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Capture your life

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

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Kapitel 3<br />

3. Was ist Digital Storytelling?<br />

Die Bandbreite dessen, was als Digital Story bezeichnet<br />

wird, ist groß. So zählen Computerspiele genauso zu den<br />

Digital Storys wie interaktive Spielgeschichten, digitale<br />

Lehrgeschichten oder persönliche Digital Storys. Allen<br />

Beschreibungen gemeinsam ist, dass es sich dabei um eine<br />

Form des Geschichtenerzähles handelt, bei der zusätzlich<br />

zum Text verschiedene multimediale Elemente wie Bild, Ton,<br />

Animation oder Video eingesetzt werden. Im Kontext dieser<br />

Broschüre ist mit Digital Storytelling stets die Produktion<br />

einer persönlichen Digital Story gemeint. Alle anderen möglichen<br />

Formen des Digital Storytellings werden hier nicht<br />

behandelt.<br />

Persönliche Digital Storys<br />

Diese Form der Digital Story knüpft direkt an die orale Tradition<br />

der Alltagsgeschichten an, wie sie zum Beispiel in der Familie,<br />

am Arbeitsplatz oder in Freundeskreisen gepflegt wird.<br />

Das reine Erzählen wird jedoch um multimediale Elemente<br />

erweitert. Persönliches Digital Storytelling ist also eine Praxis,<br />

in der persönliche Geschichten mit digitalen Elementen zu<br />

einem multimedialen Produkt, einer Art Kurzfilm, kombiniert<br />

werden. Anders als bei herkömmlichen Kurzfilmen werden<br />

bei dieser Methode aber ausschließlich Geschichten aus dem<br />

eigenen Leben erzählt.<br />

3.1 Warum Digital Storytelling?<br />

Vorreiter auf dem Gebiet des (persönlichen) Digital Storytellings<br />

ist Joe Lampert, Direktor des Center of Digital Storytelling.<br />

Lampert und seine Mitarbeiter*innen entwickelten<br />

1993 den Digital Storytelling Workshop, ein Programm, das<br />

sich als „Art for the People - Programm“ versteht. Ziel des<br />

Programms ist es, den Teilnehmer*innen zu helfen „ihre<br />

eigene Stimme zu finden und ihrer Geschichte Gehör zu<br />

verschaffen“ (vgl. Lambert, 2006). Bevor es Internet, Digitalkameras<br />

und Open-Source-Produkte gab, war das Geschichtenerzählen<br />

häufig „wichtigen“ Leuten vorbehalten.<br />

In Form von Autobiographien, Interviews und Dokumentationen<br />

hatten allein sie die Möglichkeit, aus ihrem Leben<br />

zu erzählen, Erfahrungen weiterzugeben und Einfluss zu<br />

nehmen. Alle anderen durften nur zuhören. Dank der<br />

neuen Medien ist es heute viel mehr Menschen möglich, ihr<br />

Leben, ihre Erfahrungen und Erlebnisse für andere sichtbar<br />

zu machen. Diese Möglichkeit beinhaltet auch das Potential,<br />

dass mehr Menschen direkt und indirekt Einfluss auf<br />

gesamtgesellschaftliche Prozesse nehmen können. Ausgehend<br />

von dieser Grundidee entstanden in den letzten Jahren<br />

weltweit Digital Storytelling-Projekte und -Programme für<br />

unterschiedliche Zielgruppen und mit unterschiedlichen<br />

Fragestellungen.<br />

Es geht also darum, persönliche Erfahrungen, Erlebnisse oder<br />

Perspektiven in Form von Bild, Ton und Sprache aufzuarbeiten<br />

und für andere sichtbar und erfahrbar zu machen.<br />

Für die bildliche Darstellung benutzt man überwiegend<br />

persönliche Erinnerungsstücke wie zum Beispiel Fotos, kurze<br />

Videosequenzen, eigene Zeichnungen, Postkarten, Briefe<br />

et cetera. Die eigene Stimme begleitet die bildliche Darstellung.<br />

Beim persönlichen Digital Storytelling steht also<br />

der authentische Inhalt der Geschichte klar an erster Stelle,<br />

technische Perfektion ist hingegen eher zweitrangig. Eine<br />

digitale Geschichte ist zwischen einer und maximal vier<br />

Minuten lang.<br />

Gemeinsam ist allen Programmen und Projekten die Fokussierung<br />

auf die Potentiale der Methode hinsichtlich Empowerment<br />

und politischer Teilhabe. Zudem stellt Digital Storytelling<br />

immer eine Form der Biographiearbeit dar. Es ist daher<br />

angeraten, sich mit Wirkung und Funktion biographischen<br />

Arbeitens auseinanderzusetzen, bevor man einen Digital<br />

Storytelling Workshop abhält.<br />

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