Rojava Report
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entwickelte und institutionell wurde, die wirtschaftlichen,<br />
politischen, kulturellen und geographischen Fortschritte<br />
sich vervollständigten, kamen die ImperialistInnen,<br />
regionale reaktionäre Länder (wie Saudi-Arabien, Katar<br />
etc. Anm.d.R.) und in erster Linie die koloniale Türkei<br />
und ihre verbündeten Banden al-Nusra und Daesh, das<br />
syrische Regime und die KDP – erinnert euch an die<br />
Embargos und das Schliessen der südlichen Grenzen mit<br />
Gräbern – und versuchten, unsere Revolution von allen<br />
Seiten zu zerstören. Auch heute noch betreiben sie diese<br />
Politik.<br />
Als die militärischen Angriffe gegen unsere Revolution<br />
intensiver wurden, brachten wir die meisten unserer<br />
Kräfte in dieses Gebiet. Mit neuen UnterstützerInnen<br />
vermehrten wir unsere Streitkräfte sowohl in Quantität<br />
wie in Qualität. Die Befreiung Kobanês kam als<br />
Erstes, wir nahmen an sehr vielen Verteidigungs- und<br />
Befreiungsangriffen teil, wie Heseke, Serêkaniye, Girê<br />
Spî, Til Temir und Rûbar Qamişlo.<br />
Als unsere Kräfte sich an der Befreiung von Şengal,<br />
Hol und Tişrîn beteiligten, kämpften wir an fast allen<br />
Fronten von Kobanê bis Şengal. Unsere Streitkräfte<br />
im internationalen Freiheitsbataillon schlossen sich<br />
auch der Befreiung von Şengal und Hol an. Wir<br />
übernahmen verschiedene Aufgaben, und arbeiten<br />
weiterhin in Bereichen der Gesundheit und der Presse,<br />
bei den „Mala Gel“, das heisst dem Haus des Volkes,<br />
von kommunalen Arbeiten bis zum Frauenkampf, und<br />
wir sind außerdem in militärischen Bereichen und in<br />
Selbstverteidigungsgruppen tätig. Außerdem unterstützen<br />
wir auch die Einheit und Solidarität des Volkes. Diese<br />
Institution, SYPG, wird das sein, was ihr Name sagt: Sie<br />
wird im Volk eine Brücke zwischen den Menschen bauen,<br />
sie wird das Volk mit unserer Revolution vertraut machen<br />
und seine Unterstützung und Solidarität organisieren. Sie<br />
wird sowohl zur Entwicklung der Revolution beitragen<br />
und unserer Revolution einen sozialistischen Charakter<br />
geben.Unsere Partei kam nicht nach <strong>Rojava</strong>, nur um zu<br />
unterstützen, wir sind hier als eine feste Macht. Um es<br />
einfacher zu sagen: wir akzeptieren diese Revolution<br />
als unsere Revolution und ihre FreundInnen als unsere<br />
FreundInnen und ihre FeindInnen als unsere FeindInnen.<br />
Auf was für Kampf- und Kriegserfahrungen und<br />
auf was für Theorien beruft ihr euch?<br />
Wir versuchen eine Partei zu sein, welche die<br />
Erfahrungen aller Revolutionen der Welt analysiert, von<br />
ihnen lernt und ihre Erkenntnisse nutzt. Wir benutzen<br />
sie, indem wir sie in eine Form umwandeln, die für<br />
unser Land brauchbar ist. Die <strong>Rojava</strong> Revolution ist mit<br />
keiner Revolution in der Vergangenheit vergleichbar.<br />
Aus diesem Grund konnten viele Gruppen die <strong>Rojava</strong><br />
Revolution nicht verstehen; oder wollten sie nicht<br />
verstehen. Diese Revolution entwickelt sich nicht wie<br />
die klassischen Revolutionen und ausserdem sind die<br />
historische Entstehung, die Bedingungen, sowie ihre<br />
