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Capture your life

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

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Kapitel 6<br />

6. Der Digital Storytelling-Workshop<br />

Wer einen Digital Storytelling–Workshop (DST-WS) leiten<br />

möchte, sollte sich über seine eigenen Kapazitäten, Fähigkeiten<br />

und Grenzen im Klaren sein.<br />

Was kann ich mir zutrauen, was kann ich leisten? Möchte ich<br />

den Workshop alleine machen, oder suche ich mir jemanden,<br />

der andere Talente (zum Beispiel ein großes technisches<br />

Verständnis) mitbringt und mich deshalb gut unterstützen<br />

und ergänzen kann? Alleine hat man einige Bereiche abzudecken:<br />

Organisation der Rahmenbedingungen, pädagogische<br />

Anleitung und Betreuung der Teilnehmer*innen, Zeitmanagement,<br />

die Vermittlung von Inhalten sowie die technische<br />

Betreuung. Oftmals liegen einem einzelne dieser Dinge<br />

gut, andere aber weniger. Ein*e Partner*in kann daher<br />

entlastend sein und ermöglicht darüber hinaus auch eine<br />

größere Teilnehmerzahl.<br />

Abseits von diesen eher organisatorischen Fragen sollte man<br />

sich aber auch seiner persönlichen Kapazitäten, Fähigkeiten<br />

und Grenzen bewusst sein: Gibt es zum Beispiel Themen,<br />

die mich persönlich treffen könnten? Wie gehe ich damit<br />

um? Gibt es in meiner eigenen Biographie etwas, das nicht<br />

bearbeitet ist, und falls ja, traue ich es mir trotzdem zu,<br />

Teilnehmer*innen zu betreuen, die ein ähnliches Thema<br />

bearbeiten möchten? Und falls nicht, wie verhalte ich mich<br />

dann?<br />

Gerade am Anfang macht man sich häufig nicht deutlich<br />

genug bewusst, welche Bandbreite an biographischen<br />

Themen in einem solchen Workshop zu Tage treten können<br />

und welch großer Betreuungsumfang zum Teil geleistet<br />

werden muss. Lebenskrisen sind nicht selten Themen, mit<br />

denen Teilnehmer*innen sich im Rahmen eines Digital<br />

Storytelling-Workshops beschäftigen möchten. Aus Sicht<br />

der ressourcenorientierten Biographiearbeit ist gerade diese<br />

Auseinandersetzung ja auch durchaus gewollt. In diesem<br />

Zusammenhang ist es wichtig, sich im Vorfeld eines DST-WS<br />

so genau wie möglich über die Gruppenzusammensetzung<br />

im Klaren zu sein. Eigene Berührungsängste, Vorurteile und<br />

Unsicherheiten sollten einem bewusst sein. Leitfragen könnten<br />

sein: Empfinde ich die Teilnehmer*innen, für die ich den<br />

Workshop plane, aus einem bestimmten Grund als besonders<br />

herausfordernd? Haben sie einen speziellen Förderbedarf?<br />

Wie sieht dieser aus? Bin ich dem gewachsen?<br />

Hat man Bedenken, könnte man beispielsweise die Teilnehmerzahl<br />

verringern, Hilfe hinzuziehen oder den zeitlichen<br />

Rahmen erweitern.<br />

Wir, die Naturfreundejugend Deutschlands, empfehlen jedem,<br />

im Vorfeld zumindest einmal eine eigene Digital Story produziert<br />

zu haben, um inhaltliche, technische und zeitliche Aspekte<br />

einschätzen zu können. Man kann Teilnehmer*innen<br />

in der Regeln besser unterstützen, wenn man zum Beispiel<br />

selbst schon mal vor einem leeren Blatt Papier saß und nicht<br />

wusste, was oder wie man etwas schreiben soll.<br />

6.1 Vorbereitung und Planung<br />

6.1.1 Technik<br />

DST ist in technischer Hinsicht eine besonders niederschwellige<br />

Methode. Das Equipment ist überschaubar, leicht zu<br />

