07.08.2018 Aufrufe

Capture your life

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

Die Broschüre richtet sich an haupt-und ehrenamtliche Akteur*innen in der Jugendverbandsarbeit/Jugendhilfe. Neben einer umfangreichen Einführung in die Theorie des Digital Storytellings bietet die Handreichung konkrete Hilfestellung zur Gestaltung eines eigenen Digital Storytelling Workshops sowie einer sozialwissenschaftlichen Analyse einzelner Digital Storys.

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Kapitel 6<br />

zu benennen. Versucht, eine gute Balance zwischen Beeinflussung<br />

der Erzählung zugunsten einer sinnvollen Struktur<br />

und der Fokussierung auf bestimmte Details auf der einen<br />

Seite und der Bewahrung der eigenen Erzählweise und<br />

Vorliebe des*der jeweiligen Teilnehmers*in auf der anderen<br />

Seite zu finden. Denkt daran: Es handelt sich um persönliche<br />

Geschichten. Geht sorgsam und respektvoll damit um.<br />

Es kommt immer vor, dass jemand auch nach längerem<br />

Nachdenken keine Vorstellung entwickeln kann, wie er*sie<br />

seine*ihre Idee in eine Form bringen soll. Bei solchen<br />

Schwierigkeiten könnt ihr verschiedene Varianten vorschlagen:<br />

Einen Brief an eine Person schreiben, lyrisch oder<br />

assoziativ, eine Aufzählung von Stichworten und so weiter.<br />

Bei stilistischen Problemen und Schreibblockaden kann auch<br />

die Schreibhilfe (Siehe Kapitel 8.3) ausgegeben werden.<br />

Eine Methode zur Ideenfindung: Optional könnt ihr auch<br />

eine Interview-Methode nach Joe Lambert zur Ideenfindung<br />

und Konkretisierung einsetzen. Die Interviews können in<br />

Zweiergruppen oder auch alleine als Selbstinterview durchgeführt<br />

werden. (Interviewleitfaden; siehe Kapitel 8.4 und/<br />

oder Datenteil der DVD)<br />

Sprachaufzeichnung: Wenn die Teilnehmer*innen ihre Geschichten<br />

in eine Form gebracht haben, mit der sie zufrieden<br />

sind, ist der nächste Arbeitsschritt die Audioaufnahme.<br />

Gebt dem*der jeweiligen Teilnehmer*in ein Aufnahmegerät,<br />

falls gewünscht mit Kopfhörern, und erklärt ihm*ihr kurz<br />

die wichtigsten Funktionen. Dies sind Aufnahme, Stopp,<br />

Lautstärke des Kopfhörers und Wiedergabe, um Aufgenommenes<br />

anhören zu können.<br />

Es sollte Auto-Gain, also die automatische Aussteuerung<br />

des Aufnahmepegels, gewählt werden, damit die<br />

Teilnehmer*innen sich nicht um den technischen Aspekt der<br />

manuellen Aussteuerung kümmern müssen und trotzdem<br />

eine unverzerrte Aufnahme erhalten.<br />

Einige stilistische Mittel können auch hier die Geschichte<br />

unterstützen. Es kann geflüstert oder geschrien, frei<br />

gesprochen oder abgelesen, emotional oder emotionslos<br />

gesprochen werden. Insgesamt ist darauf zu achten, dass<br />

in einem für den Zuhörer angenehmen Tempo eingesprochen<br />

wird. Vermittelt den Teilnehmer*innen, dass sie nicht<br />

notwendiger Weise eine „perfekte“ Aufnahme benötigen.<br />

Sie können ebenso gut mehrere Aufnahmen von ihrem<br />

Text produzieren und später einzelne Abschnitte aus den<br />

verschiedenen Versionen verwenden.<br />

Merke: Ab und an kommt es vor, dass<br />

Teilnehmer*innen Hemmungen haben, ihre eigene<br />

Stimme aufzunehmen. Wenn sie sich dazu nicht<br />

überwinden können, kann man beispielsweise anbieten,<br />

sich eine*n andere*n Teilnehmer*in zu suchen,<br />

der*die bereit ist, den Text einzusprechen.<br />

6.2.2.3 Arbeit an Schnitt und Bild<br />

Bestandsaufnahme: Falls ihr die Arbeit am Schnitt an einem<br />

neuen Tag beginnt, könnt ihr gut mit einer Methode einsteigen.<br />

Es ist in jedem Fall für alle Teilnehmer*innen(und<br />

auch für euch) interessant zu hören, an welchem Punkt des<br />

Prozesses die anderen sind. Lasst also jede*n kurz berichten,<br />

wie weit er*sie ist, ob es Schwierigkeiten gibt Und was<br />

er*sie als nächstes vorhat.<br />

Merke: Es wird zu diesem Zeitpunkt<br />

