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Capture your life

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

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Kapitel 8<br />

Interessant ist, was dir passiert ist und wie es sich angefühlt<br />

hat. Erzähl‘ den Leuten also von deinen fünf Sinnen:<br />

Was hast du gesehen? Was hast du gehört? Wie hat es<br />

geschmeckt? Wie hat es gerochen? Sich angefühlt? Tipp:<br />

Wenn du von Menschen erzählst, kannst du so auch die<br />

Plätze beschreiben, an denen du sie meistens getroffen hast<br />

oder Gegenstände, die du mit ihnen verbindest.<br />

– Oder steigst du mit einer provozierenden Behauptung<br />

ein? („Familie ist doch scheiße!“, „Schulsport - es gibt<br />

nichts Schöneres!“ „Niemand sollte sich je verlieben!“)<br />

Egal, ob die Leute dir zustimmen oder nicht: Sie sind nicht<br />

gleichgültig und du hast sie am Haken.<br />

– Oder sagst du vielleicht einfach etwas Irritierendes, sodass<br />

man noch nicht weiß, was jetzt wohl kommt („100<br />

Gramm Zucker. 100 Gramm Mehl. 2 Eier. Solche Rezepte<br />

kannte ich damals genug - aber wie ich mit meinem Leben<br />

klarkommen sollte, wusste ich nicht.“ Oder: „Quadratische<br />

Gleichungen. Hab ich in der Schule nie kapiert.<br />

Trotzdem würde ich lieber darüber einen Film machen,<br />

als über das, was jetzt kommt ...“). Versuch‘ mal, einen<br />

Einstieg mit jeder dieser Methoden zu finden und schau,<br />

welche dir am besten gefällt.<br />

3. Zum Punkt kommen. Nochmal: Du hast nicht ewig<br />

Zeit. Du selbst kannst ja auch nicht ewig aufmerksam<br />

zuhören, oder? Überleg‘ dir also, was eigentlich der Kern<br />

deiner Geschichte ist. Kannst du in drei Sätzen sagen, was<br />

die Geschichte ausmacht? Und in einem? Vielleicht sogar<br />

in einem Kernbegriff? Ganz so kurz musst du dich natürlich<br />

nicht fassen, aber es hilft ungemein, wenn du dir darüber<br />

im Klaren bist, was du auf keinen Fall weglassen darfst.<br />

4. Die Wörter zum Leuchten bringen. Auch alltägliche<br />

Sachen können eine gute Geschichte hergeben. Oft ist dann<br />

nicht so wichtig, was passiert ist, sondern wie es abgelaufen<br />

ist und wie du dich dabei gefühlt hast. Kannst du drei<br />

Begriffe finden, die beschreiben, was deine Story für dich<br />

besonders gemacht hat? Und drei Wörter, die ausdrücken,<br />

wie du dich in dieser Situation gefühlt hast? Denk‘ nicht<br />

lange nach, schreib‘ die Sachen auf, die dir als erste einfallen<br />

- vielleicht in 30 Sekunden. Wenn du damit fertig bist,<br />

nimm dir nochmal 30 Sekunden Zeit und finde für jedes<br />

dieser Wörter jeweils drei andere Wörter oder Redewendungen,<br />

die dasselbe auf etwas andere Weise sagen: statt nur<br />

„traurig“ vielleicht „betrübt“ oder „als hätte man mir mit<br />

der Faust in den Magen geschlagen“, statt „überrascht“<br />

„von den Socken“ oder „ich stand voll auf‘m Schlauch“. Die<br />

Übung kannst du so lange wiederholen, bis du einen guten<br />

Vorrat an Wörtern und Bildern hast, die deiner Story mehr<br />

Farbe verleihen. Bau‘ nicht alle davon ein, das klingt schnell<br />

albern - aber ein paar können helfen.<br />

5. Nicht die Welt erklären! Niemand will eine abgehobene<br />

Definition von „Freude“, „Liebe“, „Angst“ oder<br />

„Zweifel“ - das können die Leute im Lexikon nachschlagen.<br />

6. Bleib‘ klein, bleib spannend! Erzähl eine Begebenheit,<br />

von einem Menschen, einem Augenblick, einem<br />

Gefühl, einem Gegenstand. So können die Leute besser<br />

folgen, du kannst dich auf das Wichtige konzentrieren - und<br />

du kommst nicht so schnell in Versuchung, „die ganze Welt<br />

erklären“ zu wollen. Du bleibst emotional und nachvollziehbar.<br />

Versuch‘ mal, deine Geschichte „kleiner zu machen“ -<br />

such‘ dir einen Gegenstand, eine Person, einen Moment von<br />

dem aus, was du erzählen wolltest und probier‘ mal, nur<br />

darüber zu sprechen. Nimm‘ dir nochmal die Übungen Die<br />

Wörter zum Leuchten bringen, Nicht die Welt erklären und<br />

Zum Punkt kommen vor und mach‘ sie im Schnelldurchlauf<br />

mit diesem kleinen Ausschnitt aus deiner Story. Welches<br />

Material findest du besser: Das vorherige oder das, was du<br />

jetzt aufgeschrieben hast?<br />

7. Ende mit Ausrufezeichen! Lass‘ die Leute nicht einfach<br />

so gehen, wenn deine Geschichte vorbei ist. Gib‘ ihnen<br />

etwas mit:<br />

– Eine Frage („Und wie denkt ihr jetzt über ...?“, „Was<br />

würdet ihr machen, wenn euch so was passiert?“, „Was<br />

denkt ihr: Werde ich diese Sache wohl jemals vergessen?“)<br />

– einen provozierenden Gedanken als Fazit („Die Welt<br />

wäre besser, wenn jede_r so was erleben würde“, „Ohne<br />

dass, was ich gerade gezeigt habe, funktioniert einfach<br />

gar nichts“, „Wenn ich das heute wieder erleben würde,<br />

würde ich mich ganz anders verhalten, nämlich ...“)<br />

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