Verpackungs Rundschau 05/98
Verpackungs Rundschau 05/98
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15,3 Prozent beteiligt. Um 40 Prozent hat<br />
Schmalbach den Personalbestand hier<br />
verringert und dabei trotzdem den Dosenausstoß<br />
verdoppeln können: Beweis für<br />
die erheblichen Anstrengungen, die hier<br />
in jüngster Zeit zur Produktivitätssteigerung<br />
unternommen wurden.<br />
Supercycle<br />
Zurück zum PET, oder von der Küste ins<br />
behaglich-gemütliche Burgund, wo nahe<br />
dem Wein-Mekka Beaune in Saint-Marie<br />
la Blanche die Schmalbach Lubeca PET<br />
Containers France Preforms und Getränkeflaschen<br />
produziert. Daneben steht<br />
ein weiteres Gebäude, in dem erstmals in<br />
Europa wird der Beweis dafür erbracht,<br />
daß ein geschlossener Kreislauf für PET-<br />
Lebensmittelverpackungen nicht nur<br />
technisch möglich, sondern auch wirtschaftlich<br />
ist. Das dafür angewendete Aufbereitungsverfahren<br />
heißt „Supercycle“<br />
und wird von Johnson Controls schon<br />
seit längerem in den USA praktiziert.<br />
Die Anlage hat rund 10 Mio. DM gekostet<br />
und wurde unter anderem mit<br />
Mitteln des französischen DSD-Pendants<br />
Eco-Emballages gefördert. Die Kapazität<br />
liegt momentan erst bei 6300 t PET-Granulat,<br />
kann aber bei Bedarf bis auf das<br />
Vierfache erhöht werden. Der Rohstoff<br />
besteht aus gebrauchten PET-Flaschen,<br />
die von Recyclingfirmen in Holland, der<br />
Schweiz, Österreich und Frankreich zu<br />
millimetergroßen Schnipseln, Flakes genannt,<br />
geshreddert wurden. Zunächst<br />
spürt ein Röntgendetektor zunächst die<br />
eventuell noch vorhandenen PVC-Reste<br />
auf, die dann ihrerseits zu eigenen Recyclingprodukten<br />
verarbeitet werden. Das<br />
verbleibende relativ reine PET wird sodann<br />
bei 170 Grad getrocknet, um überschüssige<br />
Feuchtigkeit zu entziehen.Nach<br />
vier Stunden werden die Flakes regranuliert,<br />
d.h. zu PET-Granulat extrudiert und<br />
kristallisiert, um eine maximale Wärmestabilität<br />
zu erzielen.<br />
In der Verfahrensphase wird das erste<br />
PET-Recylat, das sogenannte „Nucycle“,<br />
extrahiert. Es eignet sich ohne Einschränkung<br />
für den Non-Food-Einsatz, z.B. für<br />
Haushaltsreiniger-Gebinde,Packmittel für<br />
Körperpflegeprodukte oder Textilfasern.<br />
Anschließend werden auch noch die letzten<br />
Spuren gas-förmiger Verunreinigungen<br />
aus diesem Granulat eliminiert, insbesondere<br />
Aromastoffe.<br />
GETRÄNKEPACKMITTEL<br />
Die Endtrockung erfolgt in einer gigantisch<br />
anmutenden beweglichen Zylinder-<br />
Trommel, die an die ersten Raumfahrerkapseln<br />
erinnert. Das so gewonnene<br />
Supercycle-Granulat ist zu 100 Prozent<br />
nahrungsmittelgerecht und hat die nötigen<br />
Unbedenklichkeitszertifikate in den<br />
USA, England, Holland, Belgien, Frankreich<br />
und seit kurzem auch durch Fresenius<br />
in Deutschland erhalten.<br />
Momentan erzeugt die absolute High-<br />
Tech-Anlage, die der frühere Europa-<br />
Recyclingchef bei Schmalbach-Lubeca,<br />
der junge Holländer Peter Jacobs, nach<br />
US-Vorbild zusammengebastelt hat,1600 t<br />
Nucycle- und 4700 t Supercycle-Qualität.<br />
Die Nachfrage nach letzterer aus der<br />
Nahrungsmittelindustrie sei „rege“, berichtete<br />
Jacobs. PET-Vorformlinge aus<br />
diesem Granulat werden zum gleichen<br />
Preis verkauft wie PET-Preforms aus Neuware.<br />
In den kommenden Jahren würden<br />
in Europa überall PET-Recycler errichtet<br />
werden, prophezeite Hanno C. Fiedler,<br />
„auch in Deutschland“. Von daher sei es<br />
wirklich an der Zeit,die Mehrwegquote als<br />
„Wachstumsbremse für technologische<br />
Innovationen“ über Bord zu werfen.<br />
Dr. Jürgen Briem<br />
<strong>Verpackungs</strong>-<strong>Rundschau</strong> 5/19<strong>98</strong> 37