Alpine Technologien 2012
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aktuell<br />
38 11/<strong>2012</strong> 11/<strong>2012</strong><br />
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aktuell<br />
Schutz vor<br />
Lawinen<br />
Lawinenverbauung Elliswiesen<br />
Bohrarbeiten für die Verankerung der<br />
Schneenetze im steilen Gelände<br />
Seit der Mensch alpine Gegenden besiedelt, ist er der<br />
Lawinengefahr ausgesetzt. Dass sich die Schäden in<br />
Südtirol in Grenzen halten, ist auch der Landesabteilung<br />
Wasserschutzbauten zu verdanken, die sich den Schutz<br />
vor Lawinen auf die Fahne geschrieben hat.<br />
Maiern in Ridnaun, 1950er Jahre:<br />
Die Lawine Elliswiesen wälzt sich<br />
über das Bärabod und die Braunhofer<br />
Köfel bis zur Kapelle St. Lorenzen.<br />
Der Glockenturm landet samt<br />
Glocken in den Wiesen neben dem<br />
Oberauerhof. 1951 verschüttet eine<br />
Lawine Maiern. „Die Häuser konnten<br />
nur über die oberen Stockwerke verlassen<br />
werden“, so Rudolf Pollinger,<br />
Rudolf Pollinger<br />
Direktor der Landesabteilung Wasserschutzbauten.<br />
Um diese Gefahr zu bannen, hat die Landesabteilung auf<br />
der Grundlage einer detaillierten Gefahrenanalyse ein<br />
aufwändiges Sicherungsprojekt gestartet und von 2007<br />
bis <strong>2012</strong> die gefährlichsten Anbruchgebiete mit Hilfe von<br />
Schneenetzen stabilisiert. „Die Entwicklung von modernen<br />
Ankertechniken und die Verwendung von Schneenetzen der<br />
letzten Generation waren eine interessante, technische und<br />
organisatorische Herausforderung “, erklärt Projektant und<br />
Bauleiter Paul von Hepperger vom Landesamt für Wildbachund<br />
Lawinenverbauung Nord. Die schwer zugängliche und<br />
steile Baustelle auf bis zu 2600 Metern Höhe war nur von<br />
der darunter liegenden Prischeralm aus erreichbar, für deren<br />
Erschließung 2006 die Landesabteilung Forstwirtschaft sorgte.<br />
Für den Materialtransport kamen Materialseilbahn und<br />
Hubschrauber zum Einsatz.<br />
Gampenpass-Straße seit heuer lawinensicherer<br />
Drei Lawinenstriche unterhalb der Kleinen Laugenspitze,<br />
die so genannte Feinlahn sowie die Kleine und die Große<br />
Schneelahn, haben im Winter immer wieder die Gampenpass-Straße<br />
bedroht. Einerseits waren so die Verkehrsteilnehmer<br />
gefährdet, andererseits die Verbindung nach Unsere<br />
Liebe Frau/St. Felix nicht dauerhaft gesichert. Seit heuer ist<br />
die Straße dank umfangreicher Arbeiten lawinensicherer.<br />
Bereits im Jahr 2007 hat die Landesabteilung Wasserschutzbauten<br />
mit der Absicherung des Anbruchgebietes unterhalb<br />
der Kleinen Laugenspitze begonnen; die Arbeiten fanden<br />
heuer ihren Abschluss. Insgesamt vier Projekte sahen den<br />
Bau von 14 Reihen Schneenetzen mit einer Gesamtlänge<br />
von 1018 Metern mit 327 Einzelstützen und 1089 Ankern<br />
und vier Reihen Verwehungszaun mit einer Gesamtlänge<br />
von 216 Metern vor. „Im Vordergrund steht bei einer<br />
solchen Verbauung die Schutzfunktion. Gleichzeitig sind wir<br />
auch darauf bedacht, dass das Landschaftsbild nicht zu sehr<br />
beeinträchtigt wird“, erklärt der Direktor des Landesamtes<br />
für Wildbach- und Lawinenverbauung Süd, Peter Egger. Die<br />
Lawinenverbauung füge sich durch die Verwendung von<br />
Schneenetzen gut in die Landschaft ein und sei vom Tal aus<br />
kaum auszumachen, zeigt sich Egger zufrieden.<br />
Angesichts der Höhenlage der Baustelle war ein Arbeiten<br />
nur über die Sommermonate möglich. Das Anbringen der<br />
Schneenetze und Schneerechen im felsigen Anbruchsgebiet<br />
erwies sich als äußerst schwierig. Das Baumaterial musste<br />
von der Laugenalm per Hubschrauber eingeflogen werden,<br />
das an der Baustelle benötigte Wasser wurde aus dem<br />
Laugensee bezogen. Um die tägliche Anfahrt der Bauarbeiter<br />
zum Gampenpass und den Aufstieg zur Baustelle<br />
zu vermeiden, diente unterhalb der Kleinen Laugenspitze<br />
ein kleines Containerdorf als Unterkunft. Der Schutz der<br />
Straße wird zusätzlich durch eine vom Landesamt für<br />
Straßenbau West gebaute Lawinenschutzgalerie erhöht. Das<br />
Der errichtete Lawinendamm<br />
konnte die Lawine “Eberhöfer“<br />
in Martell aufhalten.<br />
Forstinspektorat Meran hat tiefer gelegene Lawinenstriche<br />
aufgeforstet, um ein weiteres Abbrechen von Lawinen aus<br />
diesen Flächen zu verhindern.<br />
Martell: Schutzwall und Schneenetze<br />
zum Schutz vor Lawinen<br />
Rund 250 Meter lang und 18 Meter hoch ist der Lawinendamm,<br />
der die Bürger von Martell vor der „Eberhöfer-<br />
Lawine“ schützen soll. „Seine Feuertaufe hat der Damm<br />
im Jahr 2008 bestanden, als nach heftigen Schneefällen im<br />
Dezember an der Weißwand in Martell eine riesige Lawine<br />
abgegangen ist“, sagt Abteilungsdirektor Rudolf Pollinger.<br />
In der Gemeindechronik von Martell ist die Windlahn<br />
Eberhöfer keine Unbekannte, hatte sie doch öfters in der<br />
Vergangenheit für Verwüstungen gesorgt. Zuletzt durchquerte<br />
2001 eine Nass-Schneelawine das gesamte Dorf.<br />
Ausschlaggebend für eine Gefahrenanalyse für Martell. Das<br />
Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung West hat<br />
mit dem Bau des Lawinenschutzdammes reagiert. Zusätzlich<br />
sollen 14 Reihen Schneenetze für eine erhöhte Sicherheit<br />
sorgen. Das Bauende ist für das Jahr 2017 vorgesehen.