Band40
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Teil 2: Gehirnzustände bei verschiedenen Trainings-/Lernmethoden<br />
1. Einleitung<br />
Nach mehreren Hinweisen der Abhängigkeit des EEG-Gehirnzustands von der Art des<br />
Technik-trainings, wie sie in Studien zur Wirkung von differenziellem Lernen und<br />
Wiederholungslernen beim Badmintonaufschlag (Henz, Hofmann & Schöllhorn, 2013),<br />
differenziellem Lernen und Wiederholungslernen beim Fußball-Torschuss (Henz, Leinberger<br />
& Schöllhorn, 2014) sowie differenziellem Lernen, Kontext-Interferenz-Lernen und<br />
Wiederholungslernen beim Badminton-aufschlag (Henz, Kenville, Simon, Leinberger &<br />
Schöllhorn, 2015) gefunden wurden, und den wissenschaftlichen Bestätigungen des<br />
differenziellen Lernens auf der Verhaltensebene war ein nächster Schritt, die Wirkung von<br />
verschiedenen Techniktrainingsformen mit unterschiedlichen Variationsumfängen und<br />
unterschiedlicher Variationsgestaltung auf die Gehirnaktivität zu untersuchen. Bei der Analyse<br />
der Gehirnzustände haben wir uns dabei für die Analyse der elektrischen Aktivität des Gehirns<br />
mittels EEG (Elektroenzephalogramm) entschieden (siehe Infokasten 1).<br />
Infokasten 1<br />
EEG-Analyse und Frequenzbänder<br />
Mittels EEG werden in einem ersten Schritt die elektrischen Ströme an der Kopfoberfläche mit<br />
unterschiedlich vielen Elektroden gemessen. Die gemessenen Signale werden unter anderem mittels<br />
Fourieranalyse in Frequenzen zerlegt, die dann in verschiedene Frequenzbänder zusammengefasst<br />
werden. Eine Fourieranalyse macht dabei mathematisch genau das, was ein Prisma mit weißem Licht<br />
analog macht. Während ein Prisma weißes Licht in die Regenbogenfarben aufspaltet, die<br />
unterschiedlichen Frequenzen entsprechen, zerlegt eine mathematische Fourieranalyse ein Signal in<br />
Sinuskurven mit unterschiedlichen Frequenzen und Phasen. In Bezug auf die Gehirnsignale wurden<br />
dabei historisch bedingt im Wesentlichen fünf Frequenzbereiche definiert, die sich grob ausgewählten<br />
Verhaltensaktivitäten zuordnen lassen.<br />
Die EEG-Delta-Aktivität (0,1-3 Hz) findet sich in den Tiefschlafphasen des Erwachsenen. EEG-Theta-<br />
Wellen (4-7 Hz) gelten als Wellen des Unterbewusstseins. Sie sind besonders während des REM-Schlafs,<br />
bei internalisierten Konzentrationsprozessen, während der Meditation, unter Hypnose, bei<br />
Arbeitsgedächtnis-prozessen sowie bei der Gedächtniskonsolidierung zu beobachten. Alpha-Wellen (8-<br />
13 Hz) lassen sich bei entspannter Grundhaltung und kreativen kognitiven Prozessen beobachten und<br />
gelten als Tor zur Meditation. Beta-Wellen (14-30 Hz) sprechen für nach außen gerichtete<br />
Aufmerksamkeit, logisch prüfendes Denken im normalen Wachzustand von Erwachsenen und<br />
sind meist bei geöffneten Augen vorzufinden. Gamma-Wellen (30-100 Hz) werden mit<br />
kognitiven Höchstleistungen, starker Fokussierung und Konzentration, hohem<br />
Informationsfluss, Meditation sowie neuronaler Reorganisation in Verbindung<br />
gebracht<br />
(Abbildung 4. **Vgl. „Leistungssport“ Heft 2 / 2017, Seite 44)<br />
2. Untersuchungsmethodik<br />
An dem Experiment nahmen 22 Badmintonspielerinnen und -spieler (Altersdurchschnitt 23,2<br />
Jahre, Altersbereich 18 bis 32 Jahre, 16 männlich) teil. Der Badmintonaufschlag wurde im<br />
Rahmen einer einzelnen Trainingseinheit mit verschiedenen Techniktrainingsansätzen trainiert.<br />
Alle Probanden mussten hierzu mit 90 Badmintonaufschlägen ein vorgegebenes Ziel<br />
anspielen, das auf der linken Aufschlagseite in einer Entfernung von 8,40 m von der<br />
Aufschlaglinie markiert war. Die Probanden standen bei den Aufgaben auf der rechten<br />
Feldseite. Alle Probanden hatten die Aufschläge mit jeweils<br />
vier Variationsstrukturen durchzuführen. Die erste Bedingung war angelehnt an das<br />
Wiederholungslernen, die zweite Bedingung entsprach dem Ansatz des Kontext-Interferenz-<br />
Lernens, wobei kontinuierlich (seriell) zwischen Vor- und Rückhandaufschlag gewechselt