militärische Struktur absolut einzigartig. Zum Beispiel<br />
gibt es nicht wie üblich eine starke Klassenbewegung.<br />
Die Basis der Revolution besteht aus nationalen<br />
demokratischen Forderungen. Das ist kein Ansatz, der<br />
nur eine enge nationalistische Perspektive beinhaltet.<br />
Obwohl das nationale Thema zentral ist, hat sie einen<br />
Charakter, der das ganze Volk in <strong>Rojava</strong> umfasst. Da dies<br />
gleichzeitig eine Frauenrevolution ist, sollte sie schon<br />
deshalb als gutes Beispiel verteidigt werden. Abgesehen<br />
davon bleibt diese Revolution speziell und einzigartig,<br />
da sie wirtschaftliche, demokratische, kulturelle und<br />
ökologische Programme hat.<br />
Zu Beginn wurde die Revolution von einem kleinen<br />
organisierten Teil des Volkes und der Streitkräfte<br />
begonnen. Organisierte bewaffnete Milizen und<br />
Guerilla lenkten die Unzufriedenheit erfolgreich und<br />
gingen gegen das Assad Regime auf die Strassen, um<br />
die staatlichen Institutionen zu besetzen. Die staatliche<br />
Armee und die Polizeikräfte in den Städten von <strong>Rojava</strong><br />
leisteten kaum Widerstand, weil sie vom Volk und<br />
von militärischen Kräften umgeben waren. Zu Beginn<br />
wurden deshalb militärische Strukturen gebildet, in der<br />
die Guerilla und die Milizen noch vermischt waren.<br />
Später wurden die Kräfte spezialisiert und als Folge<br />
voneinander getrennt. Die geographische Struktur von<br />
<strong>Rojava</strong> führt zu einer einzigartigen Kriegserfahrung und<br />
Kriegsform. Der Krieg in den Städten wie in Kobanê und<br />
der Umgebung war geprägt von sehr starken Kämpfen,<br />
die vor allem mit schweren Waffen, Bodenminen und<br />
Angriffe mit Minen geführt wurden. Attentate und<br />
Angriffe mit Autobomben (eine Methode, die von<br />
Banden verwendet wird) sind dabei grundlegende<br />
Kriegs- und Kampfformen. Eine weitere Besonderheit<br />
ist, dass hier Kampfstile einer regulären Armee und einer<br />
Guerilla gleichzeitig verwendet werden. Manchmal<br />
zwingen Konflikte dazu wie zwei reguläre Armeen zu<br />
kämpfen, ein anderes Mal wird im Guerillastil gekämpft<br />
(Hinterhalt, Sabotage, Attentate usw.). Von Zeit zu Zeit<br />
werden Taktiken aus allen Kampfformen angewendet.<br />
Der historische, kulturelle, soziale und wirtschaftliche<br />
Alltag in der Vergangenheit und der Gegenwart in<br />
<strong>Rojava</strong> ist der Grund dafür, dass diese Revolution<br />
keiner typischen Erfahrung einer Revolution ähnlich<br />
ist. Wenn diese Einmaligkeit vernachlässigt würde<br />
und wir schlicht bekannte Revolutionstaktiken und<br />
-theorien anwenden würden, dann würden wir heute<br />
über etwas reden, was nicht die <strong>Rojava</strong> Revolution ist.<br />
Für uns MarxistInnen ist es von grosser Wichtigkeit, die<br />
richtigen Mittel und Kampfformen zur richtigen Zeit,<br />
mit einer materialistischen Analyse der materialistischen<br />
Situation anzuwenden.<br />
Marxismus wäre nicht Marxismus, wenn er nicht auf<br />
Dialektik und historischem Materialismus basieren<br />
würde. Das Neue und Einzigartige zu begreifen und<br />
zu verstehen und dementsprechend sich selbst zu<br />
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