hinnerk Bremen August 2018
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GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
FOTOS: GEMEINFREI /CC0<br />
NICHT JEDEN TAG AN DIE<br />
INFEKTION DENKEN MÜSSEN<br />
Die HIV-Forschung macht<br />
weiter große Schritte. Nachdem<br />
jahrelang eine Reduzierung der<br />
Nebenwirkungen und die Verträglichkeit<br />
im Fokus standen, geht es<br />
seit einigen Jahren auch um die Verbesserung<br />
der Lebensqualität durch<br />
veränderte Einnahme-Modi. Nach<br />
der Ein-Tabletten-Therapie wird<br />
zurzeit an Depotspritzen geforscht.<br />
Wir sprachen mit einem Studienteilnehmer.<br />
Wie kam es zum Test?<br />
Ich habe mich selbst nicht zur Hochrisikogruppe<br />
gezählt und bin daher auch<br />
nicht regelmäßig zum Test gegangen. Im<br />
Oktober 2013 hatte ich aber einfach ein<br />
mulmiges Gefühl und habe den Schnelltest<br />
gemacht, der dann positiv war.<br />
Und wie hat sich das angefühlt?<br />
Es gab noch die Hoffnung, dass der<br />
Schnelltest falsch sein könnte. Als dann<br />
aber der Labortest auch positiv war, war<br />
das schon eine erschütternde Diagnose.<br />
Es ist ambivalent: Einerseits hat man das<br />
Wissen, dass die Diagnose nicht mehr<br />
den Tod in absehbarer Zeit bedeutet,<br />
andererseits überkommt einen trotzdem<br />
das Gefühl, die körperliche Unversehrtheit<br />
verloren zu haben. Man stellt sich diese<br />
Fragen, warum man denn so doof war.<br />
Warum hat man nicht besser aufgepasst?<br />
Diese anfängliche Angst und der<br />
Selbstzweifel sind erst mit der Zeit durch<br />
intensive Beschäftigung mit dem Thema<br />
und durch viele Gespräche gewichen.<br />
Wie kam es denn zur Studienteilnahme?<br />
Ich wurde drauf angesprochen und fand<br />
die Idee der Teilnahme für mich sehr gut.<br />
Besonders die regelmäßigen Kontrollen<br />
waren für mein Sicherheitsgefühl ein<br />
ausschlaggebender Punkt. Da wird viel<br />
untersucht, und das sprach mich an.<br />
Obwohl die Studie der Erforschung<br />
einer Depotspritze dienen soll, wurden<br />
Sie fünf Monate mit Tabletten<br />
behandelt. Warum?<br />
Um sicherzugehen, dass die Probanden<br />
auf alle Wirkstoffe der späteren Spritze<br />
gut reagieren und dass keine Allergien<br />
oder sonstige Unverträglichkeiten<br />
auftreten. Erst danach wurde dann in die<br />
drei Kontrollgruppen aufgeteilt: tägliche<br />
Tablettengabe, monatliche Depotspritze<br />
und zweimonatliche Depotspritze.<br />
Wie fühlen Sie sich damit nach vier<br />
Jahren?<br />
Ich fühle mich mit dieser Verabreichungsform<br />
sehr wohl. Ich habe natürlich nicht<br />
die Vergleichsmöglichkeiten, weil ich die<br />
täglichen Tabletten zuvor nicht lange<br />
nehmen musste. Ich weiß es aber sehr zu<br />
schätzen, dass ich eben nicht jeden Tag<br />
an die Infektion erinnert werde. Ich<br />
muss mir auch keine Gedanken machen,<br />
ob ich auf Reisen oder bei<br />
Übernachtungen nun auch die<br />
Tabletten eingesteckt habe.<br />
Das ist ein gewisses Stück<br />
Freiheit von Sorgen, die<br />
man mit den Tabletten<br />
sonst eventuell hat.<br />
Gibt es Nachteile?<br />
Die Injektion ist ein wenig<br />
unangenehm und kann bis