Rojava Report
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eden und vieles ist dann halt nicht gezielte Diskussion,<br />
sondern ist dann einfach Gespräch, was sich dann zu<br />
einer Diskussion entwickelt, wo man schlussendlich zu<br />
einem Ergebnis kommt. Aber man hat halt sehr, sehr<br />
viel freie Zeit. Viele verbringen auch sehr viel Zeit mit<br />
Lesen. Man muss die Zeit, die man zur Verfügung hat,<br />
nutzen und sich selber überlegen, wie man die nutzt und<br />
das dann anpacken.<br />
Es gibt auch einige Leute, die kommen damit nicht<br />
zurecht. Neulich gab es einen Internationalen, der hat<br />
jetzt das Tabûr verlassen, der war nur sehr kurz hier, der<br />
sass einfach den ganzen Tag auf dem Stuhl in der Sonne<br />
und hat geraucht und gewartet, dass der Tag vorbei geht.<br />
Vielfach verbringen wir die Zeit einfach mit Warten.<br />
Wir haben die Ausbildung gehabt an der Waffe, Taktik-<br />
Ausbildung und nach der Ausbildung warten wir drauf,<br />
dass man an die Front geht. Die Sache ist eben, ob man<br />
das Warten als Warten verbringt. Das passiert vielen, sie<br />
warten oder sie fangen an zu schlafen, damit das Warten<br />
schneller rum geht, anstatt etwas zu lesen. Es gibt eine<br />
reichhaltige Bibliothek auch mit deutschen Büchern. Es<br />
gibt Bücher in allen Sprachen von den Internationalen,<br />
die die hier zurückgelassen haben.<br />
Sicher auch ein Tip an diejenigen, die sich<br />
überlegen zu fahren, ist sich auf einem USB-Stick<br />
Literatur mitzunehmen. Sich auch vorzubereiten<br />
auf diese Zeit, wo keine Aktion und keine Operation<br />
stattfinden.<br />
ich dann auch einiges mit; von Gedanken, die ich mir<br />
gemacht habe über die Arbeit in Deutschland und so was.<br />
Also ich freue mich vor allem, wenn ich wieder zurück<br />
bin, mit den Genossinnen und Genossen zu diskutieren<br />
und meine Erfahrungen auszutauschen, schauen, was<br />
wir irgendwie gemeinsam da draus ziehen. Hier fällt mir<br />
das einfach noch sehr schwer.<br />
Aber hier ist es ja auch so, dass du einfach in eine<br />
neue Erfahrung eintauchst, das ist eine andere Kultur,<br />
eine andere Sprache, ein zeitliches Verständnis, das<br />
total unterschiedlich ist zur hektischen Metropole<br />
und das ist wahrscheinlich auch noch eine Umstellung<br />
und das macht wahrscheinlich auch aus, dass man<br />
sich zuerst mental auch umstellen muss. Ihr habt<br />
zum Beispiel keine Schulung. Die türkischen und<br />
kurdischen GenossInnen sitzen jetzt gerade im<br />
Schulungsraum und haben Schulung. Wie geht ihr<br />
damit um?<br />
Ja, die türkischen und kurdischen GenossInnen hatten<br />
dafür den letzten halben Monat frei, während wir an<br />
der Front waren oder teilweise noch Ausbildung hatten,<br />
hatten die nichts zu tun und dann besteht der Alltag<br />
darin, im Tabûr kleinere Arbeiten zu erledigen; ein<br />
bisschen renovieren oder einfach zusammenzusitzen, zu<br />
Literatur auf einnem Stick, Flash für den Computer oder<br />
sonst wie als Ebook mitzunehmen ist sicherlich ein guter<br />
Tipp. Also ich kam schon lange nicht mehr so viel zum<br />
Lesen.<br />
Ich habe mit einer YPJ-Kommandantin geredet.<br />
Ich hab sie gefragt - weil die ja an vorderster Front<br />
sind und Daesh nicht nur einfach ein Kriegsgegner ist,<br />
sondern sich ja auch auszeichnet durch die Barbarei<br />
- ,wie das verarbeitet wird. Da war die Antwort,<br />
dass sie versuchen, die Bildung, die Schulung, die<br />
Akademien auch mit an die Front zu nehmen und<br />
vielleicht einfach mal eine Lektion über Geschichte<br />
oder über Geographie, über Kunst, Ideologie oder<br />
strategische Schulungen zu machen. Weil die die<br />
politische Auseinandersetzung das Bewusstsein<br />
erweitert und einem dadurch auch klarer wird,<br />
warum man diese Erlebnisse überhaupt eingeht.<br />
Was wir nicht haben, ist, dass irgend jemand eine<br />
richtige Schulung oder eine strukturierte Theoriearbeit<br />
oder so was vorbereitet. Was in der freien Zeit die ganze<br />
Zeit stattfindet ist ein Erfahrungsaustausch zwischen<br />
den Internationalen auf jeden Fall und auch mit - je<br />
nachdem wie das so hinhaut mit der Sprache - mit den<br />
türkischen und kurdischen Genossen. Und das passiert<br />
die ganze Zeit und die Gründe, warum die verschiedenen<br />
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