Teilnehmer*innen geben, die noch nicht mit ihrer<br />

Sprachaufnahme fertig sind. Das ist normal und<br />

kein Grund zur Panik. Gebt den entsprechenden<br />

Teilnehmer*innen das Gefühl, dass sie sich im Rahmen<br />

bewegen, aber baut auch einen angemessenen Druck<br />

auf. Zeitvorgaben helfen hier am besten.<br />

Schnittprogramm: Die Ersten werden nun soweit sein, die<br />

aufgenommene Tonspur in das Videoschnittprogramm<br />

zu importieren, die Tonspur gegebenenfalls zu überarbeiten<br />

und sich anschließend um die visuelle Gestaltung zu<br />

kümmern. Legt als erstes für jede*n Teilnehmer*in einen<br />

eigenen Ordner auf dem Desktop an, in dem alle Daten (Fotos,<br />

Audioaufnahmen und so weiter) gespeichert werden.<br />

Sind die Daten zum Beispiel nur auf einer SD-Karte, wird es<br />

später nicht möglich sein, den Film fehlerfrei zu exportieren<br />

oder abzuspielen. Erklärt das den Teilnehmer*innen und<br />

erinnert sie immer mal wieder daran.<br />

Gebt eine kurze Einführung in das Schnittprogramm, und<br />

zeigt den Teilnehmer*innen die relevanten Funktionen. Hierzu<br />

gehören: Einfügen (Importieren), Schneiden, Verschieben,<br />

Löschen, Rein- und Rauszoomen und Anhören beziehungsweise<br />

Ansehen von Aufnahmen (Start und Stopp). Für<br />

Bilder kommen hinzu: Bilddrehung, Ein- und Ausblenden<br />

beziehungsweise Überblenden, Zoomen, das Verändern<br />

von Ausschnitten sowie das Erstellen von Titeln.<br />

Generell raten wir, nicht zu viele Funktionen auf einmal zu<br />

erklären. Am Anfang muss man den Teilnehmer*innen zum<br />

Beispiel noch nicht unbedingt das Ein- und Ausblenden, das<br />

Zoomen oder das Überblenden zeigen – das kann folgen,<br />

sobald es gebraucht wird. Zunächst reicht es vollkommen,<br />

wenn sie sich darauf konzentrieren den Ton zu bearbeiten,<br />

Bilder auszusuchen und diese zu importieren.<br />

Visuelle Umsetzung: Auch für das Visuelle ist eine stilistische<br />

Idee sinnvoll. Folgende Fragen können hilfreich sein: Verwende<br />

ich Fotos? Oder keine Fotos? Wenig Fotos oder sogar<br />

nur eines? Male oder zeichne ich etwas und fotografiere<br />

es dann? Mache ich Fotos von mir oder von bestimmten<br />

Objekten? Benutze ich ein Stativ? Erzeuge ich bewusst eine<br />

bestimmte Lichtstimmung mit Lampen oder Tageslicht?<br />

Verwende ich sogar Video, Stoptrick oder Legetrick et<br />

cetera? Seid offen für die Wünsche der Teilnehmer*innen,<br />

aber verliert nicht aus den Augen, dass die Geschichte im<br />

Vordergrund steht.<br />

Merke: Es mag der Gedanke aufkommen, es<br />

sei sinnvoll, einmal für alle Teilnehmer*innen die<br />

Technik zu erklären. Davon raten wir jedoch ab.<br />

Teilnehmer*innen, die noch mit ihrer Sprachaufnahme<br />

beschäftigt sind oder ihren Text noch einmal umschreiben<br />

wollen, sind gedanklich an einem ganz anderen<br />

Punkt und werden das von euch vermittelte Wissen<br />

nicht speichern können, bis sie es brauchen. Abgesehen<br />

davon „stehlt“ ihr den Teilnehmer*innen mit<br />

einem solchen Vortrag wichtige Kreativzeit.<br />

Ist eine visuelle Herangehensweise gefunden, entstehen<br />

weitere Stilfragen, bei denen ihr die Teilnehmer*innen<br />

unterstützend begleiten könnt. Folgende Fragen stellen sich<br />

hier: Wie viele Bilder brauche ich wirklich? Wie lange zeige<br />

ich die Bilder? Soll ich bestimmte Bilder wiederholen? Macht<br />

ein Ausschnitt, Überblenden oder Hineinzoomen Sinn?<br />

Arbeite ich mit „Leerstellen“ (Filmpassagen ohne Bild)?<br />

Überprüft die Verständlichkeit für den Zuschauer und die<br />

visuelle Erzählgeschwindigkeit. Zu viele Effekte können von<br />

der Geschichte ablenken und sie schnell „zerstören“. Weniger<br />

ist auch hier oft mehr. Verdeutlicht, dass das Visuelle<br />

die Geschichte unterstützen aber nicht dominieren soll.<br />

Hier könnt ihr gegebenenfalls nochmal auf die Beispielfilme<br />

verweisen.<br />

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