sportFACHHANDEL 02_2018 Leseprobe
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
178 | TITEL | Digitalisierung 2.<strong>2018</strong><br />
Die Sport 2000 setzt unter anderem auf Radio-Frequenz Identification (RFID), um die so genannten<br />
Digital Natives zu gewinnen.<br />
Wer es schafft,<br />
eine nahtlose,<br />
fließende Verbin dung<br />
zwischen den<br />
Fach handelstugenden<br />
und den<br />
Vorteilen der<br />
Digitalisierung<br />
herzustellen, wird<br />
erfolgreich sein.«<br />
Michael Kuhls, Sport 2000<br />
zunehmend gesamtgesellschaftliche Folgen: Die<br />
(Nah-)Versorgung der Bevölkerung – gerade im<br />
ländlichen Umfeld nimmt ab. Die handels-, freizeitund<br />
gastronomiebezogene Vielfalt in Städten und<br />
Gemeinden schwindet. Die Anforderungen an<br />
die Beschäftigten im Einzelhandel steigen.“ Die<br />
Digitalisierung sei mithin von allen Megatrends<br />
derjenige mit den „weitreichendsten Auswirkungen<br />
auf den Handel der Zukunft.“ Der Handel<br />
benötige beispielsweise Digitalisierungsstrategien<br />
für unternehmensinterne Prozesse, wie alle<br />
Instrumente, die unter dem Schlagwort EDI<br />
diskutiert werden – also Warenwirtschaftssysteme,<br />
Analysetools oder Gewinnung von Kundendaten.<br />
Ebenso sei aber auch „die externe, auf die Kundinnen<br />
und Kunden gerichtete Digitalisierung<br />
unerlässlich, wenn der Einzelhandel im Zeitalter<br />
der Digitalisierung bestehen will.“<br />
Das bedeutet aber nichts weniger als einen<br />
Paradigmenwechsel. Wenn alle Artikel jederzeit<br />
überall verfügbar sind, reicht es nicht, sich als Sportfachhändler<br />
auf sein Sortiment zu verlassen. Wenn<br />
alle Produktinformation in einer umfassenden Tiefe<br />
und hohen Verständlichkeit online vorhanden sind,<br />
ist es nicht damit getan, sich in der Beratung auf das<br />
eigene Produkt-Know-how zu verlassen. Und wenn<br />
Kaufentscheidungen immer häufiger von Online-<br />
Kundenbewertungen und der Teilhabe an einer<br />
Community abhängen, reicht es nicht, sich darauf<br />
auszuruhen, dass die Kunden den Empfehlungen<br />
des Handels oder der Hersteller folgen.<br />
Haben somit nicht Fachhandelstugenden wie kompetente<br />
Beratung oder auch das Vorhalten tiefer<br />
Sortimente ausgedient? Eine These, der beispielsweise<br />
Michael Kuhls, Senior Marketing Manager<br />
bei der Sport 2000, grundsätzlich<br />
nicht zustimmen kann: „Das<br />
Vorhalten tiefer Sortimente wird<br />
kein Alleinstellungsmerkmal<br />
mehr sein, muss es auch aufgrund<br />
der aktuellen technischen<br />
Möglichkeiten gar nicht mehr.<br />
Trotz oder auch gerade wegen<br />
dieser scheinbar grenzenlosen<br />
Verfügbarkeit und ständig<br />
ansteigender Informationsflut,<br />
wird die kompetente und persönliche<br />
Beratung ihren Stellenwert<br />
behalten. Nicht nur, weil sie<br />
dringend benötigte Orientierung<br />
bietet, sondern auch das zutiefst<br />
menschliche Bedürfnis nach<br />
Kommunikation befriedigt.“ Derjenige könne auch<br />
unter diesen Vorzeichen erfolgreich sein, der es<br />
schafft, „eine nahtlose, fließende Verbindung<br />
zwischen den Fachhandelstugenden und den<br />
Vorteilen der Digitalisierung herzustellen.“ In das<br />
gleiche Horn stößt auch Marc Mombauer, PR &<br />
Marketing Manager beim Dienstleister Loadbee,<br />
die beispielsweise für Deuter, Viking oder Garmin<br />
digitale Tools anbieten, um Hersteller, Fachhändler<br />
und Konsumenten miteinander zu vernetzen:<br />
„Die große Stärke des Fachhandels ist und bleibt<br />
kompetente Beratung und ein tiefes Sortiment.<br />
Der Handel sollte sich darauf aber nicht ausruhen,<br />
sondern diese Stärke weiterentwickeln: Die<br />
kompetente Beratung wird durch die digitale Unterstützung<br />
mit Infoterminal oder Staff-Tablet multimedial,<br />
und was gerade in Touristenstädten wichtig<br />
ist, auch mehrsprachig. Zudem wird das Sortiment<br />
durch das Prinzip der verlängerten Ladentheke<br />
nahezu endlos. Es spricht ja nichts dagegen, die<br />
Sportschuhe in schwarz anzuprobieren und dann<br />
die neongelbe Version aus dem Lagerraum zu<br />
erhalten oder sich die Schuhe bequem nach Hause<br />
schicken zu lassen.“<br />
Darauf, dass alte Gewissheiten neu überdacht<br />
werden müssen, weist auch Kim Roether, Vorstandsvorsitzender<br />
der Intersport, hin: „Tradierte<br />
Grundsätze wie das Optimieren auf ’Umsatz pro<br />
Quadratmeter’ haben heute ausgedient. Wenn<br />
wir uns als Händler behaupten wollen, müssen wir<br />
uns als Teil der Freizeitindustrie verstehen und<br />
unsere Geschäfte zu Freizeitdestinationen<br />
entwickeln. Es geht darum, alle Sinne unserer<br />
Kunden anzusprechen und Gefühle zu wecken.<br />
Sport und Leidenschaft nicht nur zu verkaufen,<br />
sondern auch vorzuleben.“<br />
© NIKE / DEMODERN, SPORT 2000