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hinnerk Bremen August 2018

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GESUNDHEIT<br />

zur anlassbezogenen Einnahme aus der IPERGAY-Studie<br />

bisher nicht aussagekräftig genug, um eine Empfehlung<br />

dafür aussprechen zu können. Er könne das Verhalten<br />

aus persönlicher Sicht aber durchaus nachvollziehen, da<br />

die starre Einnahmeregel zur PrEP und das individuelle<br />

Sexualverhalten durchaus abweichen können. Streeck:<br />

„Hier besteht dringend Forschungsbedarf.“<br />

ANDERE SEXUELL ÜBERTRAGBARE<br />

KRANKHEITEN<br />

„Beim Sex etwas vorschreiben zu wollen, hat noch nie<br />

geklappt“, sagt Professor Streeck auf die Frage, ob die<br />

Studie aussagen könne, ob Kondomnutzung abnehme<br />

und damit das Risiko anderer sexuell übertragbarer<br />

Krankheiten (STI) steige. „Wir müssen schauen, welche<br />

Präventionsmethoden sinnvoll sind und akzeptiert werden,<br />

und dürfen sie nicht moralisierend bewerten. Wir<br />

können in dieser Studie nicht aussagen, ob die Zahlen<br />

steigen. Was wir abgefragt haben bei den Teilnehmern<br />

ist, ob es in den letzten sechs Monaten eine Infektion<br />

mit STI gab. Dies ist in relativ hohem Maße der Fall gewesen.<br />

Allerdings bedeutet das Wissen darüber ja auch,<br />

dass höchstwahrscheinlich eine Behandlung stattgefunden<br />

hat. Um das genauer zu überprüfen, machen wir ja<br />

jetzt BRAHMS.“<br />

STEHST DU AUF BRAHMS?<br />

Männer, die Sex mit Männern und ein hohes HIV-Risiko<br />

haben, werden aktuell für die BRAHMS-Studie gesucht.<br />

Sie ist eigentlich als eine HIV-Impfstoff-Machbarkeitsstudie<br />

konzipiert, bietet aber auch eine einmalige Chance,<br />

die Verbreitung anderer STI erstmals wissenschaftlich<br />

und epidemiologisch zu untersuchen. Professor<br />

Streeck dazu: „Das Robert Koch-Institut erfasst diese<br />

Daten gar nicht. Wir wissen nicht, wie viele Gonokokken-Infektionen<br />

es in Deutschland gibt. Wir wissen<br />

daher auch nicht, wie ernst das Problem mit eventuellen<br />

Antibiotika-Resistenzen wirklich ist. Welche Präventionsmethoden<br />

können eventuell verbessert werden,<br />

welche können neu entwickelt werden?“ Teilnehmen<br />

können HIV-negative Männer aus großen Städten im<br />

Alter zwischen 18 und 47 Jahren, die in den letzten<br />

sechs Monaten entweder zweimal ungeschützten Analverkehr<br />

oder eine Infektion mit einer STI hatten.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

www.hiv-forschung.de/de/brahms<br />

NACHGEFRAGT<br />

Ein Jahr 50-EURO-PREP<br />

Er handelte mit dem Generika-Hersteller<br />

Hexal Sonderrabatte aus und entwickelte<br />

einen speziellen Vertriebsweg: Das Medikament<br />

wird in seinem Unternehmen Kölsche Blister für die<br />

Anwender individuell umverpackt und und kann so<br />

zum Preis von rund 50 Euro pro 28 Tage Blister über<br />

die Partnerapotheken weitergegeben werden. Diese<br />

50-Euro-PrEP trat vor knapp einem Jahr ihren Siegeszug<br />

durch Deutschland an. Wir fragten bei Erik<br />

Tenberken nach, wie das Jahr so war. *ck<br />

Entspricht der Erfolg Ihren Erwartungen?<br />

Meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Vor<br />

allem bin ich positiv überrascht, wie schnell die so<br />

feste Preisfront der Arzneimittel unumkehrbar in<br />

Bewegung geraten ist. Das Ende dieser Entwicklung<br />

ist sicher noch nicht erreicht. Die mit der Blister-<br />

Lösung verbundenen Qualitätsvorteile bei Compliance<br />

und Beratung werden allseits geschätzt.<br />

Was ist für Sie die wichtigste Erkenntnis aus<br />

den vergangenen Monaten?<br />

Dass man mit Beharrlichkeit auch unerreichbar scheinende<br />

Ziele verwirklichen kann und Teamarbeit ein<br />

enormer Beschleunigungsfaktor sein kann.<br />

Würden Sie den ganzen Organisationsstress<br />

noch einmal auf sich nehmen wollen?<br />

Eindeutig: JA!<br />

Für das Ziel, die PrEP legal und bezahlbar zu machen<br />

und für alle, die sich schützen wollen, erreichbar zu<br />

machen – dafür hat sich die ganze Arbeit gelohnt.<br />

Was erhoffen Sie sich für die Zukunft der PrEP<br />

in Deutschland?<br />

Ein einfacher und qualitativ sicherer Zugang zur PrEP<br />

für alle Menschen, die sich schützen wollen – abseits<br />

von rein wirtschaftlichen Interessen, um die erwartete<br />

Wirkung im Kampf gegen HIV zu erreichen.

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