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Capture your life

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

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Kapitel 4<br />

Handlungsfähigkeit und/oder ihrem Wohlbefinden einschränken<br />

(vgl. Greve, 2008). Beim biographischen Arbeiten<br />

geht es in diesem Zusammenhang zunächst darum, subjektives<br />

Erleben ausdrücken zu dürfen. Den Lebenskrisen wird<br />

also ganz bewusst Raum gegeben. Eine (erneute) konstruktive<br />

Auseinandersetzung mit der Krise wird dadurch ermöglicht.<br />

Diese Auseinandersetzung birgt auch das Potential,<br />

dass die Teilnehmer*innen sich ihrer eigenen Ressourcen,<br />

die sie zur Problembewältigung einsetzen könnten, bewusst<br />

werden.<br />

„Mir hat es gut getan, darüber zu sprechen. Mir hat<br />

es gut getan, den anderen meinen Film zu zeigen. Ich<br />

habe mich nicht mehr so machtlos gefühlt.“ (Anonym)<br />

„Denn trotz allem Bitteren und Traurigen sind wir als<br />

Menschen dazu in der Lage, mit unserer Geschichten<br />

aufrecht dazustehen und uns auszudrücken.“<br />

(Jonas, 26 Jahre)<br />

4. Politische Bildung und Veränderung<br />

In Biographien werden Werte und Normen einer Gesellschaft,<br />

wie sie institutionell, aber auch informell durchgesetzt<br />

werden, sichtbar. Lebensgeschichten sind Produkt der Auseinandersetzung<br />

mit diesen gesellschaftlichen Umständen.<br />

Biographien verraten, welche Wünsche und Bedürfnisse<br />

Menschen hatten, welche erfüllt werden konnten und welche<br />

nicht, welche Probleme bewältigt werden mussten, welche<br />

Sorgen und Nöte das Denken und Handeln bestimmt haben.<br />

3. Aktivierung von Ressourcen<br />

Die bisherigen Ausführungen deuten bereits an, dass durch<br />

die Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie lebensgeschichtlich<br />

erworbene Ressourcen aktiviert werden können<br />

(vgl. Hözle, 2009). Das heißt, die Auseinandersetzung<br />

mit Lebenskrisen und die Erinnerung daran, wie diese bewältigt<br />

wurden, stärken das Gefühl der Selbstwirksamkeit.<br />

Die Wahrnehmung von eigenen Potentialen und Ressourcen<br />

wird gestärkt. Bestenfalls können diese dann auch auf zukünftige<br />

oder aktuelle Situationen übertragen werden. Eine<br />

wichtige Funktion des biographischen Arbeitens ist es also,<br />

die eigenen Ressourcen für den Umgang mit Lebenskrisen<br />

und biographischen Herausforderungen zu aktivieren und<br />

verfügbar zu machen. Das Erinnern an schöne und glückliche<br />

Momente, Ereignisse und Begegnungen eignet sich<br />

zur Aktivierung von Ressourcen und Potentialen bei allen<br />

Zielgruppen.<br />

Privilegien und Ausgrenzungen (und ihre Gründe) werden<br />

ersichtlich. Deshalb beinhaltet das biographische Arbeiten<br />

und das Sichtbarmachen biographischen Arbeitens immer<br />

auch die Chance auf politische Bildung und Veränderung.<br />

Denn mit dem Sichtbarmachen der eigenen Biographie kann<br />

auch die Verflechtung von Individuellem und Gesellschaftlichem<br />

explizit gemacht werden, Einzelschicksale können in<br />

größere Zusammenhänge eingeordnet und Austausch über<br />

die als gemeinsam erkannten Probleme initiiert werden. Hieraus<br />

kann dann politisch solidarisches Handeln erwachsen.<br />

„Die Geschichte würde den großen Einfluss und den<br />

institutionellen Rassismus zeigen, den staatliche Instanzen,<br />

Behörden et cetera zu gegebenen Zeiten ausgeübt<br />

haben. Bis hin zu einem sehr privaten Bereich: der<br />

Entscheidung, wen ich heirate, liebe oder mit wem ich<br />

eine Familie gründe. Sie würde ein kritisches Bewusstsein<br />

zu staatlichen Institutionen und unserem Umgang<br />

mit ihnen anregen.“ (Cynthia, 25 Jahre)<br />

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