Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
222<br />
V\/estfalenpost v. 4.11.<strong>1974</strong><br />
Glanz und Fälle beim Sangesfreunde-Konzert<br />
Festlicher Höhepunkt der 750-Jahr-Feier der Stadt Siegen in der Siegerlandhalle<br />
Siegen. Ein Zusammenklang von Freude,<br />
Glanz und erstrangigem Chorgesang kenn<br />
zeichnete das Festkonzert des 25jährigen Ju<br />
bel-Chores MGV „Sangesfreunde" S.-Kaan-<br />
M'born unter Chordirektor H. Lingerhand, das<br />
zugleich einen Beitrag zur 750-Jahr-Feier der<br />
Stadt Siegen darstellte. Als prominenten Ge<br />
burtstagsgast hatten die „Sangesfreunde" den<br />
international anerkannten Spitzenchor Köl<br />
ner MGV eingeladen, für die zahlreichen Mu<br />
sikfreunde ein außergewöhnliches Chorereig<br />
nis. Hatten die Käner Sangesfreunde unter<br />
bewährter Leitung von Lingerhand durch frü<br />
here Chorleistungen ihre Meister-Gütemarke<br />
bewiesen, so präsentierten sie sich an diesem<br />
Abend in ganz besonderer Hochform.<br />
Lingerhand hatte die rechte Mitte zwischen<br />
Meisterstücken sakraler Chorsätze und euro<br />
päischen Volksliedern gefunden, wobei viel<br />
leicht „Magna res est Amor" und das sehr<br />
eindrucksvolle „Auf dem Berge" (beide Ri<br />
eche), ebenso wie das bravouröse „Seht es<br />
regnen" (Poos) als Höhepunkte mit beson<br />
deren Schwierigkeitsgraden anzusehen sind.<br />
Bemerkenswert das romantische durchweg<br />
verhaltene „Sie gleicht wohl einem Rosen<br />
stock" (Giesen) und die dramatisch-eptische<br />
Tonmalerei „<strong>Der</strong> Reiter" (Rische). In allen<br />
Tonlagen ausgewogen besetzt, besticht der<br />
Chor durch Deklamations- und Intonations<br />
sicherheit und subtile Stufungen der dynami<br />
schen Verhältnisse. Sinngehalt wurde durch<br />
akzentuierte Ausdrucksweise verdeutlicht. Be<br />
wundernswert anzuhören als Zugabe „Es war<br />
als hätt' der Himmel ..."<br />
Beim Auftritt des Mammutchores der Kölner<br />
(ca. 170 Sänger) wird man an Berliozsche<br />
Wunschträume erinnert und ist von dem<br />
klanglichen „Breitwand"-Ereignis begeistert.<br />
Prof. Hermannjosef Rübben verstand in bewunderswerter<br />
geschickter Regie, „sein" Pro<br />
gramm mit eindrucksvollen musikalischen<br />
Glanzlichtern auszustatten. Unter herausra<br />
gender Mitwirkung des Pianisten Werner Käm<br />
merling, gab es Chorsätze „aus alter Zeit",<br />
Schubert'sche Romantik, Opernchöre, aus<br />
„Neuer Zeit" bis hin zu weltumfassender Folk<br />
lore. Soldatenchor aus „Margarete" von Gounud<br />
und Eingangschor aus Verdis „Ernani"<br />
überwältigten in ihrem Klangvolumen ebenso<br />
wie in sauberster Darbietung und ernteten<br />
stürmischen Beifall. Bühnenreife Soli „O Isis<br />
und Osiris" oder die „Trinklieder" von Stroh<br />
bach (Herm. Hackstein, Baß, H. Massau, Bari<br />
ton) lockerten die vielfältige Vortragsfolge<br />
angenehm auf. Den Schlußpunkt setzte ein<br />
Streifzug durch internationale Folklore, wobei<br />
die japanisch gesungenen Lieder (Heinz<br />
Schneider, Bariton), die Jiddische Volksweise<br />
(Klaus Tilly, Bariton) und die tschechoslowa<br />
kische Mentalität beeindruckend herausragten.<br />
Hermannjosef Rübben, der vielgepriesene,<br />
beherrschte diesen Elite-Chor, der jedoch aus<br />
seiner eigenen Konzeption heraus Vergleiche<br />
überflüssig macht, mit vehementer, tempera<br />
mentvoller Zeichengebung.<br />
In geschmeidiger Tonführung spielte Claudia<br />
Rübben mit dem wandlungsfähigen Werner<br />
Kämmerling am Flügel als Zwischenmusik<br />
Suite für Flöte und Klavier von J. S. Bach.<br />
Anhaltender Beifall waren Lob und Dank an<br />
Interpreten und Veranstalter und dafür das<br />
vertraute „Ännchen von Tharau", „Rhein. Sän<br />
gergruß" u. a.<br />
Erika Lube<br />
Kölnische Rundschau v. 19. 11. <strong>1974</strong><br />
Ein Applaus wie bei Rostropowitsdi<br />
Buntes Winterkonzert des KMGV<br />
Zeitnähe und Aktualität schien der Titel<br />
„Chormusik 74" anzukündigen, der das Pro<br />
gramm im Herbstkonzert des Kölner Männer<br />
gesangvereins überschrieb. Wer nun hoffend<br />
oder argwöhnisch gar glaubte, es stecke hin<br />
ter einem solchen Titel die Neigung zum Ex<br />
periment mit neuartigen Impulsen, konnte je<br />
nach Bewußtseinslage bei der Lektüre des<br />
Untertitels zufrieden oder auch ein bißchen<br />
enttäuscht dem Auftritt des KMGV entgegen