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LA KW 40

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„Wir müssen immer 100 Prozent geben!“<br />

SV-Landeck-Stürmer Simon Zangerl im Interview<br />

Er ist wohl der prominenteste Neuzugang bei den Fußball-Vereinen im<br />

Tiroler Oberland, spielte in der dritten spanischen Liga, war bei Wacker<br />

und Wattens. Simon Zangerl weiß, wie der Hase läuft, sprich: worauf es<br />

beim Kicken ankommt. Mit der RUNDSCHAU sprach der 28-jährige<br />

Stürmer über seinen neuen, alten Verein SV Win Win Landeck, zu dem<br />

er nach seinen Jugendzeiten wieder zurückkehrte, über die Aufstiegschancen<br />

und was er überhaupt nicht ausstehen kann.<br />

Von Albert Unterpirker<br />

RS: Simon, wie schaut’s aus mit deinen<br />

Verletzungen, wie geht es dir?<br />

Simon Zangerl: Ich war eigentlich<br />

26 Jahre nie wirklich verletzt, nichts Ärgeres.<br />

In Spanien hat es dann begonnen.<br />

Nach dem ersten Meisterschaftsspiel ist<br />

mir im Training jemand ins Knie reingesprungen.<br />

Alles, was es im Knie gibt, war<br />

da angerissen oder beleidigt. Da war ich<br />

dann fast ein halbes Jahr komplett weg<br />

(Gips, Schiene, Anm.). Danach bin ich<br />

wieder halbwegs fit geworden. Dann,<br />

als ich zurück in Wattens war, ist mir<br />

bei einem Freundschaftsspiel einer in<br />

den Knöchel reingestiegen (Kapselverletzung),<br />

und dann, beim letzten Spiel<br />

gegen Blau-Weiß Linz, als ich endlich<br />

wieder so halbwegs schmerzfrei war, bin<br />

ich mit dem Tormann zusammengeprallt<br />

– und es hat mir die Knie verdreht. Damit<br />

war das ganze Jahr erledigt. Darum<br />

war es für mich klar, dass ich das nicht<br />

mehr so machen will.<br />

RS: Wie geht’s dir dann mit diesen Geschichten<br />

beim SV Landeck?<br />

Simon Zangerl: Ich muss jetzt nicht<br />

mehr bei jedem Zweikampf mit vollem<br />

Karacho reingehen, ich nehm es mir nun<br />

auch mal raus, dass ich mal aufspring …<br />

RS: Bevor dich einer ‚ummäht‘ …<br />

Simon Zangerl: Genau. Aber trotzdem<br />

gebe ich immer Vollgas.<br />

RS: Beim ersten Heimspiel gegen Haiming<br />

bist du nach einer gegnerischen Attacke<br />

extrem wütend geworden …, da ist dir<br />

jemand hinten reingestiegen, oder?<br />

Simon Zangerl: Richtig. Wenn mich<br />

einer normal foult, und wenn es auch<br />

weh tut, das ist kein Problem. Nur wenn<br />

es einer mit purer Absicht tut – und er<br />

hätte mir ja einfach das Haxl stellen können,<br />

hätte ich nichts gesagt … ich hab da<br />

letzte Woche noch weh gehabt, der hat<br />

mir volles Gerät da reingehauen – drum<br />

bin ich so böse geworden!<br />

RS: Wie läuft’s nun generell beim SVL?<br />

Simon Zangerl: Ich hab diesen Schritt<br />

nach Landeck gemacht, weil ich da<br />

auch die richtigen Mitspieler hab, sonst<br />

könnte ich das nicht machen, da würd<br />

ich ansonsten auch Null reinbringen.<br />

Aber da sind echt gute, junge Leute dabei.<br />

Der Meisterschaftsauftakt war von<br />

den Ergebnissen her eigentlich gut, aber<br />

vom Spielerischen her ist noch keiner zufrieden.<br />

Wir können schon mehr, das hat<br />

man in der Vorbereitung auch gesehen.<br />

Vielleicht war das auch ein wenig das<br />

Problem, dass man gemeint hat, es geht<br />

nun von allein. Wir haben uns das dann<br />

intern in der Mannschaft ausgeredet, dass<br />

jeder einfach fünf Prozent mehr geben<br />

muss, dann sind wir in dieser Liga sicher<br />

vorne dabei. Bei der Niederlage gegen<br />

Tarrenz haben auch die Zuschauer nicht<br />

das Feuer in der Mannschaft gesehen.<br />

RS: Spezialüberwachungen, spürst du<br />

die, nicht nur körperlich, sondern auch<br />

emotionell? Zum Beispiel: ‚Oh, den Zangerl,<br />

den werden wir schon zurechtstutzen!’<br />

Simon Zangerl (lacht): Ja, das passiert<br />

bei einem Spiel schon immer wieder mal<br />

…<br />

RS: Was hörst du so?<br />

Simon Zangerl: ‚Deck ihn gscheid‘,<br />

oder „Hau ihn einmal um!‘ … Aber das<br />

hab’ ich mir schon gedacht, dass ich da<br />

nicht jedes Spiel fünfmal allein aufs Tor<br />

lauf. Mit dem muss man klarkommen.<br />

Und sollten einmal zwei oder drei auf<br />

mir drauf sein, dann haben die anderen<br />

mehr Platz.<br />

RS: Welches Spiel, taktisch gesehen bzw.<br />

von der Spielanlage her, bevorzugst du,<br />

was kommt dir entgegen?<br />

Simon Zangerl: Ich seh’ mich eher<br />

auf der Zehner-Position hinter dem Stürmer,<br />

