Der Betriebsleiter 10/2018
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FERTIGUNGSTECHNIK I INTERVIEW<br />
„Wir holen die Eisen aus dem Feuer“<br />
Als Dienstleister im Gießereiumfeld<br />
Um die Einhaltung der hohen Branchenstandards ihrer Kunden aus der Automobilindustrie<br />
jederzeit zu gewährleisten, legen Gießereien auch bei der Vergabe von Sekundärprozessen<br />
höchsten Wert auf Präzision. Im Interview erläutert Michael Bechler, Niederlassungsleiter<br />
der Wisag Produktionsservice in Donaueschingen, was es für einen Dienstleister bedeutet,<br />
im anspruchsvollen Gießereiumfeld tätig zu sein.<br />
Herr Bechler, welche Arbeiten übernimmt ein Industriedienstleister<br />
wie die Wisag üblicherweise im Gießereiumfeld?<br />
Je nachdem, wie breit ein Dienstleister aufgestellt ist, können<br />
eigentlich alle Sekundärprozesse übernommen werden:<br />
Angefangen bei Aufgaben wie Nachschleif-, Sortier- und Transportarbeiten<br />
sowie Sichtkontrollen bis hin zu Reinigungstätigkeiten<br />
sind wir fest in den Produktionsprozess unserer Kunden integriert<br />
– wenn es ‚brennt‘, holen wir schon mal die Eisen aus dem Feuer.<br />
Als Multidienstleister unterstützen wir allerdings nicht nur im<br />
laufenden Produktionsprozess. Die Wisag Elektrotechnik, eine<br />
unserer Schwestergesellschaften, hat beispielsweise bei einem<br />
Kunden nahezu die kompletten Stromversorgungsanlagen errichtet<br />
– einschließlich der elektrischen Kabel- und Leistungsanlagen<br />
– und ist mit deren Wartung betraut. Darüber hinaus übernehmen<br />
wir anfallende Instandhaltungs- und Wartungsaufgaben an<br />
Produktionsanlagen oder führen DGUV-Prüfungen durch.<br />
Wie sehen Reinigungsarbeiten im Gießereiumfeld aus?<br />
Zunächst muss man sagen, dass die Komplexität der Reinigungsarbeiten<br />
im Gießereiumfeld die in vielen anderen Industriebranchen<br />
noch übertrifft. Die Sicherheitsbestimmungen sind aufgrund der<br />
teilweise extremen Temperaturen sehr hoch und müssen selbstverständlich<br />
jederzeit zu <strong>10</strong>0 Prozent eingehalten werden, um schwere<br />
Unfälle zu vermeiden. Unsere Einsatzgebiete sind vielfältig und<br />
reichen vom ‚normalen‘ Aufkehren von Stäuben und anderen<br />
Verschmutzungen, Anlagen-, Dach- und Sonderreinigungen sowie<br />
Absaugarbeiten über Maschinenreinigungen bzw. die Reinigung<br />
der Produktionsanlagen bis hin zu<br />
Konverterreinigungen und<br />
weiteren Spezialreinigungen<br />
beispielsweise von Lackiergestellen,<br />
wobei auch<br />
Trockeneis zum Einsatz<br />
kommt.“<br />
Michael Bechler,<br />
Niederlassungsleiter der<br />
Wisag Produktionsservice<br />
in Donaueschingen<br />
Wieso wird hier Trockeneis verwendet?<br />
Die Reinigung mit Trockeneis ist nicht nur vielfältig ein setzbar,<br />
sondern insbesondere für technisch anspruchsvolle Bereiche auch<br />
kosteneffizient. Dank eines portablen Trockeneis-Strahlgeräts ist<br />
der Einsatz vor Ort besonders flexibel. Außerdem kommt man nur<br />
mit Trockeneis in verwinkelte und strukturierte Oberflächen. Mit<br />
Trockeneisstrahlen lassen sich z. B. hartnäckige Lackreste lösen, die<br />
sonst kaum oder nur mit extrem hohem manuellen Aufwand zu<br />
entfernen wären. Es verbleiben keine Strahlmittelrückstände, keine<br />
Abwässer oder Reinigungschemikalien, die fachgerecht entsorgt<br />
werden müssten. Selbst feinste Schmutzpartikel lösen sich einfach<br />
und können mit der normalen Bodenreinigung entfernt werden.<br />
Das macht die Methode auch äußerst umweltfreundlich.<br />
Sie sagen, Sie unterstützen im laufenden Produktionsprozess.<br />
Welche Aufgabe(n) übernehmen Sie hier?<br />
Unsere Aufgabe liegt in erster Linie in der Qualitätsprüfung. Um hier<br />
nur ein Beispiel zu nennen: Jeder Automobilhersteller, der Bauteile<br />
von einer Gießerei bezieht, hat andere Anforderungen an die<br />
Legierung: Manche Hersteller bevorzugen eher weiche Legierungen,<br />
die anfälliger für Kratzer, dafür jedoch in Maßen biegsam sind.<br />
Andere wiederum setzen auf besonders harte Legierungen, die<br />
einerseits zwar extrem kratzfest sind, andererseits jedoch auch<br />
schneller spröde werden. Um sicherzustellen, dass die Legierungen<br />
den Vorgaben entsprechen, nehmen unsere Mitarbeiter in regelmäßigen<br />
Abständen Proben. Dabei entnimmt der Kollege mit einer<br />
Kelle eine Probe des flüssigen Eisens und gießt dieses in eine<br />
Vorrichtung, um einen sog. Taler zu erstellen. Sobald dieser<br />
ausgehärtet ist, wird er gekühlt und zur Analyse ins Labor gebracht.<br />
Welche Herausforderungen stellt die Arbeit im Gießereiumfeld<br />
an Ihre Mitarbeiter?<br />
Unsere Mitarbeiter müssen ein Höchstmaß an körperlicher<br />
Belastung aushalten – rund 1 500 Grad hat das flüssige Eisen in den<br />
Öfen. Konzentration und Präzision sind hier unverzichtbar, um<br />
Unfälle zu vermeiden. Darüber hinaus hat die Genauigkeit unserer<br />
Mitarbeiter direkte Auswirkungen auf die Qualität der Produkte.<br />
Arbeiten sie unsauber, bekommen unsere Kunden Qualitätsprobleme.<br />
So etwa beim Abschlacken: Die Schmelzrückstände werden<br />
dabei mit einer Kelle aus dem Ofen abgeschöpft und für die weitere<br />
Verarbeitung separiert. Unsere Mitarbeiter müssen sehr genau und<br />
qualitätsbewusst arbeiten, sonst kommt es im Guss zu Schlackeeinschlüssen.<br />
Die davon betroffenen Teile sind Ausschuss und können<br />
nicht mehr verkauft werden – ein großer finanzieller Verlust für<br />
unsere Kunden, den wir nicht riskieren wollen.<br />
www.wisag.de