Rojava Report
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sich auch besser vorbereiten. Wir waren ja ziemlich<br />
lange dort und dann müsste man vorbereiten,<br />
wie man wieder in ein normales Leben kommt.<br />
Wir haben unsere Wohnungen und auch unsere<br />
Arbeitsstellen aufgegeben und da ist es schon<br />
schwierig, sich nach so einer Reise wieder zu<br />
integrieren. Was vor allem auch noch wichtig ist, ist<br />
die psychologische Unterstützung von GenossInnen,<br />
die zurückkommen, sowohl die Unterstützung von<br />
Leuten, die Kriegshandlungen mitgemacht haben<br />
aber auch solche, die das nicht gemacht haben. Es<br />
ist sehr wichtig, dass die Leute, die zurückkommen,<br />
psychologisch unterstützt werden.<br />
Ihr habt euch entschieden nach <strong>Rojava</strong> zu gehen<br />
und euch dort dem militärischen und nicht dem zivilen<br />
Bereich anzuschliessen. Was war eure Motivation?<br />
Moah: Also ich beginne zuerst mit einer eher<br />
persönlichen Motivation, warum ich in den<br />
militärischen Bereich gegangen bin. Ich wollte vor<br />
allem sehen, wieweit ich bereit bin zu gehen, auch<br />
militärisch. Wenn man hier in Europa am Kampf<br />
beteiligt ist, dann ist es irgendwie immer einfach<br />
zu sagen, ich bin ein Revolutionär. Aber das dann<br />
auch in einer militärischen Auseinandersetzung<br />
zu überprüfen, wie weit ich überhaupt bereit bin<br />
zu gehen, ist nochmals etwas anders. So war das<br />
für mich so eine Art Test der Praxis. Zudem ist<br />
der militärische Bereich auch eine Vorbereitung,<br />
wenn es bei uns vielleicht auch einmal zu einer<br />
militärischen Auseinandersetzung kommen wird.<br />
<strong>Rojava</strong> ermöglicht hier Erfahrungen, wie auch<br />
im militärischen Bereich revolutionäre Elemente<br />
einfliessen können, beispielsweise das Erlebnis, wie<br />
man sich militärisch organisieren kann, ohne dass<br />
es zu Unterdrückung und Ausbeutung wie in einem<br />
bürgerlichen Militär kommt.<br />
Rohat: Ich schliesse mich betreffend der Motivation<br />
dem Genossen an. Dazu kann man vielleicht<br />
noch sagen, was der Unterschied zwischen dem<br />
militärischen und dem zivilen Bereich ist. Im<br />
militärischen Bereich muss man sich noch fester<br />
hineingeben, noch stärker in der Politik mitarbeiten.<br />
Auch wollte ich unbedingt vermeiden, dass ich<br />
in die humanitäre Hilfe abschweife. Ich hatte<br />
wirklich keine Lust den Leuten dort mit Mitleid<br />
Brot zu verteilen. Ich wollte ein Teil von dieser<br />
revolutionären Bewegung sein, ohne Mitleid und<br />
Geschenke verteilen zu müssen.<br />
Ihr seid dann losgezogen. Zuerst habt ihr eine<br />
Ausbildung bei YPG gemacht und danach wart ihr<br />
im Internationalen Bataillon. Das Internationale<br />
Bataillon ist ja auch bekannt dafür, dass es versucht<br />
die revolutionäre Solidarität von Europa noch <strong>Rojava</strong><br />
und wieder zurück zu tragen. Wie habt ihr euch da<br />
zurechtgefunden?<br />
Moah: Es ist wichtig zu betonen, dass es<br />
einen Unterschied zwischen der YPG und dem<br />
Internationalen Bataillon gibt. Die YPG ist eine<br />
Massenorganisation und zieht viele Leute an, die<br />
bislang keine politische Formierung hatten. Darum<br />
ist die Frage der Ausbildung auch in theoretischen<br />
Fragen viel wichtiger als im Internationalen<br />
Bataillon, wo vielfach Leute sind, die schon eine<br />
lange politische Formierung hinter sich haben.<br />
Dabei ist es egal, ob sie aus Westeuropa oder nicht<br />
kommen. Aber jedenfalls sind die Leute schon<br />
stark politisch formiert, haben viel Theoriewissen<br />
und so weiter und sind teilweise auch schon wegen<br />
politischen Sachen im Gefängnis eingesessen oder<br />
waren in verschiedenen politischen Organisationen<br />
aktiv.<br />
Wir sind ja mit dem Ziel nach <strong>Rojava</strong> gegangen,<br />
von dieser Bewegung zu lernen und das war auch<br />
der Grund, warum wir zuerst ins Tabûr der YPG<br />
gegangen sind. Wir wollten sehen, wie sie sich<br />
organisieren, wie das Ganze dort funktioniert. Auf<br />
einer persönlichen Ebene kann ich sagen, dass ich<br />
mich mit den Leuten im Internationalen Bataillon<br />
irgendwie näher verbunden fühlte. Einfach aus<br />
dem Grund, weil die eine ähnliche politische und<br />
persönliche Laufbahn hinter sich hatten. Weil sie<br />
entweder vorher StudentInnen, Lehrlinge oder<br />
ArbeiterInnen waren und dann damit begonnen<br />
haben, sich politisch zu formieren. Dies im Gegensatz<br />
zu vielen Leuten, die in der YPG organisiert sind.<br />
Die haben sich oft angeschlossen, um ihr Land zu<br />
verteidigen, was einer ganz anderen Art der eigenen<br />
politischen Formierung entspricht.<br />
Könnt ihr vielleicht kurz erzählen, wann ihr<br />
in <strong>Rojava</strong> gewesen seid und welche wichtigen<br />
Operationen in dieser Zeit gelaufen sind.<br />
Moah: Wir waren von Ende 2015 bis im Sommer<br />
2016 da. Das war eine Zeit zwischen den grossen<br />
Operationen. Die Operation in Şedade war gerade<br />
zu Ende und es war die Zeit der Vorbereitung der<br />
Operation in Minbic. Wir erlebten also eine ruhigere<br />
und stabilere Zeit zwischen zwei Operationen. Wir<br />
sind dann auch kurz vor dem Beginn der Minbic-<br />
Operation wieder zurückgekommen.<br />
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