sportFACHHANDEL 02_2018 Leseprobe
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2.<strong>2018</strong> Interview<br />
Interview | MIXED | 161<br />
Es wurde einmal das Ziel ausgegeben, 20 Prozent des<br />
Umsatzes mit Textilien zu erwirtschaften. Mit einigen<br />
unserer Handelspartner haben wir das schon geschafft,<br />
aber noch nicht mit allen. In unseren eigenen Stores<br />
liegt der Textilanteil inzwischen bei circa 50 Prozent.<br />
Ihre Zeit als Asics-Chef war generell eine Zeit voller<br />
Umbrüche für die Branche. Digitalisierung war so<br />
ein Thema ... Das ist eine Entwicklung, die den<br />
Sporthandel so geprägt hat, wie keine zweite in den<br />
vergangenen zehn Jahren. Ich persönlich hätte mir<br />
damals nicht vorstellen können, dass im Jahr 2017 42<br />
Prozent aller Sportschuhe im Markt online verkauft<br />
werden. Diesem Thema mussten wir uns stellen und<br />
darauf reagieren. Allerdings bedeutet Digitalisierung<br />
nicht nur Gefahr, sondern sehr häufig bedeutet sie<br />
auch Chance. Beispielsweise hat Asics die Firma<br />
Runkeeper übernommen, die nun als digitales Hub<br />
für Asics fungiert. So können wir beispielsweise Apps<br />
für Endverbraucher entwickeln aber auch das digitale<br />
Marketing optimieren.<br />
Was heißt Digitalisierung für das Unternehmen Asics?<br />
Das Thema betrifft viele Bereich. Zum Beispiel ist<br />
Flächenbewirtschaftung ein sehr spannendes Thema,<br />
sowohl für die Running-Branche wie auch für die<br />
Outdor-Branche. Generell können wir gemeinsam<br />
mit Handelspartnern ganz neue Geschäftsmodelle<br />
entwickeln und vorantreiben.<br />
Selektive Vertriebssysteme sind ein weiteres Thema.<br />
Asics liegt bis heute im Clinch mit dem Bundeskartellamt...<br />
Es ist immer noch ein schwebendes Verfahren,<br />
zu dem ich mich deswegen im Detail nicht äußern<br />
kann. Aber das war und ist das sprichwörtliche dicke<br />
Brett, das wir bohren müssen. Wir waren beim Thema<br />
selektiver Vertrieb einer der Vorreiter der Branche<br />
und sehen ganz aktuell, dass wir doch gar nicht so<br />
falsch lagen mit unseren Lösungen.<br />
Sie meinen das Coty-Urteil aus dem Dezember ... Ja.<br />
Das EUGhUrteil in diesem Fall geht aus unserer Sicht<br />
in die richtige Richtung. Wir bleiben da in jedem Fall<br />
am Ball.<br />
Wie hat der durch Natural Running vorgegebene Weg<br />
Richtung Lifestyle Branche und Marke verändert?<br />
Immer wieder gibt es Hypes, Modelle und sogar<br />
Marken, die kommen und wieder verschwinden.<br />
Wir beobachten die Entwicklung aber natürlich<br />
aufmerksam. Insgesamt bleiben für uns die Themen<br />
Technik und Performance aber ganz klar wichtiger.<br />
Ein Laufschuh ist ein technisches Sportgerät. Bei<br />
allen positiven Aspekten ist Laufen auch ein<br />
verletzungsanfälliger Sport. Und die Mechanik des<br />
Fußes hat sich ja nicht in den letzten zehn Jahren<br />
grundlegend verändert. Von daher werden wir immer<br />
aus der technischen Richtung kommen. Aber natürlich<br />
hat sich das Design der Schuhe schon geändert<br />
und den Marktwünschen angepasst.<br />
Sie und Asics haben schon früh davor gewarnt, dass<br />
Natural Running nicht für jeden Läufer eine Alternative<br />
ist. Ich betrachte die Entwicklung schon mit<br />
ein wenig Sorge. Von den aktuell 40 erfolgreichsten<br />
Modellen, die im Markt als Running-Schuhe verkauft<br />
werden, sind nur 16 Modelle dabei, die man wirklich<br />
als Running-Schuhe bezeichnen kann. Das Thema<br />
Biomechanik wird zum Teil total vernachlässigt.<br />
Hier sehe ich eine Chance für den qualifizierten<br />
Sportfachhandel, sich als Beratungsexperte zu<br />
positionieren. Asics wird den Handel hierbei<br />
weiterhin unterstützen.<br />
Für die Gesundheit der Füße war Natural Running<br />
also eine Katastrophe, aber für lifestyligere Produkte<br />
ein Vorteil? Genau. Es ist ja kein Geheimnis, dass<br />
Running-Schuhe häufig gar nicht zum Laufen benutzt<br />
werden. Der modische Aspekt ist viel wichtiger<br />
geworden.<br />
Gleichzeitig mit den Umwälzungen der Branche war<br />
Asics in Ihrer Zeit auch Kritik des Sportfachhandels<br />
ausgesetzt: Stichworte wären hier Customer- und<br />
Rangesegmentation, Reklamationsrabatt, eine teils<br />
als Verwässerung wahrgenommene Entwicklung hin<br />
zur Performance- und Lifestylemarke und eine häufig<br />
kritisierte Entfernung von den Fachhandelspartnern ...<br />
Insgesamt waren die vergangenen zehn Jahre eine<br />
erfolgreiche Zeit. Sicherlich haben wir in dieser Zeit<br />
auch den einen n oder anderen Fehler gemacht. Ein japanisches<br />
Sprichwort besagt, dass je höher ein Baum<br />
wächst, der Wind desto kräftiger an ihm zehrt. Das<br />
gilt sicher auch für Asics. Mit dem starken Wachstum<br />
der vergangenen en Jahre haben wir uns auch immer<br />
wieder ganz neuen Herausforderungen gegenübergesehen.<br />
Aber insgesamt bleiben der Sportfachhandel<br />
und die Running-Spezialisten ng-Spezialisten immer sehr wichtig für<br />
unsere erklärungsbedürftigen Produkte.<br />
Das heißt auf den Sportfachhandel wird Asics auch<br />
nach Ihrer Zeit nicht verzichten? Natürlich nicht.<br />
Mit Ihrem Wechsel zu Haglöfs geht auch der<br />
Wegfall eines separaten Country Managers<br />
für Deutschland einher. Wie wird Asics<br />
in Deutschland und in Europa aus dieser<br />
Transformation n herausgehen? Wir gehen in<br />
Europa weg von einer regionalen Struktur<br />
hin zu einer kundenorientierten Struktur.<br />
Wir wollen mit den entsprechenden Teams<br />
aus Sales- und Marketingmitarbeitern,<br />
Businessanalysten sten und Merchandisern<br />
noch näher am Kunden sein.<br />
>>><br />
15 Jahre Asics, davon zehn als Deutschland-<br />
Chef: Carsten Unbehaun hat eine bewegte Zeit<br />
der Running-Branche mitgestaltet.<br />
Insgesamt waren<br />
die vergangenen<br />
zehn Jahre für Asics eine<br />
erfolgreiche Zeit.<br />
Sicherlich haben wir<br />
in dieser Zeit auch den<br />
einen oder anderen<br />
Fehler gemacht.«