stahlmarkt 05.2013 (Mai)
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18 K Steel International<br />
Stahlhandel und Service-Center<br />
auf dem Prüfstand<br />
9. SBC-Stahlgesprächsrunde gab Anregungen und Gelegenheit zu Diskussionen<br />
Ratingen (WS). Stahldistribution und Stahl-Service-Center können<br />
sich den konjunkturellen und politischen Rahmenbedingungen innerhalb<br />
der Wertschöpfungskette nicht entziehen. Sie sind genauso wie alle<br />
anderen Marktteilnehmer von den Stahlüberkapazitäten und einem<br />
zunehmenden Wettbewerbsdruck betroffen. In diesem Umfeld kommt es<br />
für die Unternehmen darauf an, sich optimal zu positionieren, wie<br />
Prof. Dr. Lothar Grebe, Inhaber des Stahl-Beratungs-Centrums (SBC),<br />
Meerbusch, auf der 9. Stahlgesprächsrunde in Ratingen erläuterte.<br />
(130505045/1)<br />
WW K Für zahlreiche Unternehmen der Distributions-<br />
und Stahl-Service-Branche besteht<br />
deshalb die Herausforderung, neue bzw.<br />
veränderte Geschäftsmodelle zu entwickeln<br />
und eine stärkere Differenzierung des eigenen<br />
Unternehmens im Markt zu erreichen.<br />
Heute gebe es vier unterschiedliche Ge -<br />
schäftsmodelle, die von den Unternehmen<br />
betrieben werden, so Grebe: zunächst die<br />
breite Marktversorgung mit mittleren bis<br />
großen Auftragsvolumina (»Market Supply<br />
Business«), mit der eine enge Produzentenanbindung<br />
mit einem werksnahen Vertrieb<br />
des Sortiments und zumeist nachgeschalteten<br />
Anarbeitungsmöglichkeiten verbunden<br />
ist. Das Geschäftsmodell des »Proximity<br />
Business« konzentriert sich dagegen eher<br />
auf die Bearbeitung regionaler und lokaler<br />
Märkte (z. B. Stahl plus Sanitär- und Eisenwaren).<br />
Dort bestehe oft das Problem des<br />
Kleinlosgeschäfts und ein starker Wettbewerb.<br />
Beim Modell des »Supply Chain Business«<br />
steht die Optimierung der Wertschöpfungsprozesse<br />
zwischen Lieferant und Kunde<br />
im Vordergrund. Das Sortiment ist gezielt<br />
auf die Bedürfnisse der Absatzbranchen<br />
ausgerichtet. Hier kann es um langfristige<br />
Systempartnerschaften gehen. Ein anderes,<br />
klassisches Geschäftsmodell ist schließlich<br />
das sogenannte »Core Competence Business«,<br />
wobei die Unternehmen als Produktspezialisten<br />
auftreten oder in einer<br />
Nische agieren.<br />
Prof. Dr. Lothar Grebe<br />
Die Stahldistribution weise eigentlich bereits<br />
einen hohen Konsolidierungsgrad in<br />
Deutschland auf, erklärte Grebe, denn die<br />
zehn größten Stahldistributeure bestreiten<br />
einen Marktanteil von über 60 %. Wichtig<br />
sei es deshalb, unternehmensspezifische<br />
Kompetenzen herauszubilden. Das gehe,<br />
indem man sich auf ein bestimmtes Stahlsortiment<br />
mit einer umfassenden Bearbeitung<br />
und passendem Service konzentriere.<br />
»Stahlhandel ist eben nicht nur Stahlhandel,<br />
so wie es früher mal war«, sagte Grebe. Wer<br />
heute ein extrem breites Sortiment führt<br />
und zu sehr mit »Standard«-Produkten auftritt,<br />
werde wohl in Zukunft weniger Aussichten<br />
haben. Ohne Spezialisierung bzw.<br />
Unterscheidungsmerkmale werde man es<br />
schwer haben. Wichtig seien auch die Themen<br />
Wertmanagement, Kapital, Prozessoptimierung,<br />
Kostenkalkulation, Inventory<br />
Risk Management etc. Das verlange eine<br />
Menge an Anstrengungen vom klassischen<br />
Mittelständler und dessen Personal. Man<br />
solle sich auch vor ganz neuen Wegen nicht<br />
verschließen, wie die Einrichtung von On -<br />
lineshops zur Vermarktung des eigenen Sortiments<br />
oder zur Veräußerung von Überbeständen<br />
über das neue Internettool »Steel<br />
Stock Exchange« (s.u.).<br />
Die weiteren, im Folgenden kurz behandelten<br />
Vorträge der Veranstaltung drehten<br />
sich um die Themenstellungen Konjunktur,<br />
Unternehmensstrategien und Marktsegmente<br />
auf Werksseite und im Bereich der<br />
Stahldistribution.<br />
Nachhaltiges Bauen mit Stahl<br />
Über »Green Steel« referierte Dr. Bernhard<br />
Hauke, bauforumstahl e.V., Düsseldorf. Er<br />
stellte die hohe Bedeutung von Stahl im<br />
Baubereich heraus, Stahl bleibe als Werkstoff<br />
für nachhaltiges Bauen unübertroffen.<br />
Das gilt insbesondere auch für seine hohe<br />
Recyclingfähigkeit: Betrachtet man den<br />
Lebenszyklus eines Gebäudes ganzheitlich,<br />
wird bei Stahl von einem Ansatz gesprochen,<br />
in dem »von der Wiege bis zur Wiege«<br />
gedacht wird und eben nicht nur »bis<br />
zur Bahre« wie bei nichtrecyclingfähigen<br />
Werkstoffen. D. h. die Lebensphasen eines<br />
Bauwerkes bestehen dann nicht aus vier,<br />
sondern aus fünf Phasen: Produktphase (vor<br />
dem Baubeginn, z. B. Rohstoffabbau, Transport,<br />
Herstellung), Bauphase, Nutzungsphase,<br />
Lebensende des Gebäudes und schließlich<br />
Lebensende des Produkts. Mit Letzterem<br />
sind über das Lebensende hinausgehende<br />
Gutschriften und Belastungen gemeint. Da -<br />
zu zählen Wiederverwendung, Recycling,<br />
Wiederverwertung bzw. Ersatz von Primärproduktion.<br />
Somit entsteht eine geschlos-<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>05.2013</strong>