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Band40

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spricht dafür, dass hier andere neurophysiologische Prozesse zugrundeliegen als bei<br />

differenziellem Lernen.<br />

3. Untersuchungsergebnisse<br />

Die gemittelten Leistungsdichtespektren des EEG in den Theta-, Alpha-, Beta- und Gamma-<br />

Frequenzbändern, über die Kopfoberfläche verteilt, sind in Abbildung 6 ** dargestellt. Der<br />

Kopf ist dabei aus der Vogelperspektive dargestellt, die Gesichter (Nasen) sind jeweils nach<br />

oben abgebildet. Die Höhe der Aktivierung nimmt jeweils von blau nach rot zu. Die höchste<br />

relative Aktivierung ist mit dunkelrot eingefärbt. Wird jeweils pro Frequenzband über den<br />

gesamten Kopfbereich gemittelt und vergleicht man die Aktivierungen mit der Ruhe-<br />

Kontrollbedingung, so liefert die Varianzanalyse signifikante Effekte für den Faktor<br />

„Trainingsform“ in allen Frequenzbereichen (Tabelle 1 **). Die Signifikanzen liegen dabei<br />

zwischen p = 0,02 und 0,04, die Effektstärken p2 zwischen 0,09 und 0,19 und damit im<br />

mittleren Bereich. Die detaillierten Ergebnisse bezogen auf Kopfareal und Frequenzbereich<br />

sind Henz, John, Merz und Schöllhorn (2016) zu entnehmen.<br />

4. Diskussion<br />

Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung der Frequenzbänder<br />

der Gehirn-Aktivierungen nach Wiederholungs-, Kontext-Interferenz- und differenziellem<br />

Lernen. Wir fanden nach Kontext-Interferenz-Lernen ein Aktivierungsmuster, das vorrangig<br />

die höher frequenten Bereiche des EEGs (BetaundGamma-Aktivität) im frontalen Bereich<br />

umfasst. Beide Varianten des differenziellen Lernens unterscheiden sich in der Aktivierung<br />

von Kontext-Interferenz-Lernen, Wiederholungslernen und der Kontrollbedingung. Bei<br />

graduellem differenziellen Lernen war vorwiegend die Aktivierung in den posterioren Arealen<br />

in den niederfrequenten Bereichen (Thetaund<br />

Alpha-Aktivität), nach chaotischem differenziellen Lernen waren überwiegend die<br />

niederfrequenten Anteile des EEG-Signals (Theta- und Alpha-Aktivität) sowie die höher<br />

frequenten Anteile mit Beta-Aktivität in den zentralen, parietalen (Scheitellappen) und<br />

temporalen (Schläfenlappen) Arealen sowie GammaAktivität in der linken zentralen und<br />

temporalen Region erhöht. Eine erhöhte Alpha-Aktivität im Okzipitalbereich<br />

(Hinterhauptlappen) konnte nach Wiederholungstraining festgestellt werden.<br />

Die Ergebnisse stimmen mit Befunden aus früheren Studien (Henz & Schöllhorn, 2016; Henz,<br />

Leinberger & Schöllhorn, 2015) überein. Die Befunde einer vorangegangenen Studie zur<br />

Gehirnaktivierung nach Wiederholungslernen, Kontext-Interferenz-Lernen und<br />

differenziellem Lernen konnten ebenfalls bestätigt werden (Henz, Kenville, Simon,<br />

Leinberger & Schöllhorn, 2015).<br />

Vor diesem Hintergrund liegt die Vermutung nahe, dass den unterschiedlichen motorischen<br />

Lern-/Trainingsformen wie Wiederholungs-, Kontext-Interferenz- und differenziellem Lernen<br />

unterschied-liche neurophysiologische Prozesse zugrunde liegen. Hinweise auf erhöhte Theta-<br />

Aktivität im parieto-okzipitalen Bereich unmittelbar nach einem Fahrvideospiel (Hung et al.,<br />

2013) oder nach der Anpassung an einen rotierten Bildschirm (Ghilardi et al., 2000; Huber,<br />

Ghilardi, Massimini & Tononi, 2004; Krakauer, Pine, Ghilardi & Ghez, 2000) weisen in die<br />

gleiche Richtung. Auch eine Erhöhung der Alpha-Aktivierung im EEG wurde in<br />

Gehirnarealen beobachtet, die beim Üben visuomotorischer Aufgaben aktiviert waren<br />

(Landsness, Ferrarelli, Sarasso, Goldstein & Riedner, 2011; Perfetti et al., 2011). Moisello et<br />

al. (2013) identifizierten eine Steigerung der Thetaleistung in frontalen und posterioren<br />

Regionen zusammen mit einer Erhöhung der Alpha-Aktivierung des Spontan-EEGs nach<br />

einer Sequenzlernaufgabe. Solche Veränderungen unmittelbar nach einer Aufgabe sind als<br />

Hinweise auf Neurophysiologische Lernprozesse zu verstehen und Kennzeichen für eine

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