außerdem sind wir vorne sehr variabel.<br />

Drum war von Anfang an unsere<br />

Aufgabe, dass wir untereinander immer<br />

switchen, damit sich der Gegner nicht<br />

auf uns einstellen kann.<br />

RS: Die Aufstiegschancen. Du wirst<br />

ja nicht hergekommen sein, um zu sagen:<br />

‚Naja, jetzt spielen wir ein paar Jahre Gebietsliga‘<br />

...<br />

Simon Zangerl: Logisch! Aber wir<br />

sind immer noch Aufsteiger, das darf<br />

man nicht vergessen. Eigentlich wollte<br />

ich nach dem Ganzen nun endlich mal<br />

ohne Druck Fußball spielen, aber nun<br />

ist fast das Gegenteil eingetroffen. Ich<br />

hab’ noch nie so viel Druck gehabt, wie<br />

hier jetzt (lacht), weil ich schon gefühlt<br />

von 100 Leuten gehört hab’: ‚Jetzt steigt<br />

ihr sowieso wieder auf mit dir!’ Klar, der<br />

Aufstieg ist auf jeden Fall unser Ziel,<br />

nur wäre das schon ein bisschen größenwahnsinnig,<br />

wenn man als Aufsteiger<br />

sagen würde: ‚Wir steigen wieder auf!‘<br />

Es ist nebenbei eh wurscht, wer aus der<br />

Liga da kommt, weil gegen Landeck<br />

wird man nochmal mehr motiviert sein.<br />

Deshalb müssen wir immer 100 Prozent<br />

geben!<br />

RS: Wie läuft es im Training ab?<br />

Simon Zangerl: Da haben wir auch<br />

besprochen, dass wir da ein bisschen<br />

härter rein müssen. Wir trainieren schon<br />

gut, jeder ist voll dabei. Aber es muss<br />

auch mal ein Zeichen gesetzt werden,<br />

einmal einen umhauen, mal voll reinsteigen<br />

– am Wochenende ist es ja auch<br />

so.<br />

RS: Das Potenzial für einen Aufstieg<br />

ist da?<br />

Simon Zangerl: Das Potenzial ist<br />

auf jeden Fall da. Nur, wenn jeder ein<br />

bisschen weniger tut, und sich auf den<br />

anderen verlässt, dann geht’s nicht.<br />

Wir möchten so weit wie möglich vorne<br />

mitspielen, und sollten wir wirklich<br />

nochmal aufsteigen – das wär natürlich<br />

super. Und wenn wir es nicht schaffen<br />

Simon Zangerl (schwarze Dress) beweist auch in dieser Szene große Dynamik und<br />

Schusstechnik. <br />

RS-Fotos: Unterpirker<br />

Da schaut der Oliver Kahn aber aus seiner Maske: Simon Zangerl spielt beim SV<br />

Landeck!<br />

Sowohl beim Fußball als auch im Taxi das Steuer immer im Griff: Simon Zangerl<br />

… naja, wir sind noch immer der Aufsteiger.<br />

RS: Wie schaut’s beim Beruflichen aus?<br />

Du hast die Firma (Taxiunternehmen)<br />

noch nicht übernommen, oder?<br />

Simon Zangerl (lacht): Leider noch<br />

nicht. Nein, Spaß beiseite. Papa und ich<br />

machen das jetzt zusammen. Ihm taugt’s<br />

volle, mir taugt’s volle. Ich habe mich in<br />

den letzten Jahren eigentlich schon auf<br />

das gefreut. Ich hab’ auch immer gesagt:<br />

Das Geschäft kommt für mich vor dem<br />

Fußball. Jetzt im Moment ist es noch ein<br />

bisschen ruhiger, jetzt richten wir für die<br />

Wintersaison her, aber ab Dezember bis<br />

Ostern werde ich nicht oft aus dem Auto<br />

aussteigen.<br />

RS: Was unternimmst du in deiner Freizeit?<br />

Simon Zangerl: Da unternehme ich<br />

mit meiner Freundin Linda (Lehrerin in<br />

der Hauptschule Landeck) viel, wie zum<br />

Beispiel zusammen Tennis spielen.<br />

RS: Stichwort Wacker: Viele mokieren<br />

sich, dass kaum oder gar keine Tiroler mehr<br />

in der Startaufstellung drin sind. Dein<br />

Kommentar?<br />

Simon Zangerl: Das betrifft mittlerweile<br />

auch schon Wattens. Zu Wacker:<br />

Ich finde das eigentlich nicht richtig, sie<br />

reden schon seit Jahren über den Tiroler<br />

Weg. Es gibt ja gleichwertige Spieler bei<br />

uns – und die sind wirklich gleichwertig.<br />

Dass das den Leuten auf die Nerven<br />

geht, ist klar. Nicht umsonst sind jetzt in<br />

der Bundesliga manchmal nur so wenige<br />

Zuschauer. Eigentlich ein Wahnsinn.<br />

RS: Dein Lieblingsverein?<br />

Simon Zangerl, (überlegt kurz)<br />

RS: SV Landeck?<br />

Simon Zangerl (lacht): Natürlich<br />

Landeck und Bayern München.<br />

RS: Lieblingsspieler?<br />

Simon Zangerl: War der Oliver Kahn.<br />

RS: Tatsächlich!<br />

Simon Zangerl: Ja, seine Einstellung<br />

am Platz – das hat mir volle getaugt! Wie<br />

er hasse auch ich nichts mehr als verlieren.<br />

Auch wenn ich mit meiner Freundin<br />

Karten spiele, und ich verliere … ich<br />

mag einfach nicht verlieren!<br />

RS: Danke für das Gespräch.<br />

RUNDSCHAU Seite 52 3./4. Oktober 2018

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