Verpackungs Rundschau 05/98

BDVI
Eine voller Erfolg für den Bund Deutscher
Verpackungs-Ingenieure (BDVI)
war die Regionalveranstaltung am 17.März
beim Pharmahersteller Lilly Deutschland
GmbH in Gießen. Auf dem Programm
stand die Besichtigung der zur Zeit weltweit
einzigen Anlage für automatisches
Herstellen und Befüllen von Faltschachteln.Die
Chance einer Besichtigung dieser
Anlage in Produktionsbetrieb wollten
viele BDVI-Mitglieder wahrnehmen. Doch
war die Teilnehmerzahl auf 20 begrenzt,
was Dipl.-Kfm. Stefan Drach von der
Ostma GmbH, der im Namen des BDVI
die Teilnehmer begrüßte und der Lilly
Deutschland GmbH für die Gastfreundschaft
dankte, sehr bedauerte.
Zunächst stellte Raimond Moldt als
Gastgeber das Unternehmen Lilly kurz vor
und erläuterte anschließend mit Video-
Unterstützung das Konzept der Online-
PrintPack-Anlage (OLPP). Lilly Deutschland
gehört zur Eli Lilly Company, einem
der bedeutensten Pharmakonzerne mit
weltweit rund 30000 Mitarbeitern. Die
Niederlassung in Gießen ist Lilly’s europäisches
Distributionszentrum. Von dort
aus werden über 5000 Kunden in verschiedenen
Ländern mit ca. 1000 Human- und
Tierarzneimitteln beliefert. Die Auslieferung
von Arzneimitteln an Kunden in unterschiedlichen
Sprachräumen erfordert
oft kundenspezifische Verpackungslösungen.
Um auch diesen Kunden eine
schnelle Belieferung garantieren zu können,
hat Lilly in partnerschaftlicher Zusammenarbeit
mit den Maschinenbauern
Ostma und Hapa das OLPP-System entwickelt,
welches sich seit letztem Jahr für
die Verpackung von Arzneimitteln mit Erfolg
im praktischen Einsatz befindet. Erfolgreich
deshalb,so Moldt zusammenfassend,
weil damit nicht nur das hauptsächlichste
Ziel, nämlich eine wesentliche Ver-
BDVI zu Besuch bei Lilly
kürzung der Lieferzeit, erreicht wurde,
sondern weil darüber hinaus die Kosten
für den Verpackungskomplex um insgesamt
bis zu 70 Prozent reduziert werden
konnten.
Die besichtigte Anlage war eingerichtet
für das automatische Verpacken von Vials
mit Packungsbeilage in Faltschachteln.
Zur Faltschachtelherstellung wird der unbedruckte
Karton von der Rolle abgerollt,
mehrfarbig bedruckt, gerillt, gestanzt, als
fertiger Zuschnitt beleimt und zur Faltschachtel
aufgerichtet. In die aufgerichtete
Schachtel werden Packungsbeilage und
Vial eingesetzt, wonach das Beleimen und
Verschließen der Schachtel erfolgen. Die
Packungsbeilage wurde zuvor in einem
parallelen Arbeitsgang von der Papierrolle
abgezogen, zweiseitig bedruckt, gefaltet
sowie geschnitten. Das Vial hat vor dem
Kartonieren eine Etikettierstation mit vorgeschaltetem
Druckwerk durchlaufen, in
dem die Etiketten von der Rolle aus mehrfarbig
bedruckt wurden.
Just-in-time-Fertigung
Den Besichtigungsteilnehmern war klar
geworden, daß eine solche „Alles-in-
Einem“-Anlage nicht dazu geeignet ist,
Arzneimittel einer Sorte in großer Auflage
mit hoher Geschwindigkeit zu verpacken,
denn das können konservative Anlagen,
die vorgefertigte Packmittel verarbeiten,
besser und wirtschaftlicher. Vielmehr verfolgte
Lilly Deutschland GmbH in Gießen
das Ziel, die Endverpackung seiner Produkte
in kleinen bis mittleren Auflagen,
für die häufige Umstellungen notwendig
sind,schneller,sicherer und kostengünstiger
abwickeln zu können. Dieses Ziel wurde
mit dem Einsatz der OLPP-Anlage ganz
klar erreicht. Die Just-in-time-Fertigung
unter völligem Verzicht auf den Einkauf
Verpackungsexperten des BDVI bei der Besichtigung der automatischen Verpackungsherstellung bei
Lilly Deutschland in Gießen
bedruckter Packmittel garantiert hohe
Produktsicherheit, weil Untermischungsrisiken
weiter minimiert werden. Der Einsatz
computergesteuerter Techniken ermöglicht
schnelles Einrichten der gesamten
Anlage. Man ist endlich in der Lage,
auch kleine Aufträge trotz Erfüllung kundenspezifischer
Ausstattungswünsche in
kürzester Zeit auszuführen.
Neben dem Vorteil der schnellen Lieferbereitschaft
wurden durch eine vorläufige
Betriebsmittelkalkulation bei Lilly
wesentliche Kosteneinsparungen festgestellt.
Die Kosten für die Inline-Verpackung
liegen um durchschnittlich 30
Prozent unter den Kosten, die bislang für
entsprechende Fertigungsgrößen mit vorgefertigten
und vorbedruckten Packmitteln
aufzuwenden waren. Das liegt zum
Teil daran, daß die Inline-Fertigung minimalen
Personalaufwand hat und so gut
wie keinen Ausschuß produziert.Spürbare
Kostenreduzierung resultiert außerdem
aus dem Wegfall des Beschaffens vorgefertigter
Packmittel, wozu Bestellung, Warenannahme,
Eingangsprüfung, Lagerkosten,
Buchhaltung, innerbetrieblicher
Transport und Entsorgung zählen. Hinzu
kommen noch ökologische Vorteile, die
sich aus dem minimalen Materialeinsatz
und aus dem dem stark reduzierten Logistikaufwand
ergeben. ❐
online-recherche in der
http://www.verpackungsrundschau.de
BDVI/DVI-Termine
Regionalgruppe Mitte – Stammtisch
am 12. Mai 1998, um 18.30 Uhr
Infos: Peter Lamboy, Fax: 06151/
502387.
Regionalgruppe West – Betriebsbesichtigung
bei der Jagenberg AG ,
Neuss
Termin: 15. Mai 1998, Anmeldungen
BDVI Berlin, Fax: 030/46307400
Heute schon vormerken: 8. Juni
1998 BDVI-Abend am Rande
des Verpackungs-Kongresses in
Baden-Baden (8.-10. Juni ‘98) auf
Einladung der Firma SIG.
Gäste, auch Nichtmitglieder, sind
herzlich willkommen!
48 Verpackungs-Rundschau 5/1998
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