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Capture your life

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

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Kapitel 8<br />

Für Kleingruppen. Fordernd.<br />

Die Teilnehmer*innen finden sich in Gruppen von bis zu fünf<br />

Personen zusammen. Jede*r wählt ein Foto aus der eigenen<br />

Sammlung aus, das ihm*ihr besonders am Herzen liegt.<br />

Eine Bedingung ist, dass darauf mehrere Personen zu sehen<br />

sein sollten. Reihum stellt jede*r sein*ihr Foto kurz vor,<br />

beschreibt die Situation und die Personen darauf und erklärt<br />

knapp, warum er*sie genau dieses Bild gewählt hat. Die<br />

anderen dürfen Fragen zu den gezeigten Personen und den<br />

Umständen stellen. Mehrere Teilnehmer*innen stellen dann<br />

das Bild nach, indem sie die Rollen der gezeigten Personen<br />

übernehmen, deren Haltung möglichst genau nachahmen<br />

und dann auf Zuruf eines Stichworts in dieser Rolle eine<br />

kleine Szene improvisieren: einen Streit, die Übergabe eines<br />

Geschenks, die Mitteilung einer überraschenden Neuigkeit.<br />

Die Darstellenden versuchen, ihrer Rolle (gemäß Foto und<br />

Erklärungen dazu) treu zu bleiben. Der*die Besitzer*in des<br />

Fotos beurteilt, ob die Personen auf dem Bild sich wirklich<br />

so verhalten hätten.<br />

8.2 Grundstruktur einer Geschichte<br />

Eine Geschichte besteht im Wesentlichen aus drei Teilen:<br />

Dem Anfang, der Mitte und dem Ende. Jeder Teil erfüllt eine<br />

andere Funktion. Es ist wichtig den Teilnehmer*innen die<br />

Grundstruktur inklusive der Funktionen näher zu bringen.<br />

Außerdem ist es gut den Teilnehmer*innen schon kurze<br />

Anregungen mit auf den Weg zu geben, wie man die<br />

Funktionen konkret erzeugen kann. Dies sollte in Form<br />

eines Vortrages vermittelt werden. Außerdem hat es sich als<br />

nützlich erwiesen die Grundstruktur, die Funktionen und die<br />

Anregungen in Form von Moderationskarten zu visualisieren<br />

und während des gesamten Workshops hängen zu lassen.<br />

Der Anfang: Der Anfang führt in die Geschichte ein. Hier<br />

werden Personen vorgestellt, eine zeitliche Einordnung<br />

gemacht und/oder der Ort beschrieben an dem die Geschichte<br />

stattfindet. Ein Anfangssatz könnte zum Beispiel<br />

lauten: „Es war im Sommer 1989, als ich Klaus das erste<br />

Mal begegnete.“ Außerdem soll der Anfang die Neugier der<br />

Zuhörer*innen wecken. Dies erreicht man am ehesten über<br />

eine Frage, eine Provokation oder über das Mittel der Irritation<br />

(siehe auch Kapitel 8.3 „Anfang mit einem Knall)<br />

Die Mitte: Die Mitte stellt den Hauptteil einer Geschichte<br />

dar. Hier wird es also konkret. Der*die Zuhörer*in erfährt,<br />

worum es in der Geschichte geht. Außerdem soll hier<br />

Spannung erzeugt werden. Spannung wird erzeugt wenn<br />

sich in der Geschichte ein Problem auftut, ein Hindernis<br />

überwunden werden muss oder wenn eine Person eine<br />

Veränderung durchläuft, die so nicht zu erwarten war.<br />

Hindernisse und Probleme müssen nicht existenziell sein.<br />

Alltägliche Hindernisse und Probleme eigenen sich genauso<br />

gut. Fahrrad fahren lernen, Angst vor der neuen Klasse,<br />

den neunen Kolleg*innen haben oder Schwierigkeiten sich<br />

in die Vaterrolle einzufinden, sind oft viel spannender als<br />

„Mord und Totschlag“.<br />

Das Ende: Das Ende dient dazu den*die Zuhörer*in aus der<br />

Geschichte zu entlassen. Häufig findet man hier eine Moral<br />

oder ein persönliches Statement. Siehe auch Kapitel 8.3<br />

„Ende mit einem Ausrufezeichen!“<br />

(ANFANG)<br />

Einführung<br />

Neugier<br />

(MITTE)<br />

Hauptteil<br />

Spannung<br />

(ENDE)<br />

Moral<br />

– Wer? Wo? Wann?<br />

