hinnerk Bremen August 2018
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GESUNDHEIT<br />
PRÄVENTION<br />
FOTOS: GEMEINFREI /CC0<br />
PRIDE AUF PREP<br />
Ja, Aktivisten und Akteure<br />
können stolz auf sich sein.<br />
Nach Jahren der Arbeit im Hintergrund<br />
ist die PrEP in Deutschland<br />
nicht nur bekannt, sondern als<br />
gleichwertige Präventionsmethode<br />
anerkannt und erfreut sich binnen<br />
eines knappen Jahres überraschend<br />
hoher Beliebtheit.<br />
Den wirtschaftlichen Durchbruch ermöglichte<br />
die sogenannte 50-Euro-PrEP<br />
von Erik Tenberken aus Köln (Interview<br />
rechte Seite). Sein Modell der Verblisterung<br />
und der personalisierten Abgabe<br />
ermöglichte es außerdem, erstmals eine<br />
breit angelegte Studie zur Nutzung in<br />
der spezifischen Gruppe der Männer, die<br />
Sex mit Männern haben, durchzuführen.<br />
Professor Dr. Hendrik Streeck vom Institut<br />
für HIV-Forschung an der Universität<br />
Duisburg-Essen erklärt, was so besonders<br />
an dieser Form der „Markteinführung“<br />
war, die er mit der PRIDE-Studie<br />
wissenschaftlich begleitet: „Dadurch,<br />
dass der größte Teil der PrEP-Nutzer<br />
diesen speziellen Zugangsweg nutzte,<br />
konnten wir erstmals in einem Land von<br />
Beginn an untersuchen, wer profitiert,<br />
und daraus rückschließen, wer zwar<br />
noch nicht profitiert, aber dies eigentlich<br />
sollte.“ Das sei auch eine Kernerkenntnis<br />
aus PRIDE, so Streeck. „Jede finanzielle<br />
Erleichterung in Sachen PrEP, ob durch<br />
Kostenübernahme der PrEP selber oder<br />
den Untersuchungen, würde helfen.“<br />
PREP-NUTZER SIND GEBILDET<br />
Bei einem Vertriebsweg, der mehrere<br />
ärztliche Konsultationen und die Nutzung<br />
von Privatrezepten vorsieht, ist es<br />
zu erwarten gewesen, dass bestimmte<br />
Bevölkerungsgruppen erreicht werden.<br />
So bestätigt Professor Streeck im Gespräch<br />
mit blu auch, dass die Nutzer der<br />
50-Euro-PrEP mehrheitlich sowohl über<br />
ein überdurchschnittliches Einkommen<br />
als auch einen hohen Bildungsstand<br />
verfügen. „Dieses Ergebnis zeigt, dass es<br />
einen großen Anteil von Menschen gibt,<br />
die von der PrEP profitieren würden, aber<br />
entweder nichts davon wissen oder nicht<br />
darauf zurückgreifen können, weil es zu<br />
teuer ist.“ In diesem Zusammenhang<br />
ist der Erfolg der 50-Euro-PrEP für die<br />
Studienmacher von PRIDE umso überraschender<br />
gewesen.<br />
4.500 PLUS X<br />
Laut Streeck nutzen rund 4.500 Personen<br />
die 50-Euro-PrEP, der zusätzliche Teil der<br />
Nutzer, die andere Generika nutzen oder<br />
die Medikamente über das Ausland beziehen,<br />
werden von ihm als „überschaubar<br />
gering“ eingeschätzt. In die PRIDE-Studie<br />
wurden zusätzlich auch die Nutzer eingeschlossen,<br />
die an der zurzeit laufenden<br />
Discover-Studie des Truvada-Herstellers<br />
Gilead teilnehmen.<br />
PREP WIRD „ON DEMAND“<br />
GENOMMEN<br />
Die größte Überraschung ergab sich bei<br />
der sogenannten Therapietreue, dem<br />
Einnahme-Schema. Aus der Häufigkeit<br />
der Rezepteinlösung konnte festgestellt<br />
werden, dass nur rund vierzig Prozent<br />
der PrEP-Nutzer sich an die vorgegebene<br />
kontinuierliche tägliche Einnahme halten.<br />
„Wir rechnen diese Ergebnisse zurzeit<br />
mit einem Biomathematiker nach,<br />
um sie zu überprüfen. Die Diskrepanz<br />
zwischen Verschreibungshäufigkeit<br />
und Rezepteinlösung ist aber auf<br />
jeden Fall deutlich. Die PrEP<br />
wird mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
nicht so eingenommen,<br />
wie sie derzeit von<br />
der Arzneimittelbehörde<br />
vorgegeben wird“, so<br />
Streeck. Der Professor<br />
hält dieses Ergebnis für<br />
riskant. Wissenschaftlich<br />
seien ihm die Ergebnisse