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Rojava Report

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evolutionäre Aktionen durchführt, erwartet man auch,<br />

dass die revolutionäre Guerillabewegung im Westen<br />

des Landes durch die Stadtguerilla, durch revolutionäre<br />

Kräfte, durch Milizkräfte sich in den Städten fortsetzen<br />

wird. Wenn die revolutionäre Aktionseinheit erfolgreich<br />

sein sollte, dann kann es sein, dass die Polizei nicht mehr<br />

in die Stadtteile von Istanbul reingehen kann, oder dass<br />

sich Guerillabewegungen in den ländlichen Gebieten der<br />

Türkei und auch in der Nordtürkei bilden können. Es<br />

scheint sich so zu organisieren, dass sich an der Spitze<br />

der HBDH ein gemeinsamer Rat gebildet hat und dass<br />

drunter sich Komitees gebildet haben, die zu bestimmten<br />

Punkten arbeiten.<br />

Diese Aktionseinheit besteht aus neun Organisationen.<br />

Diese Organisationen haben keinen Massencharakter<br />

oder eine starke Basis in den Städten. So eine Basis<br />

existiert in den Städten nicht. Alle diese Organisationen<br />

haben eine Strategie für einen bewaffneten Kampf oder für<br />

eine Organisation im Untergrund. Die militärische Kraft<br />

ist sehr unterschiedlich. Die PKK hat natürlich andere<br />

Möglichkeiten als andere Organisationen. Die politischen<br />

Kräfte sind unterschiedlich, die Herangehensweise zu<br />

militärischen Fragen ist unterschiedlich. Dass es neun<br />

Organisationen sind heisst nicht, dass sie alle gleich stark<br />

sind oder gleiche Möglichkeiten haben. Ich kann das so<br />

formulieren oder bewerten, dass wenn die Revolutionäre<br />

Einheitsbewegung der Völker (HBDH) in Istanbul nur 10<br />

– 15% Erfolg hat, dann wird das die ganze Türkei und das<br />

ganze Gebiet sehr stark beeinflussen. Diese Bewegungen<br />

haben ja eigentlich eine Basis in der Bevölkerung, bei<br />

den Jugendlichen in den Stadtteilen, breite Schichten in<br />

den Stadtteilen sind ja schon vorhanden, aber die Frage<br />

ist, ob man in der Lage ist, solch eine breite Masse zu<br />

organisieren, zu integrieren, auszubilden, auch in den<br />

beiden Teilen des Landes, das ist eine organisatorische<br />

Frage, die diese Bewegungen auch noch beantworten<br />

müssen.<br />

Die Frage ist nicht, was diese Bewegung in Kurdistan<br />

macht, sondern was diese Bewegung in der Türkei macht.<br />

Denn in Kurdistan besteht eine Guerilla, es besteht eine<br />

Stadtguerilla, es ist alles organisiert, es besteht eine<br />

revolutionäre Entwicklung. Die Frage ist, was diese<br />

Bewegung in der Türkei schaffen wird und je nachdem,<br />

ob sie in der Türkei Erfolg haben wird oder nicht, wird<br />

sich das auf die gesamte Region auswirken. Wir als<br />

RevolutionärInnen aus der Türkei, aus Mesopotamien<br />

und Anatolien, sind in einer Situation, die wir noch<br />

nicht erlebt haben und wir versuchen in dieser Situation<br />

unseren Weg zu finden. Ich möchte meine Worte so<br />

beenden: Die revolutionäre Entwicklung wird nicht so<br />

sein wie in Lateinamerika oder wie in Kuba, sie wird auch<br />

nicht so sein wie in China oder Sowjetrussland, sie wird<br />

einen anderen Weg nehmen und wir müssen natürlich für<br />

unsere revolutionäre Entwicklung unseren eigenen Weg<br />

finden. Wenn wir es geschafft haben, wenn wir einen<br />

Weg finden, wenn die Revolution stattfindet, dann wird<br />

sich das wie ein Virus verbreiten und dieser Virus, dieses<br />

Licht, diese Waffe, wird sich natürlich in andere Länder<br />

verbreiten und zu einer grösseren Kraft werden und das<br />

hoffen wir. Ich möchte zum Schluss Ivana Hoffmann<br />

ehren, die auch als eine revolutionäre Kämpferin aus<br />

Deutschland in <strong>Rojava</strong> gekämpft hat und diese Einheit<br />

der revolutionären Bewegung mit geschaffen hat. Ab<br />

jetzt können wir eure Fragen beantworten.<br />

Was hat sich in den Quartieren von Istanbul in den<br />

letzten Monaten entwickelt?<br />

Die Slums in Istanbul, man nennt sie Varosch, sind die<br />

Orte, wo die ganzen Konflikte, die ganzen Widersprüche<br />

sich vereinen. Dort widerspiegelt sich die Ausbeutung,<br />

dort widerspiegelt sich die Unterdrückung des kurdischen<br />

Volkes, die Unterdrückung der religiösen Minderheiten<br />

in extremster Form wieder. Das Besondere an diesen<br />

Stadtteilen ist, dass dort revolutionäre Geschichte<br />

geschrieben wurde. Seit 50 Jahren gab es dort Aufstände,<br />

deshalb besteht dort eine bestimmte historische Erfahrung.<br />

Als im Jahre 2013 die Gezi Aufstände waren, sind aus<br />

dem Stadtteil Gazi mehr als 10‘000 Leute marschierend<br />

zum Gezi Aufstand gegangen weil die Strassen, die Wege<br />

blockiert waren. In einer kritischen Situation können<br />

die Menschen aus diesen Stadtteilen auf die Strasse<br />

gehen, um Autobahnen und wichtige Verkehrswege zu<br />

blockieren. Natürlich sind auch die Hauptkräft, welche<br />

die revolutionäre Aktionseinheit gebildet haben, auch<br />

in diesen Stadtteilen. Diese Bewegungen versuchen<br />

eine Strategie zu entwickeln. Eine Kampfstrategie zu<br />

entwickeln, um die Jugendlichen, die aus den Slums,<br />

aus den Stadtteilen kommen, aber auch studierende<br />

Jugendliche für den Kampf zu gewinnen.<br />

Zwei Dinge finden sich zusammen: die Kräfte, die man<br />

aktivieren will, befinden sich in den Stadtteilen. Und<br />

die Kräfte, die aktivierend wirken, befinden sich in den<br />

selben Stadtteilen. Wenn man eine starke Milizenkraft<br />

dort bilden könnte, wäre es so gut wie unmöglich, dass<br />

der Staat diese Stadtteile kontrollieren könnte. Für den<br />

Staat würde sich das als sehr, sehr schwierig erweisen,<br />

besonders in Istanbul, weil Istanbul eine sehr, sehr grosse<br />

Stadt ist. Es ist für den Staat schwierig so eine grosse<br />

Stadt zu kontrollieren. Istanbul ist nicht vergleichbar<br />

mit Ankara, Bursa, Izmir oder mit anderen Städten<br />

in der Türkei. Man muss noch hinzufügen, dass die<br />

Jugendlichen in den Stadtteilen mittlerweile auch eine<br />

bestimmte Erfahrung mit den Aufständen gemacht hat.<br />

Gibt es neben den bekannteren Formen des<br />

bewaffneten Kampfes in den Stadtteilen und<br />

Quartieren auch andere Formen der politischen<br />

Arbeit? Hat es da eine Entwicklung gegeben, was<br />

macht man?<br />

Es gibt neue Aktionsformen. Die PKK wendet diese am<br />

meisten an, zum Beispiel Angriffe auf Polizeistationen.<br />

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