ZAP-2018-08
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Straßenverkehrsrecht Fach 9, Seite 991<br />
Mobiltelefon/elektronische Geräte im Straßenverkehr<br />
V. Begriff der Nutzung<br />
1. Allgemeines<br />
Der Begriff der Nutzung ist von der Rechtsprechung zum alten Recht weit ausgelegt worden (Nachw.<br />
bei BURHOFF/BURHOFF, OWi, Rn 2802 ff. sowie BURHOFF <strong>ZAP</strong> F. 9, S. 977, 980 f.) Das Verbot des § 23 Abs. 1a<br />
StVO a.F. galt nach der obergerichtlichen Rechtsprechung für alle (Bedien-)Funktionen des<br />
Mobiltelefons, wenn das Gerät in der Hand gehalten werden musste (vgl. OLG Stuttgart DAR 2016,<br />
406 = zfs 2016, 471 = VRR 8/2016, 12). Dieses Verbot hat § 23 Abs. 1a StVO n.F. aufgegeben und<br />
umgewandelt in ein Gebot, das regelt, unter welchen Voraussetzungen die Nutzung des Geräts zulässig<br />
ist (BR-Drucks 556/17, S. 25). Danach darf ein elektronisches Gerät u.a. (nur) benutzt werden, wenn<br />
hierfür das Gerät weder aufgenommen noch gehalten wird und zur Bedienung und Nutzung des Geräts<br />
nur eine kurze, den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen angepasste Blickzuwendung<br />
zum Gerät bei gleichzeitig entsprechender Blickabwendung vom Verkehrsgeschehen erfolgt oder<br />
erforderlich ist (vgl. dazu V. 2.).<br />
Hinweis:<br />
Geht man vom Anliegen der Gesetzesänderung und dem mit ihr verfolgten Sinn und Zweck (vgl. oben I.)<br />
aus, gilt: Nutzung liegt immer dann vor, wenn das Gerät aufgenommen oder gehalten wird und zur<br />
Bedienung und Nutzung nicht nur ein kurzer Blick ausreicht. Ob das Gerät zur Nutzung in der Hand<br />
gehalten werden muss – so die frühere Rechtslage (vgl. OLG Stuttgart DAR 2016, 406 = zfs 2016, 471<br />
= VRR 8/2016, 12) –, ist unerheblich.<br />
Unter Nutzung i.S.d. § 23 Abs. 1a StVO ist nach wie vor jegliche Nutzung eines elektronischen Geräts/<br />
Mobiltelefons zu verstehen. Damit ist die „Nutzung“ –auch auf der Grundlage der Rechtsprechung zu<br />
§ 23 Abs. 1a StVO a.F. – in folgenden (Rechtsprechungs-)Beispielen zu bejahen:<br />
• das Abfragen von Daten, wobei es nicht mehr darauf ankommt, ob eine Mobilfunkkarte eingelegt,<br />
ggf. aber deaktiviert ist (vgl. insoweit zum alten Recht OLG Hamm, Beschl. v. 8.6.2017 – 4 RBs 214/17;<br />
OLG Karlsruhe NJW 2007, 240 = VRR 2007, 34),<br />
• das Antippen des sog. Home-Buttons des in der Hand gehaltenen Mobiltelefons/Smartphones, um<br />
dadurch zu kontrollieren, ob das Gerät ausgeschaltet ist (OLG Hamm NStZ-RR 2017, 154),<br />
• das Auslesen von Daten, wie z.B. einer Telefonnummer (OLG Hamm NJW 2006, 2870 = VRR 2006, 363;<br />
NStZ-RR 2017, 154),<br />
• das Ausschalten des Geräts (OLG Köln DAR 2012, 220 = NZV 2012, 450 für das Mobiltelefon zum alten<br />
Recht),<br />
• die Nutzung eines Diktiergeräts, da es sich dabei auch um ein elektronisches Gerät handelt, und des<br />
Mobiltelefons/Smartphones als Diktiergerät (OLG Hamm, Beschl. v. 24.3.2006 – 3 Ss OWi 1/06;<br />
OLG Jena NJW 2006, 3734 = NZV 2006, 664),<br />
• das Einschalten des Geräts (OLG Hamm NStZ-RR 2017, 154),<br />
• das Halten ans Ohr, um zu hören, ob das Gerät/Mobiltelefon ausgeschaltet ist (OLG Hamm<br />
DAR 2007, 402 [Ls.] = NZV 20<strong>08</strong>, 49),<br />
• ggf. die Nutzung der Kamerafunktion (OLG Hamburg NZV 2016, 485 = VRS 130, 74 = VRR 5/2016, 14),<br />
• die Nutzung als Internetzugang bzw. zur Internetabfrage (OLG Hamm NZV 2015, 310 = VA 2015, 65),<br />
• das Halten des elektronischen Geräts/Mobiltelefons, um es mit einem Ladekabel im Fahrzeug zum<br />
Laden zu verbinden (so schon zum alten Recht OLG Oldenburg DAR 2016, 151 m. Anm. ENGELBRECHT =<br />
VRS 129, 335; a.A. zum alten Recht AG Landstuhl NStZ-RR 2017, 154 = DV 2017, 104 [„verbotene<br />
Analogie“]),<br />
• das Halten des Geräts ans Ohr, um Musik zu hören (OLG Köln NZV 2010, 270 = VRR 2009, 468),<br />
• die Nutzung als Telefon, wobei unerheblich ist, ob eine Verbindung zustande gekommen ist<br />
(OLG Hamm VRS 110, 43 = VRR 2006, 1<strong>08</strong>),<br />
<strong>ZAP</strong> Nr. 8 12.4.<strong>2018</strong> 393