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KUNSTINVESTOR AUSGABE SEPTEMBER 2018

Kunst als Kapitalanlage AUSGABE SEPTEMBER 2018 Chefredakteur: Michael Minassian

Kunst als Kapitalanlage
AUSGABE SEPTEMBER 2018
Chefredakteur: Michael Minassian

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BÖRSE EXPRESS<br />

KOMMENTAR<br />

VON WOLFGANG MATEJKA<br />

MATEJKA & PARTNER AM<br />

Die Superhelden sind los!<br />

Hollywood hat uns ja wirklich sehr gut vorbereitet.<br />

Mit den Avengers, angeführt von Iron Man und<br />

Captain America, ergänzt um Superman, Batman,<br />

die Martial Arts-Akrobaten aus China, nahezu unverwundbare<br />

Ninjas, und Götterreprisen, die den alten<br />

Olymp zur Kampfzone epochaler Gewaltexzesse werden<br />

lassen, wurden wir auf das vorbereitet, was uns gerade<br />

als politische Führung präsentiert wird: unverwundbar<br />

scheinende Sturköpfe deren Machtanspruch nur von<br />

ihrer Ignoranz gegenüber wirtschaftlicher Vernetzung<br />

getoppt wird. Echte Männer eben, die gegen alle nur so<br />

auf sie einströmenden feindlichen Aktivitäten nahezu<br />

gottgleich ihre Macht präsentieren.<br />

Ups, ob ich da jetzt zu weit gegangen bin? Vielleicht<br />

„Drohgebärden<br />

machen die<br />

Runde, bis die geblähten<br />

Brüsteln<br />

wieder in sich bei<br />

einem guten Whiskey<br />

oder Reisschnaps<br />

oder<br />

Wodka beim gegenseitigen<br />

Schulterklopfen<br />

zusammenfallen.”<br />

ist Donald Trump gar kein<br />

gieriger Egoist ohne Rückgrat,<br />

der die Verzweiflung<br />

gepaart mit chauvinistischer<br />

(wenn nicht gar faschistoider)<br />

Grundhaltung<br />

seiner Wählerschaft<br />

schamlos zu seinem Vorteil<br />

verwendet, sondern<br />

ein sorgsam aus gerechter<br />

Überzeugung agierender<br />

Politiker, der das Pokern<br />

auf internationaler Ebene<br />

perfekt zum Wohle aller<br />

einsetzt. Wer weiß? Oder<br />

die Erdogans, Maduros,<br />

Assads dieser Welt sind<br />

Foto: Marvel / Screenshot<br />

nicht die machtgierigen Diktatoren, denen jedes Mittel<br />

Recht ist ihre Position zu halten, sondern einfach nur<br />

von der internationalen Presse bewusst missverstandene<br />

sozial tief verwurzelte Menschen, die die Last ihrer Verantwortung<br />

auch unter Inkaufnahme eines schlechten<br />

globalen Images unter Schmerzen tragen. Wer weiß?<br />

Eines ist aber fix: wenn die USA so weiter macht, wird<br />

es zu einer Reaktion „der anderen“ kommen … müssen.<br />

Die Rede ist davon, dass man im 21. Jahrhundert als globale<br />

Führungsnation keine Politik des eigenen Vorteils<br />

machen darf, ohne dabei zu riskieren, dass einen die<br />

Nachteile der anderen irgendwann selbst einholen. Wir<br />

sind im globalen Dorf vernetzt. So ist das. Kolonialismus<br />

funktioniert nicht mehr.<br />

Die aktuelle „Bedrohung“ liegt, so wie in der Türkei<br />

bereits sichtbar, in einer Entmündigung der eigenen Notenbank.<br />

Wenn sich Mr. President jetzt plötzlich<br />

wünscht, die FED würde nicht mehr die Zinsen erhöhen<br />

und diese „gehorcht“, passiert Folgendes: Der US-Dollar,<br />

der in Erwartung steigender Renditen gekauft wurde,<br />

fällt. Die Konjunktur beginnt zu stolpern, weil die Steuergeschenke<br />

vom letzten Jahr ja bald verbraucht sind<br />

und man wegen der Unsicherheit an der Zinsfront weniger<br />

langfristige Investitionen finanziert (weil je länger<br />

man wartet, umso billiger könnte es werden), die Inflation<br />

steigt aber dank der tapferen Amazons & Co weiter,<br />

die Realrenditen werden negativ und die Rentenmärkte<br />

erratischer. Das US-Handelsbilanzdefizit springt freudigst<br />

auf alte Höhen und einzig die Rüstungsindustrie<br />

hilft mit Waffen, die man irgendeinem „Freund“ auf Kredit<br />

verkauft, der sie aus humanitären Gründen gleich<br />

wieder umgehend zerstört, die Zahlungsbilanz zu glätten.<br />

Die massiv in US-Dollar verschuldeten Emerging<br />

Markets werden von den US-Banken rapide zur Kasse gebeten,<br />

weil man dort ja das sinkende heimische Konjunkturbild<br />

als Risiko erkennt, und Risiken abzubauen<br />

heißt generell immer, die am weitesten weg liegenden<br />

Risiken zu beseitigen. Die Emerging Markets sind aber<br />

durch den aktuellen Dollaranstieg ohnehin bereits belastet<br />

und werden sich dies nicht so gerne gefallen lassen,<br />

daher auch hier Anspannung. Alte Feindschaften werden<br />

am restlichen Globus neu ausgegraben und um Anhänger<br />

gebuhlt. Drohgebärden machen die Runde bis die geblähten<br />

Brüsteln wieder in sich bei einem guten<br />

Whiskey oder Reisschnaps oder Wodka beim gegenseitigen<br />

Schulterklopfen zusammenfallen. Und wie beruhigt<br />

man das Ganze am Ende? Indem man wieder mit Zöllen<br />

spielt oder Freiheiten erlaubt, die man hofft später wieder<br />

zurück zu nehmen. Somit wurde die Runde durchs<br />

„Dorf“ gedreht. Viel Staub wurde aufgewirbelt, viel gejohlt<br />

und geschrien, viel gedroht und umarmt, alles<br />

emotional, alles aus Überzeugung, alles ohne Hirn. Oder<br />

doch nicht?

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