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hinnerk Bremen August 2018

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GESUNDHEIT<br />

zu einer Woche nachwirken. Sie wird in beide<br />

Gesäßseiten gegeben, und das fühlt sich an<br />

wie ein Muskelkater.<br />

Die Studie endet nach fünf Jahren.<br />

Wissen Sie schon, wie es danach<br />

weitergeht? Würden Sie sich eine<br />

Fortbehandlung mit der Depotspritze<br />

wünschen?<br />

Ich kann es mit meinem Lebensstil sicher<br />

vereinbaren, auch Tabletten zu nehmen. Aber<br />

alles, was eine Verbesserung bringt, würde<br />

ich gerne nutzen. Ich würde eine Fortführung<br />

der Depotbehandlung durchaus anstreben.<br />

Ich denke aber auch, dass diese Art der<br />

Behandlung nicht das Ende der Entwicklung<br />

sein wird. Sie ist mit einigen Haken<br />

versehen – der aufwendigen Überprüfung,<br />

ob die Wirkstoffe verträglich sind, dann die<br />

Verträglichkeit der Spritze an sich. Aber es ist<br />

ein Schritt in die richtige Richtung.<br />

Wie denken Sie heute über Schutz<br />

durch Therapie?<br />

Es wäre sehr wichtig, dass dieses Thema<br />

breiter bekannt wird. Es würde helfen, über<br />

Safer Sex anders zu sprechen, als nur über<br />

„mit Kondom ist richtig, ohne falsch“. Wenn<br />

die Hysterie und das Moralisieren aus der<br />

Diskussion herausgenommen würden, wäre<br />

mehr Menschen geholfen.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Sexualität hat mit Kontrollverlust zu tun.<br />

Das kann jedem passieren. Die Moral führt<br />

leicht dazu, an sich selbst andere Maßstäbe<br />

anzulegen als an andere. Das bedeutet, dass<br />

man eventuell selbst Risiken eingeht, die<br />

man bei anderen kritisiert. Hier würde ein offenerer<br />

Umgang mit PrEP und Schutz durch<br />

Therapie, also „safer bare“, sicher helfen. Man<br />

muss über diese Dinge reden können, um die<br />

unbegründeten, stigmatisierenden Ängste zu<br />

überwinden. Nein, Sex mit einem HIV-Positiven<br />

unter Therapie ist nicht gefährlicher als<br />

mit einem negativ Getesteten.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

NACHGEFRAGT<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

mit Helmut Hartl<br />

FOTO: GEMEINFREI /CC0<br />

Wie sieht es eigentlich aus mit den Erfahrungen HIV-Positiver<br />

und Dienstleistern? Gibt es immer noch Aufklärungsbedarf<br />

oder sogar bewusste Diskriminierung? Darüber sprachen<br />

wir mit Helmut Hartl aus der Praxisgemeinschaft Dr. Gorriahn und<br />

Hartl in München (www.goha-praxis.de).<br />

Kommen Menschen mit HIV zu Ihnen, die über Diskriminierung<br />

zum Beispiel durch Ärzte, bei Schönheitsbehandlungen,<br />

in Tattoo-Studios usw. berichten?<br />

Ja. Ich glaube, jeder HIV-Positive muss sich mit Diskriminierung<br />

auseinandersetzen. Oft am Arbeitsplatz oder im Bekanntenkreis<br />

und leider zum Teil sogar immer noch aus der Ärzteschaft.<br />

FOTO: SUSIE KNOLL<br />

Wie reagieren Sie auf solche Berichte? Was raten Sie ihren<br />

Patienten konkret?<br />

Es gibt bei der Deutschen AIDS-Hilfe eine Clearing-Stelle für<br />

Diskriminierungsfälle im Medizinbereich. Ich habe einen Fall gehabt,<br />

in dem eine Patientin Probleme mit einer Augenklinik hatte, und<br />

habe sie dahin überwiesen. Das ist also heutzutage relativ einfach.<br />

Im privaten und beruflichen Bereich ist es natürlich ungleich<br />

schwerer, sich zu wehren. Ich empfehle meinen Patienten, nicht<br />

gleich im Vorfeld die Infektion anzusprechen. Andererseits fördert<br />

ein offener Umgang die Akzeptanz. Jeder, der einen HIV-positiven<br />

Menschen kennengelernt hat, wird feststellen, dass das Leute sind<br />

wie du und ich. Es ist wie mit den Schwulen früher: Sichtbarkeit<br />

führt zu Akzeptanz.<br />

Wie schätzen Sie das Wissen Ihrer Patienten zum Thema<br />

Schutz durch Therapie ein? Was müsste sich ändern, um<br />

dieses Wissen weiterzuverbreiten?<br />

In Partnerschaften ist es meiner Meinung nach inzwischen gut<br />

bekannt, dass der HIV-positive Partner unter funktionierender<br />

Therapie nicht ansteckend ist. In der „freien Wildbahn“ – bei Casual<br />

Sex Dating – besteht durchaus noch Aufklärungsbedarf. Für uns<br />

als Behandler gibt es da wenig Spielraum: Aber wir sollten nicht<br />

verpassen, bei den Viruslastüberprüfungen die gute Nachricht mitzuteilen,<br />

dass die Patienten nicht mehr infektiös sind.<br />

*Interview: Christian Knuth

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