sportFACHHANDEL 02_2018 Leseprobe
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180 | TITEL | Digitalisierung 2.<strong>2018</strong><br />
Der Magic Mirror der digitalen Umkleidekabinen der<br />
Intersport Future Stores in Berlin lädt zum Stöbern und<br />
Informieren ein.<br />
Wir sehen mit<br />
unserem<br />
ersten Brand<br />
Experience Store,<br />
dass wir durch die<br />
stationäre Präsenz<br />
mit unserer<br />
Community viel<br />
enger und intensiver<br />
im Austausch<br />
stehen.«<br />
Moritz Keller, Keller Sports<br />
Falle gestaltet er sie mit. „Geschäfte, die ein Treffpunkt<br />
sind und sich deutlich durch eine emotionale<br />
und stimmige Kundenansprache abgrenzen“, fasst<br />
Michael Kuhls seine Zukunftsvision zusammen,<br />
„werden auch zukünftig ihre Relevanz behalten.<br />
Hierauf zahlen insbesondere Instrumente mit<br />
Event-Charakter ein, die zum Verweilen einladen.<br />
Darüber hinaus gilt es, den PoS zu emotionalisieren<br />
und diesen als sport-authentische Erlebniswelt zu<br />
inszenieren.“<br />
Dabei müsse sich der Fachhandel jedoch<br />
bewusst sein, dass es kein Patentrezept gebe, um<br />
Digital Natives erfolgreich anzusprechen, so Marc<br />
Mombauer. Diese Zielgruppe nutze jeden Kanal<br />
für sich und vielleicht morgen schon wieder einen<br />
neuen: „Hat ein Digital Native dann tatsächlich<br />
Interesse an einem Produkt, dann muss online wie<br />
offline die bestmögliche Produktpräsentation her<br />
und die ist multimedial, vollumfänglich und upto-date.<br />
Allgemein ist es so: Kein Kunde ist wie der<br />
andere, deswegen sollten sie auch am stationären<br />
PoS verschieden angesprochen werden. Am einfachsten<br />
geht das, indem der Kunde sich auch dort<br />
selbst und vollumfänglich informieren kann.“ Entscheidend<br />
sei, so Kim Roether, das Gleichgewicht<br />
von Produkt und Inszenierung: „Wir sind dann<br />
erfolgreich, wenn wir das Verhältnis von Spannung<br />
und Entspannung richtig dosieren. Der Mix aus Zeit<br />
für Aktivität und Zeit zum bloßen Verweilen muss<br />
stimmen. Dann erhöhen wir die Verweildauer und<br />
verbessern die Aufenthaltsqualität. Klar ist auch:<br />
Wir müssen die digitale Welt an den PoS bringen.<br />
Ohne geht es nicht!“<br />
Dass der stationäre Sportfachhandel Zukunft<br />
hat, beweisen – Ironie der Geschichte – ausgerechnet<br />
erfolgreiche Onlinehändler. Amazon machte<br />
es vor und eröffnete in den USA eigene Buchläden.<br />
Zalando eröffnete in der Vergangenheit nicht nur<br />
Outlet-Stores, sondern denkt darüber nach, auch<br />
Flagship-Stores aufzusperren. In der Sportbranche<br />
war es der bereits erwähnte Onlinehändler<br />
11teamsports, der in Berlin einen Fußball-Tempel<br />
eröffnete. Und auch Keller Sports gelang 2016<br />
in München der Start in die Offline-Welt. Auf die<br />
Frage nach dem Warum kommentierte CEO Moritz<br />
Keller im vergangenen Jahr gegenüber sportFACH-<br />
HANDEL: „Wir sehen mit unserem ersten Brand<br />
Experience Store, dass wir durch die stationäre<br />
Präsenz mit unserer Community viel enger und<br />
intensiver im Austausch stehen und gemeinsame<br />
sportliche Erlebnisse wie spannende Vorträge,<br />
Produkttests oder einfach nur gemeinsamen Sport<br />
mit unserer IsarRun-Laufgruppe erleben können.<br />
Das kann man auf diese Art und Weise online<br />
nicht. Dass dies dann trotzdem zu mehr Umsätzen<br />
führt (großteils online von den Kunden selber<br />
abgewickelt) ist natürlich wichtig für uns. Es ist<br />
aber mehr eine Folge unseres Konzeptes als ein<br />
plumpes Verkaufen im Store mit großen ’hier gibts<br />
X Prozent Rabatt’-Schildern.“ Und auch Internetstores-Geschäftsführer<br />
Markus Winter konnte<br />
sich nach der Übernahme durch die Signa Sports<br />
Group durchaus vorstellen, auf Sicht stationäre<br />
Läden zu eröffnen: „Der Onlinehandel erreicht<br />
mittlerweile die meisten Menschen, kann aber<br />
noch nicht alle überzeugen. Einige Produkte (hoher<br />
Preis, mit besonderen Anforderungen an Haptik,<br />
sehr technische Produkte usw.) werden online nicht<br />
100 Prozent verstanden. In diesen Produktkategorien<br />
erhöht eine stationäre Präsenz die Conversion<br />
der bereits angesprochen Leads, d.h. mehr Nutzer<br />
werden überzeugt zu kaufen. Teilweise übrigens<br />
auch bereits online durch die theoretisch bestehenden<br />
Möglichkeit, offline zu gehen für Rückfragen,<br />
Retouren, Service, etc.“<br />
Der größte Vorteil für den stationären Handel liegt<br />
dabei in der herausragenden Eigenart der Sportbranche<br />
begründet: Hier dreht sich alles um höchst<br />
emotionale Produkte und darum, Gleichgesinnte<br />
für die gemeinsamen sportlichen Aktivitäten zu<br />
finden. Wenn es gelingt, die eigenen Kompetenzen<br />
in die digitale Welt zu übersetzen und die Digital<br />
Natives mit den zur Verfügung stehenden digitalen<br />
Technologien auf allen Kanälen immer wieder neu<br />
für den Sport zu begeistern, kann der Sportfachhandel<br />
die digitale Revolution mitgestalten.