sensorfunktionen,<br />

Protokollstandards und Datensicherheit auf den tieferen Ebenen des Modells. Aber<br />

genau das macht für uns Techniker ja den Reiz aus.<br />

Die Neoception GmbH soll uns und unseren Kunden den Zugang zu den beiden letztgenannten<br />

Systemkomponenten „Datengateway“ und „Sensordatenplattform“ einer I4.0-<br />

Lösung erleichtern. Dabei konzentrieren sich die jungen Kollegen im Wesentlichen auf<br />

die Fragen rund um die notwenigen Softwarekomponenten. So werden z. B. bei einem<br />

Gateway, das primär in Hardware ausgeführt ist, auch Software-Konnektoren zum<br />

Anschluss an unterschiedlichste Datenplattformen benötigt.<br />

Neben diesem projektbezogenen Anpassungsengineering bietet Neoception aber auch<br />

eine Sensordatenplattform als eigenständiges Produkt an. Auch hier stellt das Unterneh-<br />

<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>11</strong>/<strong>2017</strong> 73

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!