Rojava Report
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Titel Internationalist II<br />
«Ich denke, dass der Kampf, den wir als<br />
Revolutionäre in <strong>Rojava</strong> führen und der Kampf,<br />
den wir als Revolutionäre in Deutschland oder<br />
anderswo führen, derselbe ist, auch wenn er<br />
natürlich mit ganz anderen Mitteln und auf ganz<br />
anderen Ebenen geführt wird.»<br />
Du kommst aus Deutschland und du kämpfst im<br />
Freiheitsbataillon. Kannst du kurz sagen, was dich<br />
hierher gebracht hat, und was deine Biographie ist?<br />
Hierher gebracht hat mich meine bisherige<br />
internationalistische Arbeit. Ganz direkt hergebracht hat<br />
mich dann die Zusammenarbeit mit den kurdischen und<br />
türkischen revolutionären Strukturen in Deutschland.<br />
Vor allem die Solidaritätsarbeit, die wir von Anfang an<br />
zu <strong>Rojava</strong> gemacht haben. Seit der Erklärung <strong>Rojava</strong>‘s<br />
als befreite Gebiete, haben wir in Deutschland zu <strong>Rojava</strong><br />
gearbeitet, haben uns solidarisch auf das demokratische<br />
Projekt in <strong>Rojava</strong> bezogen, haben hervorgehoben,<br />
dass es nicht notwendig, das heisst, dass es falsch ist,<br />
sich im syrischen Bürgerkrieg auf die Seite Assads<br />
oder der freien syrischen Armee und den Handlangern<br />
des Westens zu stellen, sondern, dass mit <strong>Rojava</strong>,<br />
mit dem fortschrittlichen Kampf der KurdInnen, der<br />
revolutionären Strukturen einen dritten Weg gibt, ein<br />
fortschrittliches Modell, auf das sich revolutionäre Linke<br />
beziehen können. Wir müssen nicht zwischen Pest und<br />
Cholera wählen müssen.<br />
Am Anfang standen wir da abgesehen von den kurdischen<br />
und den türkischen Strukturen, allein und wurden<br />
auch von verschiedenen Trotzkisten als Handlanger<br />
des Imperialismus und des Westens angegriffen. Die<br />
Solidaritätsarbeit hat dann vor allem zugenommen, als<br />
<strong>Rojava</strong> mit der Schlacht um Kobanê in den Medien<br />
aufkam und sich die breite Öffentlichkeit, zumindest für<br />
die Schlacht um Kobanê, interessiert hat. Da hat auch<br />
unsere Solidaritätsarbeit nochmals zugenommen. Da<br />
haben wir viele Demonstrationen und Veranstaltungen<br />
für <strong>Rojava</strong> organisiert.<br />
Am Anfang waren es emotionale Gründe, warum ich<br />
hierher wollte. Die Grausamkeit der Daesh, also wie<br />
der Islamische Staat gegen Kobanê vorging, hat mich<br />
bewegt. Ebenso die Überfälle der an-Nusra-Banden<br />
auf <strong>Rojava</strong>. Ich wollte also hierher kommen, um hier<br />
mitzukämpfen und ganz direkt das fortschrittliche Projekt<br />
oder die fortschrittlichen Entwicklungen in <strong>Rojava</strong><br />
zu verteidigen. Dann aber, das war 2014 im Herbst<br />
und Winter, habe ich mich doch dagegen entschieden<br />
zu gehen. Ich habe alles nochmal ein bisschen sacken<br />
lassen, um im Frühjahr dann zu entscheiden hierher zu<br />
gehen. Weniger aus emotionalen Gründen, sondern um<br />
mir das Projekt <strong>Rojava</strong> näher anzuschauen und davon zu<br />
lernen und auch Erfahrungen zu sammeln auch mit dem<br />
Blick auf Deutschland mit unserer Arbeit dort.<br />
Also du suchst die Verbindung zwischen den<br />
Erfahrungen hier und dem Kampf in Deutschland?<br />
Ja, ich denke, dass der Kampf, den wir als Revolutionäre in<br />
<strong>Rojava</strong> führen und der Kampf, den wir als Revolutionäre<br />
in Deutschland oder anderswo führen, derselbe ist, auch<br />
wenn er natürlich mit ganz anderen Mitteln und auf<br />
ganz anderen Ebenen geführt wird und die Bedingungen<br />
ganz unterschiedliche sind. So kämpfen wir doch egal<br />
wo für eine menschliche Zukunft und eine lebenswerte<br />
Perspektive für alle Menschen oder für einen Grossteil<br />
der Menschen. Das ist die Verbindung. Ich denke nicht,<br />
dass ich die Erfahrung, die ich hier mache, eins zu eins in<br />
Deutschland direkt umsetzen kann, aber die Erfahrungen,<br />
die ich hier mache, die bringen mich voran und viel werde<br />
ich nutzen können.<br />
Es gibt aber einen Sprung zwischen der<br />
revolutionären Solidarität in Europa und dann die<br />
Entscheidung zu treffen, hier mit der Kalaschnikow<br />
zu kämpfen. Das bedingt ja eine reifliche Überlegung.<br />
Ja, und ich glaube viele revolutionäre Linke in<br />
Deutschland und Europa spielen mit dem Gedanken<br />
hierher zu kommen und hier wirklich mit der Waffe in<br />
der Hand zu kämpfen aber oftmals bleibt es eben bei dem<br />
Gedankenspiel, bei der Vorstellung, bei der Überlegung<br />
und ich denke erst mal haben viele ein heldenhaftes Bild<br />
oder ein heroisches Bild vom Krieg und was wir hier<br />
in <strong>Rojava</strong> machen und wie das aussieht und die meisten<br />
gehen nicht.<br />
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