Band40
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waren 74 Spezialisten, am „Sportwissenschaftlichen Lexikon“ 19 130 beteiligt. Da besteht die<br />
Gefahr, dass sich ein Autor überhebt, wenn auch in den „Nebendisziplinen“ Freiwasserschwimmen,<br />
Rettungsschwimmen, Schwimmtechnik, Masters- und Behindertenschwimmen<br />
durch Experten unterstützt. Als letzter Universalgelehrter zählt Leibnitz. Ich mäße mir nicht<br />
an, das umfangreiche Wissensgebiet der Trainingswissenschaft mit der Spezialisierung<br />
Schwimmen als Alleinautor zu bewerkstelligen. Inzwischen gibt es auch online eine Reihe<br />
wissenschaftlich fundierter Lexika. Bei vielen Begriffen musste das Rad nicht neu erfunden<br />
werden. Das ist nur eine Sache des korrekten Zitierens. Davon zeugen über 1200<br />
Quellenhinweise. Ansonsten ist mit dem Lexikon keine wissenschaftliche Karriere<br />
beabsichtigt, sondern den Trainern soll ein Hilfsmittel geboten werden. Dazu fühle ich mich<br />
nach 60 Jahren Praxis als Trainer und Lehrreferent verpflichtet.<br />
- Hin und wieder wird gefragt, warum ich mir das antue. Heutzutage steht doch jedem<br />
das Internet und damit eine Unzahl an Quellen zur Verfügung. In der Regel wird dabei auf<br />
Wikipedia verwiesen, das in vielen Fällen eine zuverlässige Quelle darstellt. Aber eben nicht<br />
immer. So leidet der Ruf der geisteswissenschaftlichen Artikel besonders unter den<br />
manipulatorischen Aktionen einiger Autoren. 20 Mittlerweile gebe es immer weniger<br />
ehrenamtliche Aktive und immer mehr bezahlte Schreiber, die auch direkt als einflussreiche<br />
Wikipedia-Administratoren für PR-Agenturen oder andere Interessengruppen arbeiteten. 21<br />
Zudem überwiegt im Internet das Warenangebot gegenüber dem Wissensangebot. Um z.B.<br />
eine wissenschaftlich solide Erklärung zu „Proteinen“ zu finden, muss man sich erst einmal<br />
durch eine Fülle an Nahrungsergänzungsmitteln klicken. Wir wissen im Sport, sportlichen Stil<br />
von sportlicher Technik zu unterscheiden. Unter den ersten 50 Stichworten im Internet war<br />
nur ein Treffer! („Sport ABC“), ansonsten gelangte man unter dem Begriff sportlicher Stil zu<br />
Sportwagen von Mercedes oder sportlichem Freizeitlook. So wird mit dem Lexikon dem<br />
Trainer nicht nur Zeit, sondern auch manche böse Überraschung erspart.<br />
- Die Vieldeutigkeit mancher Begriffe drohte den Rahmen zu sprengen und zwang zur<br />
spezifischen Einengung.<br />
Beispiel „Stabilisation, lat. stabilis „feststehend, standhaft, dauerhaft“; wird u.a. gebraucht in Politik, Raumfahrt,<br />
Vermarktung, Chemie, bei Lebensmitteln, in der Fototechnik. Selbst in der Trainingswissenschaft verwenden wir<br />
den Begriff im Sinne der Formerhaltung beim Ausdauertraining, als Phase des motorischen Lernens oder im<br />
Sinne der Festigkeit des Bewegungsapparates („Stabilisationsübungen“)<br />
Von uns „ins Leben gerufene“ Begriffe wie „Belastungszonen“ als untergeordnete Trainingsbereiche wird man<br />
im Internet nicht in gleicher Entsprechung finden. Dort sind Belastungszonen z.B. radioaktiv kontaminierte<br />
Zonen, umweltbelastete Böden, sensible Zonen an Knochen und Gelenken bis zu besonders kräftig gewirkten<br />
Zonen an Strümpfen.<br />
Natürlich dominieren in einem Lexikon des Schwimmtrainings Wortkombinationen mit<br />
Trainer/ing (77), Bewegung (90), Schwimmen (50), Kraft (50) oder Wettkampf (44). Hinzu<br />
kommen Begriffe aus der Trainingspraxis, die eigentlich in einem solide-sachlichen Werk<br />
nichts verloren haben, aber „swimlex“ wendet sich vorrangig an Trainer und nicht an Gelehrte.<br />
Solche Begriffe sind z.B. „Laktatgeier“, „Trainingsweltmeister“, „Tonnenideologie“.<br />
Maßgeblich bei der Bearbeitung der Begriffe war deren Praxisdienlichkeit. Der Verfasser sieht<br />
sich außerstande und ist nicht willens, den immer noch anhaltenden Streit zwischen den<br />
verschiedenen Schulen (z.B. Köln : Leipzig) 22 zu kommentieren, geschweige denn zu<br />
schlichten. Im Vordergrund steht eine für den Trainer verständliche Lehre zum Handeln.<br />
- „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man<br />
zurück.“ Diese Worte Laotses bestimmten das Vorgehen, das nicht mit einer einfachen<br />
19 Röthig & Prohl (Hrsg./2003). Sportwissenschaftliches Lexikon. Hofmann (7. völlig neu überarbeitete Auflage)<br />
20 Interview mit Filmemacher Fiedler: http://www.nachdenkseiten.de/?p=28035<br />
21 Schreyer, P. (2014). Verschwörungstheorie (https://paulschreyer.wordpress.com/2014/10/21/verschwoerungstheorie)<br />
(https://paulschreyer.wordpress.com/2014/10/21/verschworungstheorie/)<br />
22 Schiffer, J. (1994). Rezension zum „Lexikon Sportwissenschaft“ (http://www.bszbw.de/depot/media/3400000/3421000/3421308/94_0525.html)<br />
(http://www.bsz-bw.de/depot/media/3400000/3421000/34211308/94_0525.html)