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Mittlerweile verweist die „New Mother Regulation“<br />
(EU ‘Mother’ Regulation 167/2013)<br />
in der EU auf die Anwendung von vorherrschenden<br />
Sicherheitsstandards als Vorbedingung<br />
für die Homologation von Traktoren. Doch was<br />
heißt das in der Praxis? In diesem Artikel wird an einem<br />
Beispiel gezeigt, wie sich die Berücksichtigung der Standards<br />
auf den täglichen Arbeitsalltag auswirkt und welche<br />
zusätzlichen Anforderungen und Maßnahmen im Entwicklungsprozess<br />
notwendig sind. Durch das Einbauen<br />
von zusätzlichen Überwachungen verändert sich nicht<br />
nur die Funktion selbst, sondern auch der gesamte Entstehungsprozess:<br />
Eine „Sicherheitskultur“ muss eingeführt<br />
werden, zusätzliche Prozesse werden unabdinglich.<br />
V + S<br />
ruhend<br />
R + S<br />
Fahrtrichtung<br />
Vorwärtskontakt (V)<br />
Sicherheitskontakt (S)<br />
Rückwärtskontakt (R)<br />
01 Richtungshebel<br />
WAS IST SICHERHEITSRELEVANT?<br />
Zum besseren Verständnis der Funktion, wird das Anfahren des Traktors als Beispiel herangezogen. Mit dem Richtungshebel<br />
kann der Fahrer die gewünschte Fahrtrichtung auswählen bzw. zügig wechseln. Während einer Gefahren- und Risikoanalyse<br />
wird jede Funktion daraufhin bewertet, ob im Fehlerfall der Benutzer oder andere Personen gefährdet werden. Wird diese<br />
Frage mit ja beantwortet, so kann die Funktion als sicherheitsrelevant eingestuft werden. Wie viele andere Funktionen im<br />
Zusammenhang mit dem Getriebe erhält das Anfahren über den Richtungshebel ebenso eine sicherheitsrelevante Einstufung.<br />
Dies führt dazu, dass eine Reihe von Maßnahmen durchgeführt werden müssen, um die Funktion abzusichern. Im<br />
dargestellten Beispiel ergibt die Analyse, dass der Befehl zur Richtungsänderung an die Getriebeelektronik nur dann aktiviert<br />
werden darf, wenn sich der Richtungshebel in der entsprechenden Position befindet. Anders formuliert: Der Traktor darf seine<br />
Fahrtrichtung nicht ändern oder anfahren, wenn ein Elektronikfehler auftritt. Folgendes ist dabei zu beachten:<br />
n Die Eingabedaten (Signale, wie z. B. vom Richtungshebel) müssen korrekt sein<br />
n Die Verarbeitung (Auswertung der Signale am Steuergerät) muss korrekt sein<br />
n Die Ausgabedaten (Signale wie z. B. zum Getriebe) müssen korrekt sein<br />
Im dargestellten Beispiel müssen die Eingangssignale vom Fahrtrichtungshebel zuverlässig sein, und die Ausgangssignale zum<br />
Getriebe müssen richtig gesendet werden. Dazu werden die Leitungen überwacht (Kurzschluss, offene Leitung, Plausibilität des<br />
empfangenen Signals). Werden die Daten als Nachrichten über den CAN-Bus übertragen, wird die Empfangszeit überwacht,<br />
sowie eine Prüfsumme über die Nutzdaten errechnet. Die Prüfsumme wird beim Senden mitübertragen, und beim Empfangen<br />
neuberechnet. Anschließend wird die übertragene Prüfsumme, mit der beim Empfang berechneten Daten, verglichen. Wurden<br />
Daten bei der Übertragung verfälscht, kann anhand der Prüfsumme ein Datenübertragungsfehler festgestellt werden. Für die<br />
Verarbeitung werden der Speicher und die Laufzeit der Funktion überwacht. Der größte Teil dieser Überwachung wird bereits<br />
in den Ein-/Ausgabetreibern der Basis-Software durchgeführt.<br />
Bedienanforderung<br />
zugewiesenes Sicherheitsziel<br />
Reaktion des Fahrzeugs<br />
Vorwärts/Rückwärts<br />
Anforderung<br />
SG<br />
Vermeide unerwartetes Anfahren<br />
c<br />
Traktor fährt wie<br />
angefordert<br />
Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />
(MMI)<br />
Anforderung:<br />
E/E-System<br />
E/E-System Ausgang:<br />
E/E-System<br />
Richtungshebel<br />
F/R<br />
Shuttle<br />
Anfahren des Traktors<br />
Anfahrfunktion<br />
Proportional Signale<br />
Kupplungsaktuatorik<br />
AgPL r c<br />
02 Systemdarstellung der Anfahrfunktion<br />
www.mobile-maschinen.info <strong>Mobile</strong> <strong>Maschinen</strong> <strong>2018</strong>/02 61