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hinnerk Bremen August 2018

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NACHGEFRAGT<br />

RAUS AUS DER<br />

TABU-ZONE!<br />

GESUNDHEIT<br />

Es muss Schluss sein mit<br />

der Stigmatisierung und<br />

Moralisierung bei sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten. Besonders<br />

HIV-Positive leiden immer noch<br />

unter unnötiger gesellschaftlicher<br />

Vorverurteilung. Die Folgen davon<br />

abzumildern, hat sich Dr. Steffen<br />

Heger zusammen mit dem Unternehmen<br />

Janssen zum Ziel gesetzt<br />

und die umfangreiche Broschüre<br />

Seele+ herausgebracht. *ck<br />

Mit MyMicroMacro gibt es bereits<br />

ein großes Onlineinformationsportal<br />

mit dem Schwerpunkt HIV und Psyche,<br />

an dem Sie auch beteiligt sind.<br />

Warum jetzt eine so umfassende und<br />

tief gehende Broschüre?<br />

Sowohl die Online-Informationen auf My-<br />

MicroMacro als auch das Büchlein „Seele+“<br />

haben jeweils ihre eigenen Vorteile. In<br />

der gedruckten Fassung sind die Themen<br />

aus meiner Sicht übersichtlicher sortiert.<br />

Sie bietet außerdem an vielen Stellen die<br />

Möglichkeit zur Personalisierung. Zum<br />

Beispiel kann man psychologische Tests<br />

ausfüllen, Fragen beantworten und Notizen<br />

machen.<br />

Es gibt bekanntlich unterschiedliche<br />

Typen von Mediennutzern: Der eine<br />

bevorzugt seinen Kindle oder das iPad,<br />

der andere nimmt lieber ein Buch in die<br />

Hand. Aus meiner Sicht liest sich in der<br />

gedruckten Version manches einfach<br />

leichter. Außerdem kann man die Broschüre<br />

gut an Freunde oder Angehörige<br />

weitergeben.<br />

Mit der Broschüre wollten wir unter<br />

anderem HIV-Schwerpunktärzten und<br />

Beratungsstellen etwas zur Verfügung an<br />

die Hand geben, das sie ihren Klienten<br />

zur Vertiefung der persönlichen Gespräche<br />

und zum Nachlesen mitgeben<br />

können. Wie heißt es bei Goethe: „Was<br />

man schwarz auf weiß besitzt, kann man<br />

getrost nach Hause tragen.“<br />

Was war Ihnen besonders wichtig bei<br />

der Erstellung?<br />

Mein besonderes Anliegen war, die<br />

komplexen Zusammenhänge in einer<br />

verständlichen Sprache zu erklären und<br />

dabei seriös und auf hohem<br />

fachlichem Niveau zu bleiben.<br />

Gleichzeitig sollten sich<br />

die Betroffenen beim<br />

Lesen verstanden und<br />

angenommen fühlen<br />

können. Dank der<br />

engen Zusammenarbeit<br />

mit<br />

einer erfahrenen<br />

Grafik-<br />

Agentur<br />

konnte das<br />

Ganze in eine<br />

sehr ansprechende<br />

äußere Form gegossen<br />

werden. Die<br />

ersten Rückmeldungen<br />

sind übrigens durchweg<br />

positiv.<br />

Welches sind Ihren Erfahrungen<br />

nach die häufigsten<br />

psychischen Probleme HIVpositiver<br />

Menschen?<br />

Von HIV betroffene Personen können<br />

alle seelischen Schwierigkeiten haben,<br />

mit denen sich auch HIV-Negative herumschlagen.<br />

Es gibt aber einige Themen,<br />

die Positive in besonderen Maß beschäftigen.<br />

Dazu gehören insbesondere Erfahrungen<br />

mit Stigmatisierung und Diskriminierung<br />

sowie Schuldgefühle, Scham und<br />

Selbsthass. Gerade in den letzten Jahren<br />

beobachten wir außerdem eine starke<br />

Zunahme ernsthafter seelischer Störungen,<br />

die aus Drogenkonsum resultieren,<br />

zum Beispiel im Rahmen von Chemsex.<br />

Deswegen gibt es in „Seele+“ dazu jeweils<br />

eigene Kapitel.<br />

Was können Freunde, Partner und<br />

Arbeitskollegen tun, damit HIV-<br />

Positive psychisch weniger belastet<br />

sind?<br />

Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn<br />

manche Schwule über das Thema HIV<br />

reden wie der Papst in den 1980er-Jahren.<br />

Da wird ungehemmt moralisiert und<br />

entwertet, weil Sexualität und Schuld in<br />

den Köpfen eben sehr eng verbunden<br />

sind. Die daraus folgende Stigmatisierung<br />

trägt wesentlich zur psychischen<br />

Belastung HIV-positiver Menschen bei.<br />

Gleichzeitig ist oft der Wissensstand<br />

zum Thema HIV erschreckend gering.<br />

Was da helfen kann? Sich informieren<br />

FOTO: CHRISTOPH STORK<br />

und eigene Vorurteile überdenken. Mit<br />

Betroffenen sprechen. Vorurteile und<br />

Ressentiments können am besten abgebaut<br />

werden, wenn Menschen miteinander<br />

in Kontakt kommen. Das offene<br />

Gespräch mit von HIV Betroffenen kann<br />

beiden Seiten helfen. Die Themen HIV<br />

und seelische Erkrankung müssen raus<br />

aus der Tabu-Zone. Auch dazu will das<br />

Buch beitragen.<br />

Download der Broschüre „Seele+“ unter<br />

www.my-micromacro.net

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