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Rojava Report

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Moah & Rohat<br />

«Wir sind mit dem Ziel nach <strong>Rojava</strong> gegangen,<br />

von dieser Bewegung zu lernen und das war<br />

auch der Grund, warum wir zuerst ins Tabûr<br />

der YPG gegangen sind. Wir wollten sehen,<br />

wie sie sich organisieren, wie das Ganze dort<br />

funktioniert.»<br />

Wir würden gerne von euch erfahren, was<br />

eure politischen Biographien sind und worin die<br />

Motivation bestand, nach <strong>Rojava</strong> zu gehen.<br />

Moah: Ich bin seit etwa zehn Jahren politisch aktiv.<br />

Ich war in verschiedenen anarchistischen Gruppen<br />

aktiv. Das heisst aber nicht unbedingt, dass ich mich<br />

als Anarchist sehe.<br />

Das Ziel, mit dem ich nach <strong>Rojava</strong> gegangen bin,<br />

war zu lernen was es heisst, einen revolutionären<br />

Prozess in der Praxis zu führen. Zudem ging es mir<br />

darum, von den Prozessen in <strong>Rojava</strong> zu lernen und<br />

dadurch Sachen in die Schweiz zurück nehmen zu<br />

können, um auch hier die Bewegung zu unterstützen<br />

und zu fördern.<br />

Rohat: Ich stamme aus einer Familie, die schon in<br />

Lateinamerika gegen das Regime ihres Heimatlandes<br />

gekämpft haben. Meine Familie war immer schon<br />

sehr politisch und so bin ich auch in ein politisches<br />

Klima hinein geboren. Dadurch bin ich auch in<br />

verschiedenen anarchistischen, antifaschistischen<br />

und antikapitalistischen Gruppen aktiv gewesen.<br />

Ich habe auch mal versucht, einer Partei beizutreten<br />

aber da es hier keine richtigen revolutionären<br />

Parteien gibt, dauerte das nur kurz.<br />

Die Motivation nach <strong>Rojava</strong> zu gehen, war dieselbe,<br />

wie der Genosse vorhin gesagt hat. Dazu kommt,<br />

dass wir einfach die Möglichkeit gehabt haben jetzt<br />

nach <strong>Rojava</strong> zu gehen und dass ich keine Familie<br />

habe und keine zu starken Bindungen, die mich hier<br />

halten würde. Zudem sehe ich es als Revolutionär<br />

auch als meine Pflicht an, von anderen Bewegungen<br />

zu lernen.<br />

Habt ihr euch zusammen vorbereitet, gab es einen<br />

kollektiven Prozess, der zu dieser Entscheidung<br />

geführt hat?<br />

Moah: Wir haben uns natürlich vorbereitet, wir<br />

haben mit unseren GenossInnen gesprochen und<br />

diskutiert, wie wir uns vorbereiten können. Wir<br />

haben auch eine Art Notfallteam organisiert, wo wir<br />

besprochen haben, was in einem Krisenfall alles<br />

gemacht werden müsste. Wir mussten natürlich<br />

auch alltägliche Dinge organisieren, beispielsweise<br />

Fragen nach den Wohnungen und Arbeitsplätzen der<br />

Genossen. Es waren natürlich nicht alle GenossInnen<br />

informiert. Aber die Leute, die informiert waren,<br />

bei denen gab es auch einen kollektiven Prozess.<br />

Dadurch haben sich mehrere Menschen mit unserer<br />

Reise und der Rückkehr beschäftigt.<br />

Was habt ihr aus diesem Prozess gelernt? Und habt<br />

ihr Tipps für andere Menschen, die einen solchen<br />

Prozess durchmachen wollen?<br />

Moah: Was die politische Vorbereitung betrifft,<br />

standen wir etwa zwei Jahre lang in Kontakt mit<br />

den kurdischen GenossInnen. Wir haben ihre<br />

politischen Texte gelesen und diskutiert und haben<br />

uns so auf die Philosophie und auf die Theorien,<br />

die uns in <strong>Rojava</strong> erwarteten, vorbereiten können.<br />

Was wir sicher verbessern würden, ist vor allem ein<br />

praktischer Punkt: Man sollte unbedingt die Sprache<br />

lernen, bevor man geht. Zumindest ansatzweise,<br />

sodass man schon ein bisschen Kurdisch oder<br />

Türkisch sprechen kann. Damit wäre vieles viel<br />

einfacher gewesen, um in <strong>Rojava</strong> einen Lernprozess<br />

zu erleben. Wenn man die Sprache spricht, hat man<br />

auch Zugang zu den theoretischen Diskussionen, zu<br />

den Texten, die sie dort schreiben und so weiter.<br />

Rohat: Was die Rückkehr betrifft, da müsste man<br />

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