sportFACHHANDEL 02_2018 Leseprobe
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28 | TITEL | ISPO 2.<strong>2018</strong><br />
ISPO ohne<br />
die großen<br />
Skifirmen?<br />
Für viele noch<br />
undenkbar.<br />
„ISPO Academy“, ISPO Textrends, „ISPO Job Market“,<br />
„ISPO Shop“ und der (eigenen) Nachrichtenplattform<br />
„ISPO.com“ versucht man sich als Dienstleister auch<br />
für die Zeit zwischen den physischen Messen.<br />
„Unsere Motivation ist es, den Sport überall auf der<br />
Welt zu stärken“, erklärt ISPO-Chef Tobias Gröber.<br />
„Damit möchten wir unseren Kunden einen echten<br />
Mehrwert bieten und schneller zum persönlichen Erfolg<br />
eines jeden einzelnen beitragen: vom Hersteller<br />
über den Händler bis hin zum Konsumenten.“<br />
Es müssen aber<br />
auch nicht<br />
immer nur<br />
Quadratmeter<br />
sein: Adidas<br />
kehrte zurück<br />
auf die ISPO<br />
mit einem<br />
Symposium.<br />
Oder lange Jahre auch die OutDoor, die Anfang der<br />
90er Jahre der damaligen ISPO den Rücken kehrte,<br />
nun aber ebenfalls wieder nach neuen Wegen sucht.<br />
„Fakten und Infos werden heutzutage im Internet<br />
wiedergegeben“, erklärt Wolf. „Die Schwachstelle<br />
des Internets ist jedoch die Emotionalität. Hier<br />
könnte der Handel trumpfen. Aber dafür müsste er<br />
Emotionalität vorgelebt bekommen. Von wem? Von<br />
den Messen! Meiner Meinung reicht es schon lange<br />
nicht mehr aus, den Verkäufern iPads in die Hand<br />
zu drücken oder sein Geschäftsmodell ins Internet<br />
zu verlagern. Damit wird wertvolle Kompetenz aus<br />
der Hand gegeben. Der eine bietet eine kompetente<br />
Beratung vor Ort, der andere wiederum stellt<br />
Messehallen zur Verfügung. Eine virtuelle Messe ist<br />
das Gegenteil davon. Es ist nur eine Frage der Zeit,<br />
bis jemand auf die Idee kommt, eine weltweite Messe<br />
ins Netz zu verlegen und dabei alle Partner perfekt<br />
miteinander zu vernetzen. Nur eben unvorstellbar<br />
anders.“<br />
Auch „die ISPO“ ist schon lange nicht mehr<br />
„die ISPO“. Wer heute bei den vier Buchstaben nur<br />
an die jährliche Messe in München denkt, hat viel<br />
verpasst. Schon seit einigen Jahren entwickeln die<br />
Sportartikel-Spezialisten der Münchener Messegesellschaft<br />
das Format hin zu einem Begleiter der<br />
Branche, und zwar 365 Tage im Jahr. Neben der<br />
Wintermesse in München gibt es noch die ISPO in<br />
Beijing und die Messe in Shanghai. Mit den Plattformen<br />
„Brandnew“, „Open Innovation“, „ISPO Award“,<br />
ISPO also anytime & everywhere. Klar, dass sich<br />
manch einer hier wie von einem großen Monopolisten<br />
an den Rand gedrängt sieht. Doch die<br />
Industrie scheint das Angebot anzunehmen: Warum<br />
nicht eine nette Kombination aus Messestand, Award,<br />
Schulung und Bericht im Internet, zumal ja auch immer<br />
mehr Unternehmen direkt zum Endverbraucher<br />
kommunizieren bzw. sogar verkaufen (wollen). Der<br />
Handel schaut bei diesem modernen Medien-Mix<br />
aber zunächst einmal in die Röhre. Klar, er kann sich<br />
ebenfalls online informieren – entschließt sich ein<br />
Unternehmen wie im Fall von Adidas, Amer & Co.<br />
aber gegen einen (echten) Messebesuch, ist er auf<br />
die Ordertage seines Verbandes, einen Besuch im<br />
Ordercenter oder auf eine Einladung zu einem der<br />
firmeneigenen Events angewiesen.<br />
„Natürlich werden digitale oder Omnichannel-Strategien<br />
immer wichtiger“, weiß auch Siegfried Paßreiter,<br />
langjähriger Deutschland-Chef von Fischer<br />
und Vorsitzender der Fachgruppe Wintersport im<br />
Bundesverband der Deutschen Sportartikelindustrie<br />
(BSI). „Einen Auftritt auf der weltweiten<br />
Leitmesse der Branche ersetzen solche Strategien<br />
aber nicht.“ Der Branchenkenner fragt sich zudem:<br />
„Hilft man, die Amer-Produkte an den Endverbraucher<br />
zu kommunizieren? Ändert sich dadurch das<br />
Format der gesamten Messe? Welchen Mehrwert<br />
bieten die digitalen Produkte dem Sportfachhandel?“<br />
Es sei kein Geheimnis, dass die Wintersportindustrie<br />
Jahr für Jahr das Kosten-Nutzen-Verhältnis ihrer<br />
Messeauftritte diskutiere und nach Einsparmöglichkeiten<br />
suche. „Aber deswegen die ISPO ganz auszulassen,<br />
die als Schaufenster der gesamten Branche<br />
dabei im Mittelpunkt steht, verstehe ich persönlich<br />
nicht. Eine Konsumgüterbranche benötigt eine<br />
Konsumgütermesse als Innovationsgipfel, gerade<br />
die sehr emotionale Sportbranche! Andere Konsumgüterbranchen,<br />
die vom digitalen Wandel her schon<br />
weiter sind, haben trotz zahlreicher digitaler Angebote<br />
an ihren großen Messen festgehalten. Man<br />
bekommt niemals sonst so viele Branchenvertreter,<br />
kompetente Einkäufer und Kunden an einem Ort<br />
zusammen wie auf einer Messe. Das sollte man auf<br />
jeden Fall schützen.“<br />
Auch für Thomas Roiser, CEO von Komperdell, ist<br />
die physische Messe ein Muss. Dass auf der Messe<br />
kaum noch geordert würde, habe sich die Industrie<br />
selbst zuzuschreiben: „Man hat sich den Handel<br />
doch selbst so erzogen“, so der Österreicher, >>><br />
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