hinnerk Bremen August 2018
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8 HAMBURG<br />
FOTO: ROMAN HOLST / INSTAGRAM.COM/ROMAN_HOLST<br />
Wenn es ein Klischee gibt, dann zerplatzt<br />
es in dem Moment, wo die Realität zeigt,<br />
wie es wirklich ist. Je mehr konkrete<br />
Beispiele es gibt, umso besser ist es für<br />
die Toleranz und Akzeptanz der unterschiedlichen<br />
Formen des Lebens und<br />
Zusammenlebens.<br />
„... das Bedürfnis<br />
haben, ...<br />
Privatsphäre<br />
zu schützen.“<br />
NIEMAND SOLLTE SICH VER-<br />
STECKEN MÜSSEN<br />
Trotzdem hat sich seit Hitzlsperger<br />
kein Fußballer geoutet, obwohl es<br />
statistisch selbst in der Mannschaft,<br />
die gerade für uns in Russland spielte,<br />
mindestens ein oder zwei Schwule<br />
geben könnte.<br />
Das mag ja sein – und niemand sollte<br />
gezwungen sein, sich zu verstecken. Aber<br />
vermutlich spielt auch eine Rolle, dass Fußballspieler<br />
wie viele Politiker, Journalisten und<br />
Künstler im öffentlichen Leben stehen und<br />
oft das Bedürfnis haben, ihre Privatsphäre zu<br />
schützen. Vielleicht hat sich ein Fußballspieler<br />
gerade von seiner Freundin getrennt und<br />
ein anderer hat Streit mit der Familie?<br />
Das erfährt man schon ziemlich<br />
häufig.<br />
Ja, aber ist das gut? Auch wenn das oft<br />
vorkommt und man eigentlich nichts zu<br />
verbergen hat, möchte man darüber nicht<br />
alles in der Zeitung lesen.<br />
LIBERALITÄT ALS<br />
HANSEATISCHE TUGEND<br />
Hamburg ist oftmals Vorreiter<br />
gewesen bei gesellschaftlichen<br />
Fortschritten. Die Hamburger Ehe<br />
war 1999 der Vorläufer der eingetragenen<br />
Partnerschaft<br />
zum Beispiel.<br />
Wie erklären Sie<br />
sich das?<br />
Gesellschaftliche<br />
Entwicklungen zeigen<br />
sich in den großen<br />
Metropolen der Welt<br />
früher als woanders.<br />
Wir sind eine internationale<br />
Stadt – wir sind<br />
gewohnt, mit einer großen Bandbreite an<br />
Kulturen, Religionen und Lebensweisen<br />
umzugehen. In einer liberalen und weltoffenen<br />
Hansestadt sind die Menschen<br />
vielleicht auch selbstbewusster, ihre<br />
Rechte einzufordern.<br />
„Ich bin<br />
gespannt.“<br />
Waren Sie schon mal auf einer gleichgeschlechtlichen<br />
Hochzeit?<br />
Ja.<br />
Werden Sie selbst beim CSD in Hamburg<br />
dabei sein?<br />
Ja. Ich bin von Hamburg Pride und SPDqueer<br />
eingeladen worden. Erst passte es<br />
terminlich nicht, aber wir haben das jetzt<br />
organisiert.<br />
Olivia Jones nimmt sich<br />
Ole von Beust bei der<br />
CSD-Gala zur Brust.<br />
Haben Sie schon mal an einem CSD<br />
teilgenommen?<br />
Nein. Bisher noch nicht. Aber ich werde<br />
gemeinsam mit der SPD-Landesvorsitzenden<br />
Melanie<br />
Leonhard teilnehmen,<br />
die schon öfter bei der<br />
CSD-Parade dabei war<br />
und mir davon erzählt<br />
hat. Vorher soll es noch<br />
ein Frühstück mit dem<br />
Vorstand von Hamburg<br />
Pride geben. Ich bin<br />
gespannt.<br />
Wie fanden Sie die Tatsache, dass<br />
Bundeskanzlerin Merkel die Abstimmung<br />
zur „Ehe für alle“ zwar<br />
freigegeben hat, dann aber dagegen<br />
gestimmt hat?<br />
Ich kann mir die Gründe für ihr Verhalten<br />
vorstellen, halte ihre Entscheidung aber<br />
nicht für richtig.<br />
Können Sie Menschen verstehen, die<br />
inzwischen zu LGBTIQ*-Aktivisten<br />
sagen, sie hätten alles erreicht und<br />
sollten mal still sein? Das geht bis<br />
in die Mitte der Gesellschaft. Bis in