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ZAP-2018-08

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Miete/Nutzungen Fach 4 R, Seite 917<br />

Rechtsprechungsübersicht – 2. Hj. 2017<br />

2. Ordentliche Kündigung<br />

a) Eigenbedarfskündigung<br />

Bei der Eigenbedarfskündigung muss der Vermieter die Wohnung benötigen. Der Begriff des „Benötigens“<br />

in § 573 Abs. 2 Nr. 2 BGB setzt ernsthafte, vernünftige und nachvollziehbare Gründe des Vermieters voraus,<br />

warum er die Wohnung künftig selbst oder durch nahe Angehörige nutzen will. Damit sind aber generell<br />

keine zeitlichen Mindestanforderungen an die Nutzung verbunden, so dass auch eine Nutzung als<br />

Zweitwohnung vom Tatbestandsmerkmal im Einzelfall erfasst sein kann (BGH WuM 2017, 721 = GE 2017,<br />

1465 = MietPrax-AK § 573 BGB Nr. 69 m. Anm. BÖRSTINGHAUS; BEYER jurisPR-MietR 2/<strong>2018</strong> Anm. 3).<br />

b) Alternativwohnung<br />

Auch nach der geänderten Rechtsprechung des BGH zu den Rechtsfolgen eines unterlassenen Anbietens<br />

einer freien Alternativwohnung gehört zu den Voraussetzungen einer solchen Verpflichtung, dass die<br />

Alternativwohnung bis zum Ablauf der Kündigungsfrist frei wird (BGH MDR 2017, 142 = WuM 2017, 94 = GE<br />

2017, 166 = NJW 2017, 547 = NZM 2017, 111 = ZMR 2017, 141 = DWW 2017, 51 = MietPrax-AK § 573 BGB Nr. 62<br />

m. Anm. BÖRSTINGHAUS; BÖRSTINGHAUS jurisPR-BGHZivilR 3/2017 Anm. 1; BÖRSTINGHAUS LMK 2017, 385346;<br />

DERLEDER WuM 2017, 104; SELK NJW 2017, 521; SINGBARTL NZM 2017, 119; ABRAMENKO MietRB 2017, 65, 66; MEIER<br />

ZMR 2017, 150; SCHACH jurisPR-MietR 6/2017 Anm. 2; DUBOVITSKAYA/WEITEMEYER NZM 2017, 201; DRASDO NJW-<br />

Spezial 2017, 194; FLATOW NZM 2017, 825). Der Vermieter ist deshalb aufgrund des Gebots der<br />

Rücksichtnahme nicht gehalten, die eigene, bisher von ihm selbst bewohnte Wohnung anzubieten, da<br />

diese denknotwendig erst frei wird, wenn der Vermieter nach dem Auszug des Mieters in die gekündigte<br />

Wohnung eingezogen ist (BGH WuM 2017, 537 = GE 2017, 1016 = NZM 2017, 763 = MietPrax-AK § 573 BGB<br />

Nr. 67 m. Anm. BÖRSTINGHAUS; BÖRSTINGHAUS jurisPR-MietR 19/2017 Anm. 1; TAUFKIRCH MietRB 2017, 277).<br />

c) Wirtschaftliche Verwertung<br />

Die Kündigung wegen wirtschaftlicher Verwertung nach § 573 Abs. 2 Nr. 3 BGB setzt einen erheblichen<br />

Nachteil beim Vermieter selbst voraus; ein Nachteil bei einer mit der vermietenden Gesellschaft<br />

„persönlich und wirtschaftlich verbundenen Schwestergesellschaft“ reicht insoweit nicht aus (BGH<br />

WuM 2017, 656 = NZM 2017, 756 = GE 2017, 1403 = NJW-RR <strong>2018</strong>, 12 = MDR <strong>2018</strong>, 82 = DWW <strong>2018</strong>, 19 =<br />

MietPrax-AK § 573 BGB Nr. 68 m. Anm. BÖRSTINGHAUS; GEISLER jurisPR-BGHZivilR 22/2017 Anm. 1; BRUNS<br />

NZM 2017, 759; BEYER jurisPR-MietR 25/2017 Anm. 3; DRASDO NJW-Spezial <strong>2018</strong>, 1).<br />

3. Außerordentliche Kündigung<br />

Ist durch Auflauf eines Zahlungsrückstands des Mieters in der in § 543 Abs. 2 S. 1 Nr. 3 Buchst. a oder<br />

Buchst. b BGB genannten Höhe ein Recht des Vermieters zur fristlosen Kündigung des Mietverhältnisses<br />

entstanden, wird dieses nach § 543 Abs. 2 S. 2 BGB nur durch eine vollständige Zahlung des Rückstands<br />

vor Zugang der Kündigung ausgeschlossen. Teilzahlungen auch in einer Höhe, die dazu führt, dass der<br />

Rückstand unter die eine Kündigung rechtfertigende Höhe fällt, genügen hier nicht. Bei der Beurteilung,<br />

ob der Zahlungsrückstand des Mieters die Miete für einen Monat übersteigt, ist nicht auf die<br />

(berechtigterweise) geminderte Miete, sondern auf die vertraglich vereinbarte Gesamtmiete abzustellen<br />

(BGH WuM 2017, 644 = GE 2017, 1333 = MDR 2017, 1352= DWW 2017, 373 = NZM <strong>2018</strong>, 28 = ZMR <strong>2018</strong>, 17<br />

= NJW <strong>2018</strong>, 939 = MietPrax-AK § 543 BGB Nr. 43 m. Anm. BÖRSTINGHAUS; BÖRSTINGHAUS jurisPR-BGHZivilR<br />

21/2017 Anm. 1; BLANK WuM 2017, 647; BEYER jurisPR-MietR 23/2017 Anm. 3; WICHERT MietRB 2017, 343;<br />

DRASDO NJW-Spezial <strong>2018</strong>, 34).<br />

Hinweis:<br />

Bei der außerordentlichen Zahlungsverzugskündigung müssen immer drei Parameter ermittelt werden:<br />

• Rückstand: Hier werden Minderungen und Zurückbehaltungsrechte voll berücksichtigt.<br />

• Kündigungsrelevanz, also der Wert, ab wann gekündigt werden kann: Hier ist grundsätzlich von der<br />

vereinbarten Miete auszugehen. Etwas anderes kann ausnahmsweise bei nicht behebbaren Mängeln<br />

gelten.<br />

• Zeitraum: Die Frage, ob der Rückstand in zwei aufeinanderfolgenden Monaten oder über einen<br />

längeren Zeitraum entstanden ist.<br />

<strong>ZAP</strong> Nr. 8 12.4.<strong>2018</strong> 385

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