Rojava Report
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Kämpferin der BÖG<br />
«Nur mit Dialog und nur mit Demonstrationen<br />
kann man das nicht verhindern. Wir haben<br />
gesehen, wie ISIS in Ankara eine linke<br />
Demonstration, eine Friedenskundgebung<br />
zerbombt hat. Wir haben gesehen, dass man<br />
dagegen mit Demonstrationen alleine nicht<br />
ankommt. Darum kämpfen wir und darum<br />
müssen wir uns hier formieren.»<br />
Wann hast du mit deiner politischen Arbeit<br />
begonnen?<br />
Ich war 15 Jahre alt, als ich meine Organisation<br />
kennenlernte. Damals war ich an der Oberstufe, wo<br />
ich Mitglied einer Jugendorganisation war. Diese heißt<br />
Dev-Lis, revolutionäre Gymnasiale StudentInnen. Ich<br />
habe drei Jahre mit dieser Organisation gearbeitet.<br />
Unsere Jugendorganisation war die größte revolutionäre<br />
Jugendorganisation in der Türkei. Das war damals so<br />
und ist auch heute noch so.<br />
Nach dem Gymnasium bin ich nach Istanbul an die Uni<br />
gegangen. An der Uni hatten wir eine StudentInnen-<br />
Gewerkschaft. In dieser war ich ebenso aktiv wie in<br />
unserer Partei (eine legale Partei in der Türkei). Die<br />
hiess früher SDP. Vielleicht erinnert ihr euch daran<br />
noch, denn während den Gezi-Park-Demonstrationen<br />
war die SDP sehr aktiv. Jetzt hat sich die SDP mit der<br />
TDP zusammengetan und heisst jetzt DKP, das ist die<br />
türkische Revolutions-Partei. Zu dieser Zeit war ich aber<br />
schon in <strong>Rojava</strong>.<br />
Wieso haben die SDP und die TDP fusioniert?<br />
Wir denken, wir brauchen das jetzt in der Türkei. Es<br />
gibt in der Türkei sehr viele revolutionäre Parteien und<br />
Organisationen. Wir denken, dass es die Einheit jetzt<br />
braucht weil wir in der Türkei eine faschistische Diktatur<br />
der Regierungspartei AKP erwarten. Wenn wir dann<br />
kämpfen müssen, können wir nicht alleine kämpfen.<br />
Dann müssen wir zusammen kämpfen und deswegen<br />
brauchen wir die Einheit heute.<br />
Wir haben mit vielen Organisationen darüber geredet<br />
und wir haben uns vor einem Jahr zu einem Bündnis<br />
zusammengeschlossen. Letzte Woche hatten wir einen<br />
Kongress organisiert und das lief sehr gut. Leute, die<br />
dort teilgenommen habe, sind jetzt auch hier und wir<br />
kämpfen hier nun zusammen.<br />
Der Kongress war hier in <strong>Rojava</strong>?<br />
Nein, der war in der Türkei, in Ankara. Wir konnten das<br />
tun, weil das in der Türkei legal durchgeführt wurde.<br />
Heisst das, dass ihr militärisch zusammen kämpft<br />
oder haben sie auch ein Tabûr?<br />
Wir sind jetzt zusammen hier, aber nicht als BÖG. BÖG<br />
ist die bewaffnete Organisation unserer revolutionären<br />
kommunistischen Partei der DKP.<br />
Wie hast du dich entschieden zum bewaffneten Teil<br />
der Partei zu gehen und nicht zu dem Teil der Partei<br />
der nicht bewaffnet ist?<br />
In der Türkei habe ich viele Jahre in der Partei gearbeitet.<br />
Als wir damals das erste Mal hierher gekommen sind,<br />
nach Kobanê, da haben wir BÖG gegründet. Seit einem<br />
halben Jahr ist BÖG hier in <strong>Rojava</strong> aktiv. Damals waren<br />
wir nur sieben GenossInnen in <strong>Rojava</strong> und jetzt sind wir<br />
fünfzig und jeden Tag werden wir mehr.<br />
Alle können sehen, dass wir eine bewaffnete Organisation<br />
sind. Das wird später auch für die Türkei gelten. Wie<br />
gesagt, wir erwarten eine faschistische Diktatur. Wir<br />
erwarten, dass diese in den kommenden Jahren einsetzen<br />
wird und wir können nicht einfach abwarten, wenn wir<br />
wissen, dass das kommt. Nur zu reden reicht deswegen<br />
nicht. In der Türkei töten sie KurdInnen, sie sperren<br />
die Bewaffneten und alle RevolutionärInnen in die<br />
Gefängnisse.<br />
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