Der Betriebsleiter 10/2018
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FERTIGUNGSTECHNIK<br />
Lastenheft als Grundlage<br />
Eine erfolgreiche MES-Einführung will gut geplant sein<br />
Die Einführung eines Manufacturing Execution Systems (MES) bringt IT und Produktion<br />
zusammen. Um diese Verknüpfung erfolgreich zu meistern, bedarf es einer genauen<br />
Projektplanung. Deshalb kommt dem Lastenheft eine entscheidende Rolle zu. Es kann<br />
aber nur so gut sein wie das Requirements Engineering (RE) zuvor.<br />
Wenn herkömmliche Projekte schon<br />
den gesetzten Zeit- und Kostenrahmen<br />
sprengen, wie soll es dann erst bei der<br />
MES-Einführung laufen, wenn das Projekt<br />
gleich mehrere Unternehmensbereiche betrifft?<br />
Diese Denkweise führt zu einer Zurückhaltung<br />
produzierender Unternehmen,<br />
wenn die Frage nach Industrie-4.0-Anwendungen<br />
aufkommt. Abwarten ist im digitalen<br />
Zeitalter aber keine Option. Wer sich<br />
gründlich und gewissenhaft vorbereitet,<br />
dem gelingt auch die MES-Einführung.<br />
Dabei spielt das Requirements Engineering,<br />
die Anforderungsanalyse, eine zentrale<br />
Rolle, denn auf den Ergebnissen des RE<br />
wird das Lastenheft aufgebaut. Im ersten<br />
Schritt werden die Ziele, die mit einem MES<br />
erreicht werden sollen, formuliert und priorisiert.<br />
Ein ebenfalls sinnvolles Hilfsmittel<br />
ist die Visualisierung der Ziele anhand von<br />
Und-/Oder-Bäumen, um Abhängigkeit zu<br />
identifizieren. So wird deutlich, welche Ziele<br />
mit einer niedrigen Priorität erfüllt sein<br />
müssen, um ein Ziel mit höherer Priorität<br />
zu erreichen. Im RE können dann die jewei-<br />
ligen Anforderungen leichter abgeleitet und<br />
priorisiert werden, um etwa eine Implementierungsreihenfolge<br />
festzulegen.<br />
Im Lastenheft werden dann die Ziele und<br />
Anforderungen an ein MES formuliert, die<br />
der spätere Implementierungspartner umsetzen<br />
soll. Mit Hilfe des Lastenhefts können<br />
Fertigungsunternehmen das Angebot<br />
an MES-Lösungen sondieren und die passenden<br />
Anbieter für einen Systemvergleich<br />
auswählen. Das gelingt umso besser, je<br />
sorgfältiger das Lastenheft erstellt und das<br />
ihm vorangehende RE durchgeführt wurde.<br />
Normen und Planungshilfen<br />
Damit die Suche nach einer Lösung mitsamt<br />
Implementierungspartner nicht schon an<br />
der gegenseitigen Kommunikation scheitert,<br />
empfiehlt es sich, die IEC 62264 und die<br />
ISA S95 zu Rate zu ziehen. Die Normenreihen<br />
enthalten neben Begriffsdefinitionen<br />
auch hilfreiche Informations- und Aktivitätenmodelle<br />
sowie Datenstrukturen für die<br />
Verknüpfung von MES und ERP. Auf dieser<br />
Basis können im RE Checklisten erstellt und<br />
Anforderungsspezifikationen gegliedert<br />
werden. Darüber hinaus eignen sich die<br />
Normen auch bei der Systemauswahl, um<br />
unterschiedliche Lösung vergleichen und<br />
auf ihre Konformität überprüfen zu können.<br />
Neben diesen Normenreihen bieten auch<br />
die einschlägigen Verbände hilfreiche Informationen,<br />
um ein MES-Lastenheft zu erstellen,<br />
allen voran die Richtlinie 5600 „Manufacturing<br />
Execution Systems/Fertigungsmanagementsysteme“<br />
des Vereins Deutscher<br />
Ingenieure (VDI). <strong>Der</strong> Zentralverband<br />
Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />
(ZVEI) hat die Broschüre „MES: Branchenspezifische<br />
Anforderungen und herstellerneutrale<br />
Beschreibung von Lösungen“ herausgebracht.<br />
Auch die Interessengemeinschaft<br />
Automatisierungstechnik der Prozessindustrie<br />
(NAMUR) bietet mit den<br />
Arbeitsblättern NA 1<strong>10</strong> (Nutzen, Planung<br />
und Einsatz von MES) und NA 128 (Planung<br />
von MES – dargestellt anhand einer fiktiven<br />
Getränkeproduktion) bewährte Hilfsmittel<br />
zur Vorbereitung einer MES-Einführung.<br />
22 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> <strong>10</strong>/<strong>2018</strong>