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Mobile Maschinen 2/2018

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DAS E-GAS-ÜBERWACHUNGSKONZEPT<br />

Ein bewährtes Überwachungskonzept für die eigentliche Funktion stammt aus der Automobilindustrie, das E-Gas-Konzept [Standardisiertes<br />

E-Gas-Überwachungskonzept für Benzin- und Diesel-Motorsteuerungen, EGAS Arbeitskreis]. Dies beruht im Wesentlichen<br />

darauf, dass die für die Sicherheit wichtigen Zustände viel einfacher zu beschreiben sind, als die Funktion selbst. Im dargestellten Beispiel<br />

ist die Proportionalsteuerung für die Kupplungsregelung aufwendig, jedoch der für die Sicherheit relevante Zustand, z. B. „Fahrtrichtungseinstellung<br />

im Getriebe gleich Richtungshebel-Position“, viel einfacher zu prüfen. Am Steuergerät werden die Richtungshebel Signale geprüft<br />

und die Kommunikation mit dem Getriebe abgesichert. Zusätzlich läuft eine redundante Sicherheitsfunktion, im E-Gas-Konzept „Level-<br />

2-Monitor“ genannt, wobei der Level-2-Monitor nur die Ein- und Ausgangssignale prüft. Lässt die Elektronik fälschlicherweise zu, dass der<br />

Richtungshebel nicht mit der angeforderten Getriebefahrtrichtung übereinstimmt, dann wird die Überwachungsfunktion aktiv.<br />

V + S<br />

Regelung<br />

Eingangsverarbeitung<br />

Ausgangsverarbeitung<br />

Fahrtrichtung<br />

Level-2<br />

Monitor<br />

03 Überwachungsfunktion als redundanter Pfad zur eigentlichen Regelung<br />

Erkennen die Sicherheitsfunktionen einen Fehler, dann wird das System in den „sicheren Zustand“ überführt. Im dargestellten Beispiel<br />

wird die Kommunikation zwischen den Steuergeräten deaktiviert, damit verweilt der Traktor im aktuellen Zustand. Trotz des aufgetretenen<br />

Fehlers befindet sich das Fahrzeug im kontrollierbaren Zustand. Für den Kunden, beispielsweise dem Landwirt, ist es durchaus<br />

unbefriedigend, wenn die Elektronik den Traktor stilllegt. Um die Verfügbarkeit des Systems nicht zu beeinträchtigen, dürfen lediglich<br />

sicherheitskritische Fehler zu einer Abschaltung des Systems führen.<br />

DIE SYNCHRONISIERUNG IST VON BEDEUTUNG<br />

Bei der Überwachung sind zwei Arten von „korrekt“ zu unterscheiden:<br />

n Funktional korrekt, die Überwachung muss den Zustand des Systems richtig erkennen<br />

n Zeitlich korrekt, die Überwachung muss den Abgleich des Systemzustands auch „zeitgleich“<br />

(also mit hinreichend wenig Verzögerung) durchführen<br />

Eingangssignal<br />

V + S<br />

ruhend<br />

R + S<br />

Fahrtrichtung<br />

Vorwärtskontakt (V)<br />

Sicherheitskontakt (S)<br />

Rückwärtskontakt (R)<br />

IN_V IN_R IN_S Ausgang<br />

0 0 0 Ruhend<br />

0 0 1 Ruhend<br />

0 1 0 Fehler<br />

0 1 1 Rückwärts<br />

1 0 0 Fehler<br />

1 0 1 Vorwärts<br />

1 1 0 Fehler<br />

1 1 1 Fehler<br />

Eingangssignal Vorwärtskontakt<br />

1<br />

t<br />

Eingangssignal Sicherheitskontakt<br />

0<br />

t<br />

Abtastung Level-2 Monitor<br />

Abtastung Funktionsregler<br />

04 Darstellung der möglichen Abtastzeitpunkte von Eingangssignalen<br />

Die zeitliche Korrektheit ist ebenso wichtig, wie die funktionale Korrektheit. Beim Level-2-Monitor wird der Systemzustand redundant,<br />

zusätzlich zur Regelung selbst, berechnet. Danach wird ein Vergleich durchgeführt: entspricht der Systemzustand, den die<br />

Regelung hergestellt hat, den Erwartungen der Überwachung? Sprichwörtlich steckt hier der Teufel im Detail: es gibt viele Übergänge<br />

zwischen den Systemzuständen. Die Signale „IN_V“ und „IN_S“ – müssen gleichzeitig gelten – sind in der Phase, in der der<br />

Hebel gerade bewegt wird, nicht synchron. Die Normalfunktion kann früher abtasten als die Überwachungsfunktion, was zu einer<br />

unterschiedlichen Interpretation der Zustände führen kann.<br />

Zeitliche Differenzen zwischen Funktion und Sicherheitsfunktion kann es bei nahezu allen Zustandsübergängen geben. Alle<br />

Übergänge müssen daher mit Sorgfalt überdacht und wenn nötig entprellt werden. Im dargestellten Beispiel traten in der Praxis<br />

weitere Fehler auf: Es stellte sich heraus, dass die bereits entprellte Überwachungsfunktion immer wieder aktiv wurde, als der<br />

Benutzer den Richtungshebel rasch vor und zurück bewegte und damit weitere Asynchronitäten auslöste.<br />

Die Überwachungsfunktionen müssen ebenso getestet werden, wie die Regelung selbst. Hier kommt das Entwicklungsteam<br />

in eine befremdliche Situation: Hat es doch die größte Sorgfalt daraufgelegt, dass die Systeme korrekt funktionieren – was aber<br />

be deutet, dass die Überwachungsfunktion nie aktiv wird. Wie kann also die Überwachungsfunktion getestet werden, wenn man<br />

62 <strong>Mobile</strong> <strong>Maschinen</strong> <strong>2018</strong>/02 www.mobile-maschinen.info

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