sportFACHHANDEL 02_2018 Leseprobe
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182 | TITEL | Digitalisierung 2.<strong>2018</strong><br />
weg mehr Inspiration und Kreation zu verändern. Die mobilen<br />
E-Commerce-Plattformen sind inzwischen so nachgewachsen,<br />
dass sich die Aufmerksamkeit der Marken nun auf<br />
die digitale Transformation der Einkaufsfläche richtet. Somit<br />
können wir davon ausgehen, dass sich die hier bislang noch<br />
zerstückelte Consumer Journey bald nahtloser anfühlen wird.<br />
Welche Rolle spielen dabei für diese Zielgruppe der<br />
Online-Handel, der stationäre Handel, der Multichannel-<br />
Handel? Jeder Touch Point wird je nach Marke und Produkt<br />
seine Rolle schärfen, ausbauen oder neu finden müssen. Von<br />
ständiger Verfügbarkeit der Produkte und Services bis hin<br />
zum haptischen Erlebniss, dem authentischen, aber innovativen<br />
Verkaufsgespräch und der Sammlung und Bereitstellung<br />
sinnvoller Kundendaten wird die Zielgruppe das gesamte<br />
Erlebnis bewerten. Wie bisher auch, gilt es hierbei eben, seine<br />
Zielgruppen gut zu kennen, um erfolgreich sein.<br />
Für den Möbelriesen IKEA<br />
hat Demodern einen<br />
Virtual Reality Showroom<br />
gestaltet, der es Kunden<br />
ermöglicht, Produkte in einem<br />
3D-Showroom interaktiv zu<br />
erleben.<br />
Information,<br />
Individualisierung<br />
und Konfiguration<br />
findet immer<br />
mehr beim Kunden<br />
selbst statt – am PoS<br />
wird dafür intensivere,<br />
spannendere Beratung<br />
und ein innovativeres<br />
Produkt- und Markenerlebnis<br />
erwartet.«<br />
Tobias Soffner<br />
sierung und Konfiguration findet immer mehr beim Kunden<br />
selbst statt – am PoS wird dafür intensivere, spannendere<br />
Beratung und ein innovativeres Produkt- und Markenerlebnis<br />
erwartet. Stationäre Geschäfte – egal in welcher Lage und<br />
welcher Größe – werden immer mehr zu Aushängeschildern<br />
und physischen Hubs einer Markenwelt. Und wo Produktmarken<br />
in den vergangenen Jahren im Digitalen immer mehr<br />
auf direkte Verkaufskanäle im E-Commerce gesetzt haben,<br />
werden Retailer und E-Commerce-Marken sich künftig immer<br />
mehr durch Store- und Service-Erlebnisse profilieren, wobei<br />
sie direkt aus ihrem digitalen Kundenstamm und vom Wissen<br />
über das digitale Einkaufsverhalten profitieren können.<br />
Die Zielgruppe der so bezeichneten Digital Natives<br />
zeichnet sich beispielsweise durch ein völlig anderes<br />
Einkaufsverhalten aus. Auch das Verständnis von und<br />
der Umgang mit digitalen Produkten unterscheidet sich<br />
fundamental von vorherigen Generationen. Wie würden<br />
Sie diese Zielgruppe beschreiben? Als sehr agil und fluid. Es<br />
lässt sich hier nicht mehr so einfach in Milieus und Stereotype<br />
clustern, die klassischen Personas haben ausgedient.<br />
Sie gelten noch als grobe Orientierung, der einzelne Kunde<br />
erwartet aber einen individualisierten, situativ passenden<br />
und sinnhaften Einkaufsprozess – und ist dann auch bereit,<br />
hierbei durch Personendaten, Bewertungen oder das Teilen<br />
von Informationen und Erlebnissen beizutragen.<br />
Wie kauft ein Digital Native heute ein? Wie wird er in<br />
fünf Jahren einkaufen? Derzeit im Vergleich zu vor einem<br />
Jahrzehnt mit weniger Store-Besuchen, dann aber höherer<br />
Verweildauer – wenn man den Auswertungen glauben kann.<br />
Das physische Einkaufen wird immer mehr zum Erlebnis und<br />
Statussymbol selbst. Das wird sich sicherlich verstärken –<br />
oder auch ein Gegentrend einsetzen. Kleinere, agilere Stores,<br />
Events am PoS, Pop-Ups und über den reinen Produktverkauf<br />
hinausgehende Markenerlebnisse werden voraussichtlich das<br />
Bild bestimmen. Viele große Marken wie IKEA, Audi, Mercedes<br />
oder Nike setzen bereits darauf, den Einkauf durch Live-<br />
Events, temporäre Showräume, Gamification oder schlicht-<br />
Die Stärken gerade des Sportfachhandels sind vor allem<br />
kompetente Beratung und ein tiefes Sortiment. Braucht<br />
man Beratung und Sortiment überhaupt noch, wenn<br />
ohnehin alle Informationen und Produkte jederzeit online<br />
verfügbar sind? Beratung wird einen anderen Stellenwert<br />
einnehmen: Mithilfe von Technologie die Produkte zu<br />
erzählen, Kunden individuell zu begleiten und zwischenmenschliche<br />
Stärken einzubringen, wird immer wichtiger.<br />
Dazu muss der Berater aber offen, neugierig und technologie-affin<br />
sein. Gerade im Sportfachhandel ist das aber<br />
eigentlich per se gegeben: Produkte, die Performance-,<br />
Gesundheits- und Style-Aspekte mitbringen, eignen sich<br />
hervorragend. Hier will man Produkte schließlich umso mehr<br />
anfassen, erfahren, testen, vergleichen und bewerten.<br />
Auf welche Stärken muss sich der stationäre Fachhandel<br />
besinnen, um die Digital Natives erfolgreich anzusprechen?<br />
In aller Kürze: Spannend, abwechslungsreich,<br />
interaktiv und nahbar sein. Öffnungszeiten, Verfügbarkeiten,<br />
Dauerberieselung mit Konservenmusik, schlechter Wifi-<br />
Empfang, Double-Opt-In sollten so wenig eine Rolle spielen,<br />
wie die Laune eines Verkäufers oder die Performance eines<br />
Webservers.<br />
Welche neuen Kompetenzen muss der stationäre Handel<br />
aufbauen? Eventuell können Werte aus der agilen Produktentwicklung<br />
helfen: Mut und Offenheit. Nicht stehen zu<br />
bleiben, vom Kunden zu lernen und die Effizienz nicht nur<br />
in verkauften Produkten pro Quadratmeter zu messen, wäre<br />
eine gute Mischung.<br />
Demodern glaubt an die Zukunft des stationären Handels.<br />
Wie sieht diese Zukunft Ihrer Meinung nach aus? Bunt und<br />
sehr unterschiedlich: Es wird verschiedenste Innovationen<br />
geben, lineare Inszenierungen mit reinem Videocontent<br />
werden geringer, immersive und interaktive Erlebnisse<br />
werden sich langfristig durchsetzen. Der Einsatz von Technologie<br />
wird aber viel bewusster und abwechslungsreicher –<br />
das kann auch mal den bewussten Verzicht auf dieselbe<br />
bedeuten. Oder noch viel wichtiger: Den einzelnen Kunden<br />
entscheiden zu lassen und ihm alle Tools und Zugänge hierzu<br />
zu geben.