– Frage, Provokation,<br />

Irritation<br />

– Worum geht es?<br />

– Problem, Hindernis,<br />

Veränderung<br />

– Persönliches Statement,<br />

Aufforderung, Frage<br />

8.3 <strong>Capture</strong> <strong>your</strong> Life! –<br />

Sieben Anregungen zu deiner Story<br />

Eine Geschichte erzählen! Wie soll das denn gehen? Viele<br />

Leute finden das unangenehm - und vielleicht gehörst du ja<br />

auch dazu. Du denkst an langweilige Schulaufsätze, an Situationen,<br />

wo dich plötzlich alle anstarren, an Referate und<br />

Präsentationen, wo du dich wichtigmachen sollst. Und überhaupt:<br />

Du kennst doch gar keine Geschichten, die gibt‘s<br />

doch nur in Romanen und im Kino, und so was Krasses ist<br />

dir eh noch nie passiert.<br />

Eigentlich erzählen wir alle aber fast jeden Tag Geschichten.<br />

Wir nennen es nur oft nicht so. Aber wenn du mit deinen<br />

Freund*innen, in der Schule/in der Uni, am WG-Tisch, im<br />

Bus oder auf Facebook abhängst, passiert es doch oft, dass<br />

jemand sagt: „Wisst ihr, was mir Abgefahrenes passiert<br />

ist?“. Oder: „So was kenn‘ ich von früher, als ...“ Geschichten,<br />

die so anfangen, interessieren uns meistens sofort.<br />

Gerade weil es darin (meistens) nicht um explodierende Autos<br />

oder das Sexleben von irgendwelchen Berlin-Mitte-Stars<br />

geht, sondern um Sachen, die jede/r so ähnlich aus dem<br />

eigenen Leben kennt - und doch sind sie ganz anders. Wir<br />

können uns in sie reinversetzen und kapieren trotzdem besser,<br />

wie es anderen um uns herum geht und wie sie ticken.<br />

Die folgenden Fragen und Übungen sollen dir helfen, deine<br />

Story genauso gut rüberzubringen, wie wenn du sie locker<br />

deinen Leuten erzählst. Was machst du eigentlich bei solchen<br />

Gelegenheiten - und welche Techniken setzt du - ganz<br />

unbewusst - ein, um die anderen zum Lachen zu bringen<br />

oder zum aufmerksamen Zuhören zu bewegen?<br />

1. Ideale Zuhörer. Im Alltag erzählst du deine Geschichten<br />

ganz konkreten Leuten, die in dem Moment vor dir<br />

stehen. Du kannst sofort an ihrem Gesicht erkennen, ob<br />

deine Geschichte ankommt und wann sie ungeduldig<br />

werden. Vor dem Blatt Papier oder dem Mikrofon ist das oft<br />

schwieriger; du klammerst dich an die Wörter und vergisst,<br />

dass du eigentlich zu den Leuten sprichst, die sich den Film<br />

später mal angucken. Nimm‘dir ein bisschen Zeit (vielleicht<br />

drei Minuten), dir eine Person vorzustellen, zu der du mit<br />

deiner Geschichte sprichst, jemand, den du kennst oder<br />

jemand ausgedachtes. Wenn es dir hilft, kannst du sie auch<br />

kurz schriftlich beschreiben, hinkritzeln oder dir Bilder aus<br />

dem Netz ziehen. Rede im Kopf mit dieser Figur, wenn du<br />

die Story zu den Bildern aufnimmst und mach ruhig auch<br />

alles, was du sonst im Gespräch tun würdest: Lächeln,<br />

Gestikulieren, das Gesicht verziehen. So wird dein Vortrag<br />

lebendiger; der Spaß überträgt sich auf jeden Fall auf die<br />

Zuhörer*innen.<br />

2. Anfang mit Knall. Du kannst die Leute nicht ewig bei<br />

der Stange halten, also steig´ gleich so ein, dass sie auch<br />

Bock haben, zuzuhören und neugierig sind, was jetzt wohl<br />

kommt. Deinen Freund*innen reicht es oft schon, dass du<br />

die Geschichte erzählst, weil sie was von dir wissen wollen.<br />

Die Leute, die den Film im Netz sehen, kennen dich aber<br />

nicht. Überleg also mal:<br />

– Kannst du mit einer Frage einsteigen („Habt ihr auch<br />

schon mal ...?“, „Kennst du es, wenn ...?“ „Hasst ihr<br />

es auch so sehr, wenn ...“?)? Die Leute überlegen ihre<br />

Antwort und wollen wissen, wie wohl deine aussieht.<br />

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