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DAS E-GAS-ÜBERWACHUNGSKONZEPT<br />
Ein bewährtes Überwachungskonzept für die eigentliche Funktion stammt aus der Automobilindustrie, das E-Gas-Konzept [Standardisiertes<br />
E-Gas-Überwachungskonzept für Benzin- und Diesel-Motorsteuerungen, EGAS Arbeitskreis]. Dies beruht im Wesentlichen<br />
darauf, dass die für die Sicherheit wichtigen Zustände viel einfacher zu beschreiben sind, als die Funktion selbst. Im dargestellten Beispiel<br />
ist die Proportionalsteuerung für die Kupplungsregelung aufwendig, jedoch der für die Sicherheit relevante Zustand, z. B. „Fahrtrichtungseinstellung<br />
im Getriebe gleich Richtungshebel-Position“, viel einfacher zu prüfen. Am Steuergerät werden die Richtungshebel Signale geprüft<br />
und die Kommunikation mit dem Getriebe abgesichert. Zusätzlich läuft eine redundante Sicherheitsfunktion, im E-Gas-Konzept „Level-<br />
2-Monitor“ genannt, wobei der Level-2-Monitor nur die Ein- und Ausgangssignale prüft. Lässt die Elektronik fälschlicherweise zu, dass der<br />
Richtungshebel nicht mit der angeforderten Getriebefahrtrichtung übereinstimmt, dann wird die Überwachungsfunktion aktiv.<br />
V + S<br />
Regelung<br />
Eingangsverarbeitung<br />
Ausgangsverarbeitung<br />
Fahrtrichtung<br />
Level-2<br />
Monitor<br />
03 Überwachungsfunktion als redundanter Pfad zur eigentlichen Regelung<br />
Erkennen die Sicherheitsfunktionen einen Fehler, dann wird das System in den „sicheren Zustand“ überführt. Im dargestellten Beispiel<br />
wird die Kommunikation zwischen den Steuergeräten deaktiviert, damit verweilt der Traktor im aktuellen Zustand. Trotz des aufgetretenen<br />
Fehlers befindet sich das Fahrzeug im kontrollierbaren Zustand. Für den Kunden, beispielsweise dem Landwirt, ist es durchaus<br />
unbefriedigend, wenn die Elektronik den Traktor stilllegt. Um die Verfügbarkeit des Systems nicht zu beeinträchtigen, dürfen lediglich<br />
sicherheitskritische Fehler zu einer Abschaltung des Systems führen.<br />
DIE SYNCHRONISIERUNG IST VON BEDEUTUNG<br />
Bei der Überwachung sind zwei Arten von „korrekt“ zu unterscheiden:<br />
n Funktional korrekt, die Überwachung muss den Zustand des Systems richtig erkennen<br />
n Zeitlich korrekt, die Überwachung muss den Abgleich des Systemzustands auch „zeitgleich“<br />
(also mit hinreichend wenig Verzögerung) durchführen<br />
Eingangssignal<br />
V + S<br />
ruhend<br />
R + S<br />
Fahrtrichtung<br />
Vorwärtskontakt (V)<br />
Sicherheitskontakt (S)<br />
Rückwärtskontakt (R)<br />
IN_V IN_R IN_S Ausgang<br />
0 0 0 Ruhend<br />
0 0 1 Ruhend<br />
0 1 0 Fehler<br />
0 1 1 Rückwärts<br />
1 0 0 Fehler<br />
1 0 1 Vorwärts<br />
1 1 0 Fehler<br />
1 1 1 Fehler<br />
Eingangssignal Vorwärtskontakt<br />
1<br />
t<br />
Eingangssignal Sicherheitskontakt<br />
0<br />
t<br />
Abtastung Level-2 Monitor<br />
Abtastung Funktionsregler<br />
04 Darstellung der möglichen Abtastzeitpunkte von Eingangssignalen<br />
Die zeitliche Korrektheit ist ebenso wichtig, wie die funktionale Korrektheit. Beim Level-2-Monitor wird der Systemzustand redundant,<br />
zusätzlich zur Regelung selbst, berechnet. Danach wird ein Vergleich durchgeführt: entspricht der Systemzustand, den die<br />
Regelung hergestellt hat, den Erwartungen der Überwachung? Sprichwörtlich steckt hier der Teufel im Detail: es gibt viele Übergänge<br />
zwischen den Systemzuständen. Die Signale „IN_V“ und „IN_S“ – müssen gleichzeitig gelten – sind in der Phase, in der der<br />
Hebel gerade bewegt wird, nicht synchron. Die Normalfunktion kann früher abtasten als die Überwachungsfunktion, was zu einer<br />
unterschiedlichen Interpretation der Zustände führen kann.<br />
Zeitliche Differenzen zwischen Funktion und Sicherheitsfunktion kann es bei nahezu allen Zustandsübergängen geben. Alle<br />
Übergänge müssen daher mit Sorgfalt überdacht und wenn nötig entprellt werden. Im dargestellten Beispiel traten in der Praxis<br />
weitere Fehler auf: Es stellte sich heraus, dass die bereits entprellte Überwachungsfunktion immer wieder aktiv wurde, als der<br />
Benutzer den Richtungshebel rasch vor und zurück bewegte und damit weitere Asynchronitäten auslöste.<br />
Die Überwachungsfunktionen müssen ebenso getestet werden, wie die Regelung selbst. Hier kommt das Entwicklungsteam<br />
in eine befremdliche Situation: Hat es doch die größte Sorgfalt daraufgelegt, dass die Systeme korrekt funktionieren – was aber<br />
be deutet, dass die Überwachungsfunktion nie aktiv wird. Wie kann also die Überwachungsfunktion getestet werden, wenn man<br />
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