07.08.2018 Aufrufe

Capture your life

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

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Kapitel 6<br />

6.2.2.2 Arbeiten an Text und Ton<br />

Merke: Eine gute Geschichte mit beliebiger Bildauswahl<br />

funktioniert besser als eine beliebige Geschichte<br />

mit guter Bildauswahl. Bevor man sich Gedanken<br />

über die Bebilderung macht, sollte ein Text geschrieben<br />

und eingesprochen sein. Gleich Fotos zur Hand<br />

zu nehmen verwirrt und lenkt vom Wesentlichen ab.<br />

Alle Teilnehmer*innen beginnen also immer mit der<br />

Produktion einer Geschichte.<br />

Ideen finden und Geschichten schreiben: Macht eine Zeitvorgabe<br />

zum Skizzieren einer Idee und zum Erarbeiten einer<br />

eigenen Geschichte. Ein Zeitrahmen von etwa einer Stunde<br />

erwies sich als optimal. Zwar werden nach einer Stunde<br />

nicht alle Teilnehmer*innen eine Geschichte erarbeitet<br />

haben, mit der sie vollständig zufrieden sind. Üblicherweise<br />

sind aber alle Teilnehmer*innen an einem Punkt, an dem<br />

man noch einmal über Ideen, erste Entwürfe und einzelne<br />

Passagen sprechen und reflektieren kann. Das kann in großer<br />

Runde geschehen oder aber in Einzelgesprächen.<br />

Merke: Es wird Teilnehmer*innen geben, die sich<br />

mit einer Verschriftlichung nicht wohlfühlen oder<br />

die tatsächlich nicht in der Lage sind, diese Aufgabe<br />

zu erfüllen. In diesem Fall ist es möglich, gleich mit<br />

dem Audioaufnahmegerät zu arbeiten. Das heißt, die<br />

Teilnehmer*innen sprechen ihre Geschichte direkt ein.<br />

Feedback: Ob nun in großer Runde oder in Einzelgesprächen,<br />

die Frage für euch als Workshopleiter*innen wird sein,<br />

wie ihr die Teilnehmer*innen bei der Ideenfindung und beim<br />

Konkretisieren ihrer Ideen unterstützen könnt. Erfahrungsgemäß<br />

könnt ihr hier am besten durch Gespräche, Nachfragen<br />

und ehrliche Kritik Hilfestellung leisten. Der letzte Punkt<br />

ist hierbei der wichtigste und zugleich der schwierigste.<br />

Es wird euch nicht immer leicht fallen, stilistische Kritik zu<br />

üben insbesondere dann, wenn euch Geschichten sehr<br />

intim vorkommen oder die Thematik euch persönlich sehr<br />

berührt. Tut es trotzdem. Die Teilnehmer*innen sind in der<br />

Regel froh, Hilfe zu erhalten und freuen sich am Ende über<br />

ein gutes Ergebnis.<br />

Folgende Fragestellungen können bei der Reflexion<br />

hilfreich sein:<br />

1. Ist die Geschichte relevant für den*die Teilnehmer*in?<br />

Fragt nach, warum der*die Teilnehmer*in ausgerechnet diese<br />

Geschichte erzählen möchte (sofern es euch nicht sofort<br />

einleuchtet).<br />

Es kommt vor, dass Teilnehmer*innen sich an diesem Punkt<br />

noch nicht von ihren mitgebrachten Fotos, Bildern, et cetera<br />

„gelöst“ haben und deshalb versuchen, etwas zu schreiben,<br />

was zu ihren Bildern passt (zum Beispiel eine Geschichte<br />

über den letzten Sommerurlaub). Versucht herauszufinden,<br />

ob das der Fall ist. Falls ja, ermutigt die Teilnehmer*innen<br />

nochmals, sich zunächst nur auf ihre Geschichten zu konzentrieren<br />

und ihre Bilder erst mal zu „vergessen“.<br />

2. Ist die Geschichte persönlich? Schildert der*die<br />

Teilnehmer*in eigene Sinneseindrücke und Emotionen? Falls<br />

nicht, würde das der Geschichte gut tun?<br />

Häufig neigen Teilnehmer*innen dazu, ganz allgemeine<br />

Geschichten über „Liebe“, „Glück“ oder „Freundschaft“<br />

zu schreiben anstatt persönliche Erfahrungen und Perspektiven<br />

zu schildern. Ermutigt die Teilnehmer*innen,<br />

sich selbst einzubringen. Was für Erfahrungen haben die<br />

Teilnehmer*innen ganz persönlich mit Liebe, Glück oder<br />

Freundschaft gemacht? Gibt es einen Moment, ein Erlebnis,<br />

eine Person, an der das sichtbar geworden ist?<br />

3. Ist die Geschichte verständlich und sinnvoll strukturiert?<br />

Könnt ihr der Geschichte gut und gerne (interessiert)<br />

folgen? Besteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen<br />

Anfang, Mittelteil und Ende?<br />

Teilnehmer*innen schreiben häufig sehr lange, detailreiche<br />

Einleitungen, die sich zwar schön lesen, aber mit der<br />

eigentlichen Geschichte wenig zu tun haben. Zum Beispiel<br />

kommt es vor, dass Teilnehmer*innen sehr ausführlich den<br />

Ort beschreiben, an dem sich die Geschichte ereignet, obwohl<br />

dieser für die Geschichte eigentlich keine Rolle spielt.<br />

Ermutigt die Teilnehmer*innen, sich auf das Wesentliche zu<br />

konzentrieren.<br />

4. Ist die Geschichte authentisch? Überprüft, ob die Sprache,<br />

die der*die Teilnehmer*in in seiner*ihrer Geschichte<br />

benutzt, auch seiner*ihrer Alltagssprache entspricht. Falls<br />

das nicht so ist, überprüft, ob das Sinn ergibt und zur<br />

Geschichte passt oder ob der Geschichte dadurch ein Stück<br />

weit Authentizität verloren geht.<br />

Wenn Teilnehmer*innen ihren Film in einer anderen<br />

Sprache als ihrer Muttersprache produzieren wollen, sind<br />

sie häufig sehr unsicher. Nicht selten werden dann andere<br />

Teilnehmer*innen gebeten, den Text zu „korrigieren“<br />

oder es werden Wörterbücher bemüht. Dieses Vorgehen<br />

führt aber dazu, dass die Geschichten plötzlich Wörter und<br />

Satzkonstruktionen enthalten, die die Teilnehmer*innen<br />

normalerweise nie benutzen würde. Und das wird man der<br />

Geschichte auch anmerken. Ermutigt die Teilnehmer*innen,<br />

Sprache immer nur so zu benutzen, wie sie sie auch im<br />

Alltag benutzen, oder bietet alternativ an, dass sie in ihrer<br />

Muttersprache produzieren können (Untertitel können später<br />

hinzugefügt werden).<br />

5. Ist die Geschichte auf den Punkt gebracht? Könntet ihr<br />

in einem Satz sagen, worum es in der Geschichte des*der<br />

Teilnehmer*in geht? Und in einem Wort? Bittet auch<br />

den*die Teilnehmer*in, den Kern ihrer*seiner Geschichte<br />

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