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Rojava Report

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sprechen aber eben auf türkisch, die Mehrheit ist dort<br />

türkisch. Auf englisch ist halt nichts passiert. Aber<br />

man erfährt ein bisschen was durch Gespräche mit den<br />

englischsprachigen Genossen, die dort auch türkisch<br />

sprechen.<br />

Was würdest du den Genossen und Genossinnen<br />

in Europa sagen, was bedeutet es, sich für <strong>Rojava</strong><br />

einzusetzen, was bedeutet die Solidarität?<br />

Die Solidarität bedeutet hier ganz einfach praktische und<br />

materielle Hilfe. <strong>Rojava</strong> ist total blockiert. Ich war in<br />

<strong>Rojava</strong>, ich war in Şengal und ich habe sofort gesehen,<br />

dass es Unterschiede bei der Versorgung gab. In Şengal<br />

gibt es besseres Essen. Alles was wir hier haben, wird<br />

entweder hier hergestellt oder geschmuggelt. Offiziell<br />

ist <strong>Rojava</strong> ja blockiert. Deshalb bedeutet materielle Hilfe<br />

halt einen materiellen Vorteil für uns, der die YPG nach<br />

vorne bringt.<br />

Politisch gesehen braucht es mehr Informationen<br />

der gesamten Bevölkerung über die ganze kurdische<br />

Befreiungsbewegung nicht nur <strong>Rojava</strong>. Um das hier<br />

zu verstehen muss man auch verstehen was die Kurden<br />

versuchen zu erreichen. Der durchschnittliche Deutsche<br />

glaubt die PKK sei eine Terrororganisation, die kämpfen<br />

gegen die Türkei. Die YPG, die kämpfen gegen ISIS und<br />

im Irak gibt’s halt die Barzani-Regierung. Aber wofür die<br />

kurdische Bewegung kämpft und was die versuchen zu<br />

erreichen, dafür ist kein Bewusstsein da und ich denke,<br />

wenn es da wäre, dann würden auch grössere Teile der<br />

Bevölkerung das hier unterstützen.<br />

Könnte das bedeuten, dass man auch mehr<br />

vermittelt, was hier passiert und warum und<br />

wofür es passiert, damit ein breiteres Bewusstsein<br />

darüber entsteht und dann eventuell auch grössere<br />

Unterstützung?<br />

Ich erwarte nicht, dass Europa oder die USA deshalb von<br />

einem Tag auf den anderen ihre Position ändern. Aber<br />

ich denke, dass es ein Schritt sein könnte <strong>Rojava</strong> hier<br />

weiter zu unterstützen auch moralisch, politisch und<br />

militärisch.<br />

Zusatz 2016<br />

Wir haben uns vor etwa einem Jahr im Tabûr<br />

gesehen. Zwischenzeitlich warst du zurück in<br />

Deutschland, nun willst du aber wieder nach <strong>Rojava</strong><br />

gehen. Was ist deine Motivation?<br />

darin weiter zu machen, weil ich halt schon so einiges<br />

an Anstrengung da rein gesteckt habe. Während diesem<br />

Jahr habe ich mehr über die Realität in <strong>Rojava</strong> gelernt<br />

und auch darüber welche Probleme es gibt und welche<br />

Möglichkeiten <strong>Rojava</strong> für die Zukunft hat. Ich habe auch<br />

die Menschen dort kennen gelernt und so steigerte sich<br />

auch meine Motivation weiter mit den Menschen dort<br />

zusammenzuarbeiten und nicht wegzugehen und sie<br />

hängen zu lassen. Deshalb will ich zurück gehen, um<br />

weiter zu machen.<br />

Kannst du nochmals kurz was zu deiner<br />

Ursprungsmotivation sagen?<br />

Ich wollte gegen den Islamischen Staat kämpfen, wegen<br />

all dem wofür er steht, das brauche ich ja nicht zu<br />

erklären. Alle wissen warum man gegen die sein sollte.<br />

Diese Motivation ist immer noch da, genau so aber meine<br />

Motivation für die Revolution in <strong>Rojava</strong> zu kämpfen.<br />

Jetzt hat sich das vertieft, weil ich die Situation dort<br />

mittlerweile besser verstehe und weil ich mich da einige<br />

Zeit engagiert habe und mit den Menschen zusammen<br />

gelebt habe.<br />

Und da willst du weiter anknüpfen?<br />

Ja, jetzt bin ich in der TMU, der medizinischen Einheit.<br />

Das ist etwas, was in der YPG noch nicht so sehr entwickelt<br />

ist. In westlichen Ländern ist es selbstverständlich, dass<br />

jeder Soldat und Soldatin eine medizinische Ausbildung<br />

bekommt, zumindest die Grundlagen und auch etwas an<br />

grundlegender Ausrüstung mit sich trägt. In der YPG ist<br />

das noch nicht der Fall und deshalb möchte ich meine<br />

Einheit damit weiter unterstützen. Wenn es notwendig ist<br />

oder wenn ich denke, dass es eine bessere Idee ist, werde<br />

ich in ein mobiles Tabûr gehen und schauen, wie sich das<br />

entwickelt.<br />

Kannst du sagen, was ein mobiles Tabûr ist?<br />

Mobile Tabûrs sind Einheiten, die während Operationen<br />

an vorderster Front sind und die besseres Personal und<br />

eine bessere Ausrüstung haben und auch mehr Zeit<br />

abseits der Front verbringen, um zu trainieren und sich<br />

auf die nächste Operation vorzubereiten. Diese Einheiten<br />

haben einen sehr hohen Anteil an Kadern und auch viele<br />

ausländische Freiwillige, die nicht politisch gebunden<br />

sind und deren Engagement ausschliesslich militärisch<br />

ist.<br />

Meine Ursprungsmotivation ist immer noch da und<br />

dadurch, dass ich einige Zeit in <strong>Rojava</strong> war und dort<br />

Erfahrungen gesammelt habe und ich jetzt auch die<br />

Sprache so einigermassen beherrsche, bin ich bestärkt<br />

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