bedienen und relativ kostengünstig. Im Folgenden wird das<br />

wichtigste Equipment aufgeführt, die Anforderungen und<br />

Funktionen werden erklärt.<br />

Ihr braucht eine Videoschnitt-Software. PC und Mac bieten<br />

vorinstallierte, kostenlose Programme, die allerdings nur eingeschränkte<br />

Funktionen besitzen. Es gibt auch einige weitere<br />

kostenlose oder kostengünstige Varianten, als am praktischsten<br />

hat sich aber das circa 70 Euro teure Programm<br />

Magix Video Deluxe erwiesen (Stand: Frühjahr 2013).<br />

Ein Schnittprogramm sollte eine gut strukturierte, selbsterklärende<br />

Benutzeroberfläche haben, die ihr selber versteht<br />

und problemlos vermitteln könnt. Darüber hinaus muss es<br />

im Wesentlichen die folgenden Funktionen haben:<br />

– Importieren aller Bild-, Ton- und Videoformate, vor allem<br />

auch Videos aus Consumer-Digitalkameras. Anlegen von<br />

Foto- und Bewegtbild (Videos) sowie Ton in mehr als 2<br />

Spuren<br />

– Schneiden, Verschieben, neu Zusammenfügen<br />

– Einfügen von Titeln<br />

– Eine kleine Palette von Videoeffekten wie Ein- und<br />

Ausblenden von Bild und Ton, Überblenden, Bild Drehen,<br />

den Ausschnitt von Bildmaterial Verändern, Rein- und<br />

Rauszoomen<br />

– Komfortables Exportieren des fertigen Films: Das Programm<br />

sollte in der Lage sein, ein Quicktime-file, MOV<br />

oder AVI mit guter Qualität bei geringer Dateigröße zu<br />

exportieren. Dazu sollte es beispielsweise den mp4-codec<br />

verwenden können. Unbedingt exemplarisch testen! Ihr<br />

werdet euch ärgern, wenn die Teilnehmer*innen am Ende<br />

des Workshops Stunden auf das Exportieren der Filme<br />

warten müssen, weil es technische Probleme gibt.<br />

Ihr benötigt Computer, auf denen das Programm installiert<br />

ist. Sie sollten schnell genug sein, um ein Video „ruckelfrei“<br />

wiedergeben zu können. Auch hier ist vorheriges Testen zu<br />

empfehlen. Am besten versucht ihr mal, eine DVD auf dem<br />

Computer abzuspielen. Sollte das nicht möglich sein, eignet<br />

sich der Computer vermutlich nicht zur Produktion einer<br />

Digital Story.<br />

Tipp: Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsen<br />

in Deutschland besitzen heute Handys, mit denen<br />

man Foto- und Audioaufnahmen in befriedigender<br />

bis guter Qualität produzieren kann. Falls notwendig,<br />

kann man also hier an der Kostenschraube drehen.<br />

Für die Sprachaufzeichnung eignen sich am besten einfache<br />

Handheld-Recorder, also kleine digitale Diktiergeräte, die<br />

im Format mp3 oder WAV auf SD-Karten aufnehmen. Der<br />

Vorteil liegt hier in der räumlichen Flexibilität, das Gerät lässt<br />

sich in den Nebenraum oder nach draußen mitnehmen.<br />

USB-Mikrofone stellen eine etwas preisgünstigere Alternative<br />

dar, sind jedoch an einen Computer gebunden.<br />

Weiteres (teils optionales) Equipment:<br />

– Mehrfachsteckdosen<br />

– Ein Stativ (ein einfaches Dreibeinstativ genügt)<br />

– Ein Paar kleine Lautsprecher oder ein Zugang zu einer<br />

Musikanlage für Filmpräsentationen<br />

– Stifte (verschiedene Farben, dick und dünn), Papier,<br />

eventuell Moderationskarten<br />

– SD-Speicherkarten (oder ähnliches) für den Datentransfer<br />

zwischen den verschiedenen technischen<br />

Geräten. Es reichen wenige Gigabyte pro Karte.<br />

– Ein kleiner Strahler oder eine starke Schreibtischlampe<br />

– Genügend Akkus inklusive Ladegerät<br />

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